Egal, ob du gerade dein Abitur abgeschlossen hast oder nach einigen Jahren Berufserfahrung wieder ins Studium einsteigst – du bist wahnsinnig aufgeregt und weißt noch gar nicht, was dich an der Uni erwartet.
Doch keine Sorge!
In diesem Video verrate ich dir 10 wichtige Dinge, die du bereits vor dem Studium wissen solltest.
So wird dein Studium nicht nur ein produktiver, sondern auch ein erfüllender Lebensabschnitt.
Inhaltsverzeichnis
- 1 1. Organisiere dich antizyklisch
- 2 2. Gehe niemals den einfachen Weg
- 3 3. Zieh zuhause aus
- 4 4. Alle kochen nur mit Wasser
- 5 5. Nutze die Vorlesungszeit um dir einen Vorsprung zu erarbeiten
- 6 6. Lerne zu lernen
- 7 7. Mache so viele Fehler wie du kannst
- 8 8. Die Regelstudienzeit hat keine Bedeutung
- 9 9. Das Auslandssemester ist Pflicht
- 10 10. Hab Spaß
1. Organisiere dich antizyklisch
Gerade zu Beginn des Studiums kann es vorkommen, dass du dich erstmal überfordert fühlst. Nach der Schule bist du es gewohnt, feste Stundenpläne zu haben und im Laufe des Schuljahres regelmäßig Klausuren zu schreiben. An der Uni musst du nun selbstständig deine Zeit organisieren, deine Kurse planen und kontinuierlich lernen, auch ohne regelmäßige Prüfungen.
Die Klausuren finden zwar fast immer erst am Ende des Semesters statt, aber dann erst anfangen zu lernen ist meistens ein Fehler. Du wirst auf Kommilitonen treffen, die damit angeben, erst einen Tag vor der Klausur anfangen zu lernen.
Cool.
Sei nicht diese Person.
Wenn es um Klausuren geht, sind wissenschaftliche erprobte Lerntechniken wie Spaced Repetition und Active Recall der Schlüssel zum Erfolg.
Aber sie funktionieren nur, wenn du dir deine Zeit strategisch einteilst. Mehr dazu in Tipp 5.
Der beste Tipp den ich dir zur Kurswahl geben kann, ist antizyklisch zu wählen. Was heißt das? Wenn alle das Marketing-Seminar wählen, geh in die Steuervertiefung. Wenn keiner in das Tutorium am Freitag geht, weil es halt am Freitag ist, geh genau dorthin.
Wenn alle eine bestimmte Professorin als Betreuerin wählen, frage bei dem neuen Postdoc an, den noch niemand kennt. Wenn du dich antizyklisch verhältst, wirst du spannendere Dinge lernen, besseres Mentoring bekommen und eine andere Perspektive auf dein Studienfach bekommen als alle anderen.
Ich habe diesen Tipp auch am Anfang meines Studiums bekommen und ihn zunächst ignoriert. Natürlich wollte ich lieber das Marketingseminar machen! Später habe ich es dann doch probiert und war begeistert. Das Ergebnis waren kleinere Gruppen, interessantere Menschen und bessere Noten.
2. Gehe niemals den einfachen Weg
Als Ersti erhältst du viele Ratschläge von Studierenden aus höheren Semestern. „Die Datenbanken-Klausur ist total einfach, 2 Tage Vorbereitung reichen locker.“ „Jahresabschluss und Statistik sind die schlimmsten Klausuren, schiebe sie unbedingt ans Ende des Studiums.“
Prof. Müller vergibt die besten Noten, schreib die Hausarbeit unbedingt bei ihm.“ Du kannst dir die Ratschläge natürlich anhören, denn deine KommilitonInnen meinen es sicher gut mit dir.
Aber vergiss nicht, dass du deine eigenen Erfahrungen machen musst. Was für andere funktioniert hat, muss nicht unbedingt auch für dich gelten.
Gehe niemals den leichten Weg, sondern immer den harten.
Konzentriere dich darauf, was dir die wertvollsten Fähigkeiten beibringt.
Das Studium ist nicht dazu da, möglichst gut und schnell durchzukommen. Es ist auch nicht eine Ansammlung an Fächern, die du abhaken sollst. Das ist es nur an der Oberfläche.
Das Studium ist ein Lebensabschnitt, indem du Fähigkeiten aufbaust und Erfahrungen machst. Wenn du dein Studium auf das beschränkst, was dir die Uni auf dem Tablett serviert, dann hast du genau das gelernt, was alle anderen auch lernen.
Wenn du das Studium aber breiter begreifst, dann kannst du dir in dieser Zeit überlegen, wer du nach dem Studium sein willst und was diese Person für Fähigkeiten haben soll.
