Schreibst du an einer wissenschaftlichen Arbeit, die auf einer empirischen Datenbasis beruht, dann darf eine Sache auf keinen Fall fehlen: Die Beschreibung des methodischen Vorgehens.
Damit meine ich das Kapitel, das du nach dem Literatur-Teil und vor deinen Ergebnissen platzierst, um deinen methodologischen Hintergrund zu erläutern, einzelne methodische Schritte zu erklären und dein Forschungsdesign zu skizzieren.
Damit du in diesem alle möglichen Stolperfallen vermeidest und bei der Begutachtung keine Angriffsfläche bietest, habe ich in diesem Blogartikel die 3 wichtigsten Grundprinzipien, die du in deiner methodischen Beschreibung befolgen solltest.
Dabei ist es egal, ob dein Forschungsdesign einem quantitativen, qualitativen oder Mixed Methods Vorbild folgt. Denn die 3 Grundprinzipien sind für jede Art der empirischen Arbeit von elementarer Bedeutung.
Inhaltsverzeichnis
Methodisches Vorgehen beschreiben
Dieses Kapitel deiner wissenschaftlichen Arbeit ist ein immens wichtiges. Es befindet sich nicht nur auf der ersten Hierarchie-Ebene deiner Arbeit, wie z.B. Einleitung, Literatur-Review, oder Ergebnisse, sondern bietet auch extrem viel Angriffsfläche für GutachterInnen.
Das liegt ganz einfach daran, dass du hier beweisen musst, wie durchdacht dein Forschungsdesign ist und dass du deine Datensammlung und Analyse-Methoden sauber aufeinander aufgebaut hast.
Insbesondere bei Abschlussarbeiten, solang sie denn empirischer Natur sind, ist eines der wichtigsten Kriterien, die Kohärenz der einzelnen Arbeitsschritte.
Ein positiver Aspekt dieses Methoden-Kapitels ist, dass die Grundprinzipien immer gleich bleiben. Das bedeutet, dass du viel von anderen wissenschaftlichen Arbeiten lernen kannst.
Nachdem du also die 3 Grundprinzipien aus diesem Artikel verinnerlicht hast, empfehle ich dir dringend einen Blick in 2,3 oder auch 4 Paper zu werfen, die ein ähnliches methodisches Vorgehen aufweisen. Schnell wirst du die Grundprinzipien Wiedererkennen und kannst sie auf deine eigene Arbeit übertragen.
#1 Bleibe der Chronologie treu
Zunächst einmal solltest du dein Kapitel des methodischen Vorgehens so strukturieren, dass du deinen Arbeitsprozess Schritt für Schritt erklärst. Und zwar der Reihe nach.
Hier einmal einige exemplarische Arbeitsschritte:
Beispiel für eine quantitative Online-Umfrage:
- Wie wurde der Fragebogen entwickelt?
- Wie wurde die Umfrage erstellt (technisch)?
- Gab es einen Pretest? Wie wurde er durchgeführt und was hat er ergeben?
- Wie wurden TeilnehmerInnen rekrutiert?
- Wie wurde die Zusammensetzung und Größe der Stichprobe bestimmt?
- Welche Analysen (Statistische Tests) wurden wie (Hilfssoftware) berechnet?
- Gibt es Reabilitätsmaße die du berichten kannst?
Beispiel für qualitative Experten-Interviews:
- Welche Methodologischen Annahmen unterliegen deiner Arbeit? (Case Study, Grounded Theory, etc.)
- Ggf. Fall- oder Unternehmensbeschreibung (Für Case Studies)
- Wie wurde der Interview-Leitfaden entwickelt?
- Wie wurden die ExpertInnen rekrutiert?
- Wie wurde die Zusammensetzung und Größe der Stichprobe bestimmt?
- Welche Analysen (z.B. Inhaltsanalyse) wurden wie (z.B. Hilfssoftware) durchgeführt?
- Welchem Codierschema folgte deine Analyse?
- Gibt es Reabilitätsmaße die du berichten kannst?
Darüber hinaus solltest du keine Ergebnisse in diesem Kapitel preisgeben. Das methodische Vorgehen dient lediglich dazu, dein Forschungsdesign relativ unabhängig von den Daten zu beschreiben, damit es theoretisch von jedem repliziert werden könnte.
Dabei ist Transparenz sehr wichtig und auch ungeplante Zwischenfälle wie ein gescheiterter Pretest oder ein überarbeitetes Codebuch sind kein Beinbruch. Sie tragen eher dazu bei, dass du deiner Arbeit zusätzliche methodische Tiefe verleihst und zeigst, dass du nach der guten wissenschaftlichen Praxis gearbeitet hast.
#2 Berufe dich auf Frameworks und Qualitätskriterien
Um die Qualität deines methodischen Vorgehens zu erhöhen, solltest du dich an eine Anleitung halten. Zwar streiten sich WissenschaftlerInnen immer mal wieder über diesen oder jenen Schritt, doch im Prinzip bleibt der Baukasten Studie für Studie immer gleich.
Nach vielen Jahrzehnten der empirischen Forschung haben sich einige Werke und AutorInnen herauskristallisiert, die eine Art wissenschaftlichen Konsens erarbeitet haben. Du brauchst also nichts weiter zu tun, als ihrer Anleitung zu folgen.
Recherchiere also die in deiner Disziplin meistzitierten Frameworks und vergleiche, welches für deine Methode am besten geeignet ist.
