Wissenschaftlich Schreiben

Wissenschaftliches Arbeiten: Logisch argumentieren mit diesen 3 Pro-Tipps

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Wissenschaftliches Arbeiten ist nicht leicht.

Das erste Mal musste ich diese Erfahrung in meinem zweiten Semester an der Uni machen. Ich wurde zur Besprechung meiner ersten Hausarbeit in das Büro meiner Professorin gerufen.

„Das war Ihre erste Hausarbeit, oder?“

„Ja. Wieso.“

„Ok, ich gebe Ihnen eine 2,7. Aber nur unter der Auflage, dass sie im kommenden Semester den Kurs ‚Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens‘ besuchen“.

Autsch! Das hat gesessen.

Vor allem, weil ich bis dorthin mit einem Ruf eines äußerst kreativen Schreibtalents durch die Welt marschiert bin. Es dauerte noch ein wenig, aber letztlich hatte ich es verstanden:

Wissenschaftliches Arbeiten ist eine Technik. 

Ein Handwerk, das mit Übung und kontinuierliche Feedback-Schleifen systematisch verbessert werden kann.

Um dir beim Erlernen dieses Handwerks beiseite zu stehen, stelle ich dir in diesem Artikel 3 Pro-Tipps vor, mit denen die alten Hasen ihre wissenschaftlichen Arbeiten perfektionieren, um damit Artikel in hochrangigen Journals zu platzieren oder Geld für Forschungsprojekte einzuwerben.

Diese 3 Tipps kannst du sofort in deinen eigenen wissenschaftlichen Arbeiten anwenden und so deine Chancen auf Bestnoten im Handumdrehen erhöhen. Lies unbedingt bis zum Ende, denn dann habe ich noch einen Bonus-Tipp für dich, wie du deine Fähigkeiten des wissenschaftlichen Arbeitens zuverlässig und auch langfristig verbesserst.


Für jeden der folgenden Tipps werde ich zunächst einen typischen Fehler nennen, anhand dessen du sofort das Problem erkennst. Danach folgt der Pro Tipp, wie du es richtig machst. Zuletzt gebe ich dir ein Textbeispiel, in dem ich den Tipp anwende. Also starte spätestens jetzt deine Notiz-App oder zücke. Stift und Papier. Los geht’s!

#1 Argumentation statt Deskription

Typischer Fehler: Doppelzitationen

Sehr oft bekomme ich wissenschaftliche Arbeiten, in denen Doppelzitationen vorkommen. Zum Beispiel:

„Die Wissenschaft weist eindeutig darauf hin, dass vermehrte Bildschirmzeit ungeahnte Folgen für das Wohlbefinden des Einzelnen mit sich bringt (Pflügner et al. 2020). In der Tat kann die Nutzung von IT zu Technostress führen, gleichzeitig wird es für die Nutzer immer schwieriger, darauf zu verzichten (Pflügner et al. 2020).“

Die Doppelzitation ist grundsätzlich nicht falsch. Aber sie führt dazu, dass du in Deskription abschweifst und nicht argumentierst. Was ich damit meine und wie du das erreichst, das erkläre ich dir jetzt.

Beim Verfassen wissenschaftlicher Arbeiten kannst du mit zwei Arten von Zitaten arbeiten: Da wären

  1. direkte Zitate und
  2. indirekte Zitate.

Direkte Zitate

Direkte Zitate werden wörtlich übernommen, was sich besonders für die Definition der wichtigsten Konzepte deiner wissenschaftlichen Arbeit eignet. Außerdem sind sie nützlich, wenn du mit deinen eigenen Worten der Bedeutung des Originaltextes nicht gerecht werden würdest. Das ist beispielsweise der Fall, wenn Primärquellen bestimmte Begriffe prägen und z.B. die Erklärung einer Theorie ohne diese Begriffe keinen Sinn ergibt.

Ansonsten kannst du dir aber merken, dass es grundsätzlich dein Ziel sein sollte, die Inhalte der wissenschaftlichen Quellen, auf denen du deine Arbeit aufbaust, mit eigenen Worten wiederzugeben.

Indirekte Zitate

Hier kommen die indirekten Zitate ins Spiel. Hierfür müssen die Inhalte paraphrasiert werden, d.h. Wortwahl UND Satzstrukturen sollten nicht übernommen werden. Eigene Worte eben. Wie die Technik des Paraphrasierens genau funktioniert, lernst du auch in meinem Artikel Paraphrasieren in wissenschaftlichen Arbeiten.

Sobald du das Paraphrasieren beherrschst ist es Zeit für den nächsten Schritt. Denn das Paraphrasieren führt dazu, dass du einfach die Textstellen und Inhalte der Quellen neu zusammenwürfelst und aneinanderreihst. Das ist reine Deskription. Und für den Anfang ist das auch OK. Aber insbesondere in Kapiteln wie der Einleitung, dem Fazit oder einer Diskussion ist es elementar wichtig, dass du von der reinen Beschreibung der Inhalte weggehst und sie an dein eigenes Argument knüpfst.

Das betrifft sogar den Literatur-Teil deiner Arbeit, in dem man davon ausgehen könnte, eine reine Beschreibung des aktuellen Forschungsstands alles, was hier getan werden kann.

Also, wie stellst du das an?

Der Wissenschaftliches Arbeiten Pro-Tipp ist, dass du nach dem Lesen deiner Literatur zuerst dein Argument skizzierst. Also eine Art logische Kette entwirfst.