Wähle das Fach, in dem du Programmieren anstatt die Geschichte der Informatik lernst.
Wähle das Seminar, in dem man die englische Hausarbeit schreiben muss. Englisch ist aber nicht deine Stärke? Wähle erst recht die englische Hausarbeit.
Wenn du Angst vor Präsentationen hast, wähle das Fach mit dem Referat.
Gehe niemals den einfachen Weg.
3. Zieh zuhause aus
Gerade in einer völlig neuen Situation fühlt man sich oft unsicher und macht sich viele Gedanken.
Vielleicht fühlst du dich im Studentenwohnheim unwohl und würdest am liebsten wieder zurück nach Hause ziehen?
Warte ab, in wenigen Wochen bist du mittendrin.
Ziehe zuhause aus und gründe eine WG.
Zuhause zahlst du aber keine Miete?
Gehe niemals den einfachen Weg.
Nimm nicht den Studienplatz in der Stadt an, sondern den in einem anderen Bundesland.
Wähle eine Studenten-Stadt und keine Pendler-Uni.
Bleibst du zuhause und pendelst zur Uni, werden dir die schönsten Seiten eines Studiums für immer verborgen bleiben.
Wenn Ausziehen bedeutet, dir einen Nebenjob zu suchen und ein Jahr länger zu studieren, dann ist das genau richtig so.
Die persönliche Weiterentwicklung wird sich dadurch verhundertfachen. Selbstständigkeit und Eigenverantwortung zu lernen sind genauso Teil des Studiums wie dessen Inhalte.
4. Alle kochen nur mit Wasser
Du sitzt in der ersten Vorlesung und kannst dem Prof nicht folgen? Das ist mir schon oft passiert.
An der Uni wirst du auf Menschen treffen, die sich hinter intellektuellem Jargon verstecken. Wenn du den Jargon verstehst, bist du Teil des Clubs. Am Anfang verstehst du nur Bahnhof, aber schon nach kurzer Zeit wird sich das legen.
Lass dich niemals von Professoren oder älteren Semestern einschüchtern oder von den Erwartungen und Vorwissen überwältigen. Selbstzweifel gehören im Studium dazu, aber sobald du das nächste Level geschafft hast wirst du über das lächeln was dir davor noch Sorgen bereitet hat. Der Unterschied zwischen dir und denen, die dich einschüchtern ist, dass SIE länger dabei sind. Mehr nicht!
Wenn du zum ersten Mal eine Hausarbeit schreibst, wirst du an 15 Seiten verzweifeln. Wenn du eine Bachelorabreit schreibst, lachst du über 15 Seiten, denn du schreibst 40 Seiten. Wenn du deine Masterarbeit schreibst, lächelst du über 40 Seiten. Wenn du eine Doktorarbeit schreibst, was sind 15 Seiten?
Du musst eine Stufe nach der nächsten nehmen, aber dir bewusst sein, dass alle anderen sie auch genommen haben.
Der Prof der gerade vorne steht und über 15 Seiten lächelt war auch mal in deiner Situation und ist an seiner ersten Hausarbeit verzweifelt.
Alle kochen nur mit Wasser.
5. Nutze die Vorlesungszeit um dir einen Vorsprung zu erarbeiten
Gehe zu den Vorlesungen, auch wenn das Skript online verfügbar ist.
Manchmal geben die Professoren zwischen den Zeilen Hinweise darauf, was in der Prüfung relevant sein könnte.
Manchmal sind sie sogar charismatisch und spontan und du wirst Dinge lernen, die über das Skript hinausgehen.
Eine Vorlesung spricht verschiedene Sinne an, sodass verschiedene Lerntypen profitieren und sich die Informationen besser einprägen können.
Du siehst, hörst und schreibst mit, wenn du aktiv an der Vorlesung teilnimmst. Und falls dir etwas unklar ist, kannst du direkt in der Vorlesung Fragen stellen.
Im Studium trauen sich nur 5% der Leute Fragen zu stellen.
Die Wahrheit ist, dass sich Dozenten über jede einzelne Frage ein Loch in den Bauch freuen.
Du wirst überrascht sein, wie positiv die Reaktion ausfällt.
Wenn du etwas nicht verstanden hast, dann frag. Dazu ist diese Person ja da. Mache Fragen stellen zu deiner Gewohnheit.
Noten sind aus meiner Sich absolut zweitrangig, aber nichtsdestotrotz brauchst du sie ja um dein Studium abzuschließen.
Der Schlüssel zu guten Noten ist die Semesterplanung.
In den ersten beiden Semestern dachte ich zu Beginn des Semesters, dass noch sooo viel Zeit bis zur Klausurenphase bleibt. Und dann, vier Wochen vor der ersten Prüfung, überkam mich langsam die Panik.