Ein Beispiel:
Das Buch „Case Study Research – Design & Methods“ von Robert Yin ist ein Standardwerk wenn es um die Durchführung von Case Studies geht.
Gehst du aber mit qualitativen Experteninterviews vor, ist höchstwahrscheinlich ein anderes Framework besser geeignet, da Yins Ansatz auf quantitative Methodik abzielt.
Hast du dich für ein Framework entschieden, dann befolge möglichst konsequent dem dort vorgeschlagenen Vorgehen und zitiere es selbstverständlich in deinem Methoden-Kapitel.
Die Arbeitsschritte, die dein Framework vorsieht, entscheiden nun darüber, wie du dein Kapitel aufbaust. Denn du solltest ja wie in Grundprinzip 1 erläutert der Chronologie folgen.
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Geheim-Tipp: Baue eine Abbildung
Bevor wir nun zum dritten und letzten Grundprinzip kommen, möchte ich dir noch einen Geheimtipp geben:
Stelle dein methodisches Vorgehen visuell dar und füge es in dein Kapitel ein. Baue dabei auf deinem Framework auf, aber wende es konkret auf deine Arbeit an.
Zum Beispiel so:
Figure 1. Category development and sample coding procedure based on (Mayring, 2014).
In dieser Arbeit wurde eine qualitative Inhaltsanalyse mit Postings von Twitter vorgenommen. Nach der Abbildung würden nun die einzelnen Schritte in textueller Form beschrieben werden.
Und zwar konkret, also genau wie du vorgegangen bist, mit dem Wissen um die Anleitung aus dem Framework.
#3 Verbinde jeden Schritt mit einer Begründung
Auch wenn du peinlich genau einem Framework folgst, wirst du manchmal auf ungeplante Vorkommnisse stoßen. Oder du stehst vor einem Dilemma. ODer du hast zu viele Optionen. Dann musst du eine methodische Entscheidung treffen.
Das Kapitel des methodischen Vorgehens ist eine einzige große Begründung deiner methodischen Entscheidungen.
Wie du in den ersten beiden Grundprinzipien gelernt hast, solltest du nach Möglichkeit alle Schritte der Reihe nach erklären und dich dabei am besten auf ein in der Wissenschaft anerkanntes Framework beziehen.
Nun musst du im letzten Schritt sicherstellen, dass du die einzelnen Schritte logisch miteinander verknüpfst. Und zwar mit Begründungen. Grob kannst du dir das so merken:
Für jeden Schritt den du beschreibst, schreibe einen weiteren Satz dazu, warum dieser Schritt der bestmögliche und logischste war. Um das zu üben, kannst du am Ende deine Logik-Kette überprüfen.
Ein Beispiel:
„Um die eingangs aufgestellte Forschungsfrage zu beantworten, dient dem Forschungsdesign dieser Arbeit eine Fallstudie der Firma XY.“
Warum eine Fallstudie?
„Aufgrund der Tatsache, dass Augmented Reality in der Handwerksbranche bisher nur vereinzelt eingesetzt wird (Quelle), und die Firma XY seit 2 Jahren den Einsatz von AR-Brillen in der Fertigung forciert und im Pilot-Projekt ABC mitwirkte, welches DEF erstmals in Deutschland in die Praxis umsetzte, eignet sich eine Einzel-Fallstudie dieser Firma um (Inhalt der F-Frage) zu ermitteln. Dazu wurden im Juli 2020 zehn Expertinterviews in Firma XY geführt und ausgewertet.“
Warum Experteninterviews?
„Die im Literatur-Review herausgestellten Bedarfe der Theorie-Bildung in Bezug zu diesem Thema, in Kombination mit der Neuartigkeit der Technologie im Anwendungskontext des Handwerks machen es notwendig, mithilfe qualitativer Methodik eine Datenbasis zu schaffen und Anforderungen, Motivationen und Barrieren zu identifizieren. Die Experteninterviews werden nach dem Vorbild von Mayring (2015) ausgewertet und analysiert.“
Warum Mayring (2015)?
An dieser Stelle stoppe ich nun das Beispiel. Wie du siehst handelt es sich bei diesem Kapitel um eine Aneinanderreihung methodischer Schritte und deren Begründung.
Deine Leistung in diesem Kapitel wird zu einem großen Teil daran gemessen, wie gut du eine Entscheidungen begründen konntest.
Zum Schluss noch eine letzte Anmerkung:
Manchmal musst du eine Entscheidung treffen, bei der du dir nicht sicher bist, in welche Richtung du nun gehen sollst. Das ist überhaupt nicht schlimm. Und manchmal gibt es auch kein Richtig oder Falsch. Es gibt nur gut begründet und schlecht begründet.
Hauptsache ist, du triffst eine Entscheidung und beschreibst dann in nachvollziehbarer Weise, warum diese Entscheidung methodisch und inhaltlich Sinn Macht.
Wenn du das schaffst, steht der vollen Punktzahl im Gutachten deiner wissenschaftlichen Arbeit für diese Kapitel nichts mehr im Weg.
Wenn du jetzt auf dem Weg zu mehr Erfolg im Studium noch ein wenig Starthilfe für deine wissenschaftliche Arbeit benötigst, dann habe noch ein PDF für dich, das du dir gratis herunterladen kannst:
Die 30 besten Formulierungen für eine aufsehenerregende Einleitung
3 Gedanken zu „Methodisches Vorgehen deiner wissenschaftlichen Arbeit (3 Prinzipien)“
Ich fand es bisher schwer, mein firschhunfsdesign zu beschreiben, aber so wird ein Schuh draus. Danke