Du hast bereits von der Feynman Technik gehört und möchtest dir ein Bild von dieser Lernmethode machen?
Hier bist du goldrichtig.
Denn in diesem Artikel erkläre ich dir die 4 simplen Schritte der Feynman Technik und wie du sie in deinen Lernalltag integrieren kannst.
Mithilfe dieser Methode wirst du nicht mehr nur oberflächlich lernen, sondern die Inhalte in echtes Wissen verwandeln, das die anstehende Klausur oder mündliche Prüfung bei weitem überdauert.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Wissen aufsaugen, ausschütten und für immer vergessen?
- 2 Die Feynman Technik – Werde ein Experte!
- 3 Wähle dein Thema (Schritt #1)
- 4 Werde zum Lehrer (Schritt #2)
- 5 Fülle deine Lücken (Schritt #3)
- 6 Je einfacher, desto besser (Schritt #4)
- 7 So implementierst du die Feynman Technik in deinen Lernalltag
- 8 Zusammenfassung
Wissen aufsaugen, ausschütten und für immer vergessen?
Nein danke.
In Schule und Uni müssen wir auf Kommando Wissen abrufen. Wenn die Stunde des Tests oder der Klausur schlägt, dann heißt es: liefern.
Die Fähigkeit, wie gut jemand Inhalte wiedergeben kann, entspricht dabei nicht unbedingt dem Grad des Verständnisses. Selbst wenn jemand punktgenau ein Modell nachzeichnen und dessen Bestandteile benennen kann, heißt das noch lange nicht, dass dafür auch ein tiefgreifendes Verständnis entwickelt wurde.
In dieser Hinsicht sind viele Prüfungsleistungen, die in der Uni verlangt werden, schwach konstruiert.
Kein Wunder, denn bei 600 Hörern kann wohl kaum jeder ein Referat über ein Thema der Vorlesung halten, geschweige denn eine Hausarbeit schreiben. Also müssen standardisierte Klausuren her.
Wenn es für das oberflächliche Auswendiglernen doch aber eine gute Note gibt, warum sollte ich mir dann mehr Mühe machen als nötig?
Auf diese Frage habe ich zwei Gegenfragen.
Erstens:
Hast du ein Studium nur angetreten, um in kürzester Zeit über den Weg des geringsten Widerstandes eine Qualifikation für einen Job zu bekommen?
Zweitens:
Ist dir Status wichtiger als deine persönliche Weiterentwicklung und -bildung?
Wenn du diese Fragen für dich mit JA beantwortest, dann ist das vollkommen OK. Mit der Philosophie von Richard Feynman (und mir!) kannst du dann wohl eher weniger anfangen und ich wünsche dir viel Glück, denn mit dem Erfolg wird es schwierig werden.
Bist du jedoch auf der Suche nach einer Technik, mit der du die Lerninhalte nicht nur stumpf wiedergibst, sondern ihren Sinn verstehst, verinnerlichst und einen praktikablen Nutzen daraus ziehen kannst?
Dann ist die Feynman Technik für dich genau das Richtige.
Übrigens, mithilfe der Feynman Technik wird deine Fähigkeit, Inhalte wiederzugeben, um Lichtjahre verbessert. Aber das müssen diejenigen, die vor wenigen Sekunden diesen Blog-Artikel fluchtartig verlassen haben, ja nicht wissen. 😉
Also, wie kannst du die Inhalte so durchdringen, dass du ihren Sinn verstehst, sie anwenden und gar zum Experten in einem Fachgebiet werden kannst?
Die Antwort hat Richard Feynman.
Die Feynman Technik – Werde ein Experte!
Bei der Feynman Technik geht es darum, Inhalte Schritt für Schritt zu vereinfachen. So lernst du sie besser zu verstehen und kannst sie darüber hinaus auch anderen beibringen.
Du wirst zum Experten in diesem Thema und manifestierst dein Wissen, indem du es dir und anderen immer wieder auf die einfachste Art und Weise erklärst.
Wer war Richard Feynman?
Richard Feynman war Physiker und forschte im Bereich der Quantenmechanik. Für seine Leistungen wurde ihm 1965 gar der Nobelpreis verliehen.
Ehre wem Ehre gebührt, jedoch wirst du wohl kaum auf diesem Artikel gelandet sein, um dich über Feynman’s Quantenfeldtheorie zu informieren.
Neben seiner Begeisterung für die Naturwissenschaften war Feynman ein passionierter Lehrer. Er liebte es, anderen Dinge beizubringen und merkte schnell, dass auch er daran wuchs. Im Zuge seiner Forschung entwickelte er zusätzlich eine Lernmethode, die heute als die Feynman Technik bekannt ist.
Was war seine Erkenntnis?