Beispiel

Zum Beispiel so:

  • Covid-19
  • gezwungenermaßen mehr Home Office
  • Mitarbeiter verbringen mehr Zeit vor technischen Geräten
  • Problem bei viel Zeit vor technischen Geräten: Technostress
  • Ergo: Firmen und Angestellte täten gut daran, sich Strategien gegen Technostress zu überlegen.
  • Was könnten solche Strategien sein?

Das wäre eine einfach Logik-Kette für eine wissenschaftliche Arbeit. Die Quellen ordnest du nun den einzelnen Bestandteilen des Arguments zu. Dabei nutzt du sowohl die Paraphrasen, also indirekte Zitate (+direkte Zitate, z.B. für die Definition von „Technostress“) und zusätzlich deine eigenen Worte, wie die jeweiligen Textstellen sich zu deinem Argument verhalten.

Ein indirektes Zitat muss dabei nicht immer eine Paraphrase sein. Du kannst ebenfalls eine Aussage machen, z.B. „Studien geben Hinweise darauf, das Technostress bei jüngeren Generationen besonders ausgeprägt ist (Quelle 1; Quelle 2).“ 

Was ich hier gemacht habe, ist gleichzeitig Teil von Pro-Tipp 2.

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#2 Argumente gezielt mit Quellenangaben unterstreichen.

Typischer Fehler: Der Zeitpunkt der Veröffentlichung wird missachtet.

„Die vermehrte Nutzung von Social Media im politischen Kontext führt zu steigender Meinungspolarisierung in der Gesellschaft (Esteban & Ray, 1994).“ 

Okay, was ist hier verkehrt? Esteban und Ray erklären zwar das Prinzip der Polarisierung, aber über Social Media können sie gar keine Aussagen gemacht haben, weil ihre Studie dafür viel zu weit zurückliegt. Die Quelle wäre also überhaupt nicht dazu geeignet, die Aussage zu stützen.

Ein weiteres Beispiel:

„Studien geben vermehrt Hinweise darauf, dass die vermehrte Nutzung von Social Media im politischen Kontext führt zu steigender Meinungspolarisierung in der Gesellschaft (Bail et al. 2018).“  

Ok, diesmal ist die Quelle geeignet, da sie neu genug ist und inhaltlich dieses Argument stützt. Aber: Wenn die Rede von StudieN ist, dann müssen hier auch mindestens zwei solcher Studien angegeben werden! Gebe ich nur eine Quelle an, stimmt die Anzahl meiner angegebenen Quellen nicht mit meiner Aussage überein.


Der Wissenschaftliches Arbeiten Pro-Tipp hier lautet also:

Setze deine Quellenangaben strategisch dazu ein, deine Argumente zu stärken.

Dazu gehören die Anzahl, das Erscheinungsjahr und natürlich der Inhalt der Quelle. Besonders wenn du dich im aktuellen Forschungsstand bewegst ist es sehr wichtig, dass deine Quellen aktuell sind. Sind hier mehr als 50% der Quellen aus den Jahren 2010-2015 und du schreibst deine Arbeit im Jahr 2021, dann hat das nur wenig mit dem aktuellen Forschungsstand zu tun! 🙂

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#3 Zusammenhänge sprachlogisch verstärken.

Typischer Fehler: Fehlende logische Verknüpfungen.

Die Sprache ist das Werkzeug, das dir für deine Argumentation zur Verfügung steht – Wenn wir die Bildsprache durch Abbildungen oder Tabellen mal außen vorlassen.

Und in dieser Werkzeugkiste liegen Wörter, welche sich besonders gut für die Beschreibung von logischen Zusammenhängen eignen.

Der Wissenschaftliches Arbeiten Pro-Tipp ist also: Mache Gebrauch von ihnen! Hier ein paar Beispiele:

  • aufgrund(-dessen)
  • damit
  • nichtsdestotrotz
  • folglich
  • demnach
  • schließlich
  • gleichzeitig
  • im Gegensatz dazu

Achte insbesondere darauf, dass die Übergänge zwischen deinen Sätzen oder Abschnitten den logischen Verlauf deines Arguments unterstützen. Hilfreich ist hierbei, Absätze zu verwenden – jeder Absatz steht für einen zusammenhängenden Teil deines Arguments.

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Bonus-Tipp: Wissenschaftliches Arbeiten bedeutet Input = Output

In Robert Greene’s Buch „Mastery“ sind zwei Säulen der Meisterschaft besonders wichtig:

  1. Viel Zeit mit einer Sache verbringen (Übung macht den Meister, wenn du so willst)
  2. Von denjenigen Lernen, die dort sind, wo du hinwillst (Mentoren als Abkürzung)

Für die Fähigkeit des wissenschaftlichen Arbeitens empfehlen sich hier zwei Dinge.

#1 Lesen, lesen und nochmals lesen.

Je mehr wissenschaftliche Texte du liest, desto mehr wirst du die Muster und Techniken erkennen, die hier vonnöten sind. Achte beim nächsten Mal nicht nur auf den Inhalt, sondern darauf, wie die Autoren argumentieren. Welche Wörter verwenden sie, um zu argumentieren? Wie ist das Argument aufgebaut?

#2 Fragen, fragen und nochmals fragen.

Um von den Leuten zu lernen, die deine Fragen bereits in der Vergangenheit beantwortet bekommen haben, musst du sie wiederum Fragen. Scheue dich nicht davor, deine Dozenten auch mal ungewöhnliche Fragen zu stellen wie: Was sind die 3 wichtigsten Bücher, die Sie mir empfehlen würden? Was waren Ihre 3 größten Kritikpunkte an meiner letzten Hausarbeit?

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