Also verbrachte ich (wie die meisten meiner Kommilitonen) ab diesem Zeitpunkt acht Stunden am Tag in der Bibliothek und versuchte, den Stoff von 5 Vorlesungen zu lernen.
Eines ist sicher: Das hat keinen Spaß gemacht! Die Noten waren OK, aber ich hatte nie das Gefühl, den Stoff wirklich verstanden zu haben – dafür blieb einfach keine Zeit, er musste ja auswendig gelernt werden.
Im dritten Semester sah mein Stundenplan dann anders aus. Nach den Vorlesungen hatte ich oft eine längere Pause. Eines Tages ging ich aus Langeweile in einer dieser Pausen in die Bibliothek und blätterte durch das Skript der vorherigen Vorlesung, während ich meine Notizen überarbeitete.
Kaum zu glauben, aber es machte mir sogar Spaß. Woche für Woche blieb ich dabei und arbeitete alles nach.
In Gedanken bereitete ich mich bereits wieder auf die vier stressigen Wochen vor der Klausurenphase vor. Aber plötzlich war alles anders.
Da ich den Stoff bereits verstanden hatte, war ich nach drei bis vier Stunden in der Bibliothek mit dem Lernen fertig.
Anfangs fühlte es sich falsch an, so früh aufzuhören und fertig mit dem Lernen zu sein.
Aber tatsächlich konnte ich meinen Kommilitonen ihre Fragen beantworten, also hatte ich den Stoff verinnerlicht.
Ich hatte unbewusst Active Recall und Spaced Repetition kombiniert. Damit du deinen Lernerfolg nicht dem Zufall überlassen musst…
6. Lerne zu lernen
Um effektiv zu lernen, ist es wichtig, deinen individuellen Lerntyp zu identifizieren. Jeder Mensch lernt auf unterschiedliche Weise, und indem du deinen persönlichen Lerntyp erkennst, kannst du deine Lernstrategien optimieren und bessere Ergebnisse erzielen.
Wenn du ein visueller Lerntyp bist, profitierst du davon, Informationen in Form von Bildern, Diagrammen oder Grafiken zu sehen. Nutze daher farbige Markierungen, Mindmaps oder visuelle Zusammenfassungen, um den Lernstoff zu organisieren und zu verinnerlichen.
Schaue dazu Vorlesungen von Vera Birkenbihl auf YouTube oder hole dir eins ihrer Bücher zum Erstellen von MindMaps.
Der auditive Lerntyp hingegen bevorzugt das Hören von Informationen. Um deine Lernmethoden anzupassen, kannst du Mitschriften laut vorlesen, Podcasts oder Hörbücher verwenden und Diskussionen mit anderen führen, um das Gelernte besser zu verstehen.
Ein motorischer Lerntyp kann effektiver lernen, wenn er am Lernprozess direkt beteiligt ist und durch „learning by doing“ eigenständige Erfahrungen sammelt. Bewegung während des Lernens oder das Anfertigen von handschriftlichen Notizen können dir helfen, den Stoff besser zu verarbeiten.
Egal welcher Lerntyp du bist, es ist wichtig, verschiedene Lernstrategien auszuprobieren und anzupassen, um deinen individuellen Bedürfnissen gerecht zu werden.
Auch die Uhrzeit, zu der du am besten lernst, ist individuell und kann von Person zu Person unterschiedlich sein. Es gibt die Lerchen, die am Morgen ihre höchste Produktivität erreichen und sich besser auf das Lernen konzentrieren können.
Eulen sind abends oder nachts am aktivsten bringen in diesen Stunden ihre beste Leistung.
Es ist wichtig, dass du deine eigene innere Uhr beobachtest und herausfindest, zu welcher Tageszeit du am effektivsten bist.
Indem du deine Lernzeiten entsprechend anpasst, kannst du deine Konzentration und Produktivität steigern und den Rest der Zeit für andere Dinge nutzen.
7. Mache so viele Fehler wie du kannst
Es ist nicht nur in Ordnung, Fehler zu machen, es ist notwendig. Ohne Fehler, kein Lernprozess. Das gilt für kleine, aber auch größere Fehler.
Dein Praktikum läuft nicht wie erwartet, denn du verbringst die meiste Zeit nur damit, Kaffee zu kochen? Die Studieninhalte interessieren dich doch nicht so wie erwartet? Dann sei mutig und ändere etwas an deiner Situation.
Gründe eine Firma während deines Studiums und scheitere damit. Falle durch eine Klausur. Habe einen Black-Out während deines Referats.
Fehler sind keine Anzeichen von mangelnder Intelligenz oder Schwäche, sondern sie erfordern Mut und Selbstreflexion.