Während Feynman versuchte, sich alles verfügbare Wissen zur Quantenmechanik einzutrichtern, führe er ein Notizbuch. Er gab dem Buch den Titel: „Notebook of things I don’t know about“
In diesem Notizbuch organisierte er all sein Wissen. Es ermöglichte ihm, aus dem täglichen Lernstress „herauszuzoomen“. So konnte er seinen Wissenstand jederzeit überprüfen. Doch am wichtigsten war, dass es ihm ermöglichte, Lücken zu identifizieren. So wusste er genau, an welchen Stellen er sein bestehendes Wissen noch ergänzen musste.
Warum ist die Feynman Technik so genial?
Neben dem Notizbuch verfolgte Feynman noch eine weitere Taktik: Er bildete eine Lerngruppe mit seinen Kollegen und etablierte eine Art Spiel:
Jeder musste ein Thema erklären, dass die anderen nicht oder nur rudimentär verstanden. Dabei durfte der Erklärende keine Fremdwörter benutzen. Derjenige musste das Thema so einfach wie möglich erklären.
Die Feynman Technik ist so genial, da sie das fundamentale Prinzip der (englischsprachigen) Wissenschaft widerspiegelt:
Je einfacher du einen komplexen Sachverhalt wiedergeben kannst, desto größer ist deine intellektuelle Leistung.
Der Nebeneffekt:Du durchdringst das Wissen bis auf den Grund.
So verstehst du den Inhalt besser UND kannst ihn vieeeel besser wiedergeben.
Der zweite Nebeneffekt: Du etablierst dich als Experte und kannst das Wissen an andere weitergeben.
Hol‘ dir jetzt die Komplettlösung zum Verfassen einer herausragenden Hausarbeit:
Wähle dein Thema (Schritt #1)
Zu allererst solltest du dich festlegen, auf welchem Gebiet du echtes Wissen erlangen möchtest. Das kann auch einfach nur ein Modell aus deinen Vorlesungsfolien sein. Die Feynman Technik funktioniert wirklich mit JEDEM Thema, dass du dir vorstellen kannst.
Nimm dir ein Blatt Papier oder öffne eine Notiz in Evernote (Mehr zu Evernote findest du in der shribe! Werkzeugkiste).
Der Titel deiner Notiz lautet so wie das Thema, das du lernen möchtest. In meinem Beispiel habe ich mich für Maslow’s Bedürfnishierarchie entschieden (mir war so danach).
Werde zum Lehrer (Schritt #2)
Jetzt schreibst du das GESAMTE Konzept in die Notiz. Stelle dir dabei vor, dass du das Thema einer fremden Person, die davon noch nieee gehört hat, erklären willst.
Nutze dafür einfache Sprache und mache deine Erklärung so anschaulich wie möglich.
Allerdings solltest du es dir auch nicht ZU einfach machen und nur eine oberflächliche Definition hinklatschen, die überhaupt nicht in die Tiefe geht.
Nutze ein Beispiel (oder auch zwei), um das Konzept besser zu erklären. Dabei solltest du auf keinen Fall einfach den Wikipedia-Eintrag abschreiben, sondern dich selbst herausfordern. Strenge deine grauen Zellen an und versetze dich in die Lage eines Lehrers oder Dozenten: Wie müsstest du das Konzept erklären, damit es sogar Kevin aus der letzten Reihe versteht?
Hier mein Beispiel:
Fülle deine Lücken (Schritt #3)
Im dritten Schritt der Feynman Technik sollst du deine Erklärung rekapitulieren. Stelle dir dabei folgende Fragen:
An welcher Stelle wusstest du keine plausible Antwort?
Wo warst du dir unsicher?
Hat die Erklärung an manchen Stellen logische Schwächen?
Jetzt weißt du, wo du weiter recherchieren musst. Suche dir alle Antworten auf deine Fragen aus deinen Lernmaterialien oder externen Quellen. Außerdem solltest du dein Wissen an den Stellen verstärken, bei du dir unsicher warst.
Gehe nun zurück in deine Notiz und mache ein Update. Lasse dein neu gewonnenes oder verstärktes Wissen in deine Basis-Erklärung einfließen. Diesen Kreislauf wiederholst du so lange, bis deine Erklärung sitzt wie eine zweite Haut.
Je einfacher, desto besser (Schritt #4)
Der letzte Schritt der Feynman Technik betont noch einmal die Grundidee:
Eine schrittweise Vereinfachung deines Themas.
Natürlich ist damit irgendwann Schluss und du kannst deine Erklärung nicht weiter vereinfachen ohne an substanziellem Inhalt einzubüßen. Versuche trotzdem folgendes:
Gehe deine Erklärung durch und ersetze alle Fachbegriffe und Fremdwörter durch simple Alltagssprache.
So stellst du sicher, dass wirklich JEDER (inklusive dir selbst) die Erklärung versteht. Vorausgesetzt, sie hat keine logischen Schwächen.
Bist du dir bei dem ein oder anderen Fremdwort unsicher, was es bedeutet? Kein Problem, wir sind doch unter uns. Selbst wenn du einigermaßen sicher bist, schaue trotzdem noch einmal nach und lies dir eine Definition durch. In deiner Erklärung verwendest du dann eigene Worte für den Begriff.
Selbst nach 6 Jahren Studium schaue ich noch immer regelmäßig Fremdwörter nach, weil ich sie nicht kenne. Manchmal vergesse ich sogar deren Bedeutung, wenn ich sie lange Zeit nicht gelesen habe. Ist das normal, oder liegt es an mir…!?
So implementierst du die Feynman Technik in deinen Lernalltag
So, das war die Feynman Technik. Genial, oder?
Jetzt habe ich noch eins, zwei Tipps, wie du das Ganz in der Uni umsetzen kannst. Die Feynman Technik funktioniert ganz wunderbar, wenn du allein bist. Du erklärst dir das entsprechende Konzept einfach selbst oder sprichst es sogar laut aus.
Allerdings besteht hier das Risiko, zwei fatale Dinge zu tun:
- Du belügst dich selbst – und hast das Konzept nur oberflächlich verstanden
- Dein eigenes Feedback zeigt dir deine Schwachstellen nicht auf
Um diese beiden Ergebnis-Killer zu vermeiden, gibt es eine ganz einfache Lösung:
Bilde eine Lerngruppe.
Wenn ihr zu zweit seid, reicht das schon völlig aus. Optimal sind jedoch 3-5 Leute. Jedes Gruppenmitglied bekommt ein Konzept und wendet die Feynman Technik an. Statt dir das Thema selbst zu erklären, trägst du es der Gruppe vor und erhälst Feedback von jedem einzelnen Mitglied.
So kannst du deine Erklärung um Lichtjahre verbessern. Du kannst Lücken entdecken und entwickelst die Fähigkeit auf Nachfragen zu antworten, die über deine Erklärung hinausgehen.
Wenn jedes Mitglied aus der Lerngruppe das eigene Thema oder Konzept vorgestellt, verbessert und erneut vorgestellt hat, dann wechselt ihr die Themen durch. Schließlich sollen alle alles lernen.
Ab jetzt wird es genial: In der Runde befindet sich schon mindestens ein Experte zu deinem Thema, da er oder sie es bereits bearbeitet hat. Das Feedback dieser Person wird also NOCH besser sein. Ab der dritten Runde bekommst du sogar Feedback von ZWEI Experten und so weiter…
Glaub mir oder nicht, aber die Feynman Technik ist absolut genial, um für Klausuren oder mündliche Prüfungen zu lernen.
Falls du irgendwelche Fragen zu dem Thema hast, kommentiere einfach unter dem Blogartikel.
Ich hoffe, dass die Feynman Technik deine nächste Klausurphase ein klein wenig effizienter macht und du ein echter Experte wirst. Probier’s aus, es lohnt sich!
Falls du noch Inspiration für deine nächste Hausarbeit brauchst, habe ich hier 30 Formulierungshilfen für deine Einleitung zusammengestellt:
Die 30 besten Formulierungen für eine aufsehenerregende Einleitung
Schaue außerdem auf meinem YouTube-Kanal vorbei und lass mir ein Feedback oder Wünsche, Anregungen und Kritik da.
Bis nächste Woche! Dein Philip
Zusammenfassung
Das sind die 4 Schritte der Feynman Technik:
- Lege dein Lernthema fest und schreibe es auf eine (digitale) Notiz
- Schreibe das komplette Konzept in einfacher Sprache auf, als würdest du es einem Laien erklären wollen
- Rekapituliere deine Erklärung und identifiziere Lücken und Schwachstellen
- Verbessere deine Erklärung und tausche zusätzlich alle Fremdwörter durch Alltagssprache aus
11 Gedanken zu „Feynman Technik | Die Lernmethode für unversiegbares Wissen“
Hallo Philipp,
diese Technik habe ich schon vor langer Zeit im Rahmen meines Studiums angewandt, ohne den Namen von Feynman zu kennen.
Hallo,
ich hoffe dass ich eine Antwort auf meine Frage bekomme, da der Artikel bereits älter ist. Mir wurde diese Lerntechnik für die Uni empfohlen aber irgendwie weiß ich leider nicht so richtig, wie ich diese anwenden soll weil gefühlt die Folien meiner Professoren nicht so richtig dazu passen.
Ich muss für mein Studium zwar einerseits auf Verständnis lernen und andererseits sehr viele Definitionen können.
Wie lässt sich das mit dieser Methode verbinden?