Sie können dir wertvolle Lektionen über dich selbst beibringen. Es ist total in Ordnung, wenn du deine Meinung änderst.
Wichtig ist, dass du hinter deinen Entscheidungen stehst und dir selbst treu bleibst. Sei offen für neue Wege und nutze die Gelegenheit zur Weiterentwicklung.
Gehe deinen eigenen Weg und begreife Rückschläge als notwendigen Teil davon.
8. Die Regelstudienzeit hat keine Bedeutung
Mit 18 Jahren das Abi in der Tasche, direkt danach ab an die Universität und spätestens mit 21 den Bachelor abschließen – möglichst viele Praktika während der Semesterferien absolvieren und keine Zeit verschwenden. Das ist der Plan, um so schnell wie möglich in den Traumjob einzusteigen, oder? Aber ist die Einhaltung der Regelstudienzeit wirklich der wichtigste Aspekt deines Studiums?
Nein.
Bildung ist ein infinite game, also ein Spiel ohne Ende. Ob du Travel and Work machst, ein Studium, ein Praktikum oder einen Vollzeitjob – all das sind finite games, also Spiele mit Anfang und Ende innerhalb eines infinite games – dem lebenslangen Lernen.
Das Studium ist nicht die einzige Zeit in der du lernst. Es ist einfach nur EINE Zeit in der du lernst. Wie lange du in diesem Rahmen verbringst ist egal, solange du lernst.
Wenn du merkst, dass dieser Rahmen keine neuen Impulse mehr gibt, dann ist es Zeit für das nächste Spiel.
Es ist wichtig, flexibel zu bleiben und dir keinen unnötigen Druck aufzuerlegen, um die Regelstudienzeit unbedingt einzuhalten.
Mentale Gesundheit ist das A&O
Setze dir Ziele und schreibe sie auf. Aber erreiche sie langsam.
Slow is smooth and smooth is fast.
9. Das Auslandssemester ist Pflicht
Auch das Auslandssemester raubt dir nicht deine Zeit, sondern ist eine Investition in deine Zukunft. Selbst wenn du nicht alle Credits im Ausland angerechnet bekommst, sollte das niemals ein Grund sein es nicht zu machen.
Auf dich warten wertvolle Begegnungen, neue Perspektiven und unvergessliche Momente
Es geht nicht nur darum, jede Minute zu optimieren, sondern auch die Reise selbst zu genießen und Erinnerungen zu sammeln.
Stell dich neuen Herausforderungen und nutze die Gelegenheit, eine Fremdsprache fließend sprechen zu lernen.
Ein Auslandssemester bietet eine einzigartige Chance, deine Komfortzone zu verlassen und persönlich zu wachsen.
Mein Auslandssemester ist bis heute das Beste was ich je gemacht habe.
Und wenn du auf Lebenslaufoptimierung aus bist hast du erst recht keine Ausrede, ein Auslandssemester bringt maximale persönliche Weiterentwicklung, maximalen Spaß UND findet Anerkennung bei den Anzugträgern dieser Welt.
Was willst du mehr?
10. Hab Spaß
Der letzte Punkt könnte auch von meiner Mutter kommen. Aber sie hätte trotzdem recht.
Genieße das Studentenleben und hab Spaß! Du kannst dir jetzt vielleicht noch nicht vorstellen, wie schnell die Studienzeit vorübergeht – aber wenn sie vorbei ist, trauerst du ihr hinterher. Das ist immer so.
Viele Studis möchten ihr Studium so schnell wie möglich abschließen, um keine Zeit zu verlieren.
Wie du mittlerweile gemerkt hast denke ich, dass dies der völlig falsche Ansatz für ein Studium ist.
Verbringe nicht deine gesamte Zeit damit, dich nur auf die Zukunft zu fokussieren.
Das Studentenleben hält so viele einzigartige und kostbare Momente bereit, die du später vermissen wirst. Es ist wichtig, dass du dich auch mal erlaubst, die Semesterparty am Donnerstag zu genießen und am Freitag vielleicht nicht ganz so ausgeruht in deinem Tutorium zu sitzen – und das ganz ohne schlechtes Gewissen.
Nutze die Zeit, um dich selbst besser kennenzulernen und deine Interessen zu entdecken. Nimm dir Zeit für Selbstreflexion und finde heraus, was dich wirklich inspiriert und antreibt.
Wenn ein bestimmtes Thema dich brennend interessiert, dann besuche auch mal eine Vorlesung, die nicht direkt mit deinem Studium zusammenhängt.
Genieße die Freiheit und Flexibilität eines Studiums.
Lasse dir nicht vorschreiben wie du zu studieren hast.
Experimentiere und probiere neue Dinge aus. Und habe Spaß dabei.