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Spaced Repetition: Die Lernmethode für (fast sichere) 1,0 Klausuren

Spaced Repetition

Du fängst in der Regel 5 Tage vor der Klausur mit dem Lernen an? Kein Wunder, dass du am Tag der Prüfung schon wieder 80% vergessen hast.

Glaubt man der Wissenschaft, dann ist die Spaced Repetition Lernmethode die Lösung.

Wendest du diese Methode vor deiner Klausur an, musst du nicht nur insgesamt weniger Stunden mit Lernen verbringen, sondern kannst in der Woche vor der Klausur ganz entspannt deinen Alltag weiterleben UND eine 1 vor dem Komma erwarten.

In diesem Artikel zeige ich dir in 5 einfachen Schritten, wie du die Methode in der Praxis umsetzt.

Wie funktioniert Spaced Repetition?

Der Psychologe Hermann Ebbinghaus, ein Pionier der Gedächtnisforschung, führte zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine Reihe von Selbstexperimenten durch.

Er versuchte beispielsweise sich eine Reihe von zusammenhangslosen Wortsilben zu merken und dokumentierte wie erfolgreich er dabei war.

Er entdeckte, dass er Informationen mit der Zeit vergaß, wenn er sie nicht wiederholte. Diese Beobachtung führte zur Entwicklung der Vergessenskurve, die zeigt, wie Erinnerungen verblassen, wenn sie nicht aktiv aufgefrischt werden.

Das besondere an der Vergessenskurve ist jedoch, dass sie mit der Zeit abflacht. Das bedeutet, dass die Abstände zwischen den Wiederholungen größer werden können, um die gleiche Erinnerungsleistung zu erreichen.

Dieser Effekt wurde später mit dem Mehrspeichermodell erklärt, also dass Gedächtnisinhalte unter anderem vom Kurzzeitgedächtnis in ein Langzeitgedächtnis wandern.

Spaced Repetition ist eine Lernmethode, die auf genau diesem Prinzip basiert.

Das Ziel dieser Methode ist es, Informationen effektiver im Langzeitgedächtnis zu verankern. Der Kerngedanke dabei ist, dass du Informationen besser behältst, wenn sie über einen längeren Zeitraum hinweg in zunehmend größeren Abständen wiederholt werden, anstatt sie in kurzen, dichten Intervallen zu büffeln.

  1. Erste Wiederholung: Kurz nach dem ersten Lernen einer Information.
  2. Weitere Wiederholungen: In immer größeren zeitlichen Abständen.
Spaced Repetition Mechanismus

#1 Verstehe den Mechanismus der Spaced Repetition Lernmethode

Stell dir vor, du könntest alles, was du lernst, nicht nur für die nächste Prüfung, sondern für Jahre behalten. Genau das macht Spaced Repetition möglich.

Durch das Wiederholen von Lerninhalten in zunehmend längeren Abständen, verankert Spaced Repetition Informationen tief in deinem Langzeitgedächtnis.

Das Prinzip funktioniert so ähnlich wie beim Muskelaufbau: Regelmäßiges und gut getimtes Training führt zu gut ausgebildeten Muskeln. Wenn du mit dem Training aufhörst, wird es dir leichter fallen, sie schnell wieder aufzubauen.

Genauso baut dein Gehirn mit Spaced Repetition starke Erinnerungen auf, die du für deine Klausur maximal effektiv aufbaust.

Und wenn du den Stoff mal wieder brauchen solltest, reicht eine kurze Wiederholung, um die Erinnerungen wieder aufzufrischen.

Warum ist Spaced Repetition so effektiv?

Jedes Mal, wenn du eine Information nach einem längeren Intervall abrufst, stärkst du die neuronale Verbindung zu dieser Information. Das ist, als würdest du einen Pfad in einem dichten Wald immer wieder gehen, bis er zu einer breiten Straße wird. Diese „Straßen“ in deinem Gehirn helfen dir, Informationen auch Jahre später noch schnell abzurufen.

Studien zeigen, dass Spaced Repetition diesen Vorgang unterstützt. Wenn du Lerninhalte in zunehmenden Abständen wiederholst, fordert dies dein Gehirn heraus, die Information aus tieferen Gedächtnisschichten abzurufen (z.B. Cepeda et al., 2008).

Dieser Prozess der aktiven Erinnerung festigt dein Wissen nachhaltiger, als wenn du die Information in kurzen, dichten Intervallen wiederholst.

Wenn du also 95% aller deine Mitstudenten überflügeln willst, musst du nur eine Sache tun: Nicht kurz vor der Klausur Nachtschichten machen, sondern sobald du das Vorlesungsskript in die Hände bekommst, mit kurzen, auch über das Semester ausdehnenden Lerneinheiten anfangen.

Spaced Repetition Zeitplan

#2 Dein Spaced-Repetition-Zeitplan

Weiter mit dem Fundament: dem Zeitplan.

Die Studienlage und das Prinzip von Spaced Repetition klingen super, aber ohne einen guten Plan und dessen Umsetzung ist das alles ziemlich nutzlos.

Schaffe dir zuerst einen Überblick zu deinem Lernstoff und zerlege ihn in überschaubare Teile. Dann verteilst du diese Teile über einen Zeitraum, der bis zu deiner Prüfung oder dem Ende des Semesters reicht. Fange dabei so früh an, wie es nur geht.

Hier ist der Clou: Du wiederholst jeden Teil nicht in gleichmäßigen Abständen, sondern in immer länger werdenden Intervallen. Zum Beispiel am ersten Tag, dann nach drei Tagen, nach einer Woche, nach zwei Wochen und so weiter. Das klingt vielleicht kompliziert, aber keine Sorge – es gibt Apps und Software, die dir dabei helfen (dazu gleich mehr).

Das einzige was du noch tun musst, ist deinen Zeitplan auf verschiedene Klausuren abzustimmen. So, dass sich die etwas häufigeren Wiederholungen am Anfang nicht in der ersten Semesterwoche knubbeln. Beginne einfach mit dem Lernstoff für die Klausur, die als erstes am Ende des Semesters terminiert ist.

Jetzt, wo du einen Plan hast, ist es Zeit, ihn in deinen Alltag zu integrieren. Der Schlüssel ist, Spaced Repetition zu einer (fast) täglichen Gewohnheit zu machen. Finde für jeden Tag der Woche eine feste Zeit, vielleicht morgens oder zwischen zwei Vorlesungen, und widme diese Zeit deinen Spaced-Repetition-Lerneinheiten.

Ein Tipp: Verbinde diese Session mit etwas, das du gerne tust. Vielleicht deinem Lieblingscafé oder einer Folge deines Lieblingspodcasts im Anschluss. So wird das Lernen weniger zu einer Last und mehr zu einem Teil deines Alltags, auf den du dich sogar freuen kannst.

Beispiel für einen Spaced-Repetition-Zeitplan

Nehmen wir an, du möchtest ein bestimmtes Thema für eine Prüfung lernen. Hier ist ein einfacher Zeitplan, wie du Spaced Repetition anwenden könntest:

  • Tag 1: Lerne das neue Thema (z.B. Skript Nr. 1). Verstehe und verarbeite die Informationen gründlich. Kläre alle Verständnisfragen (z.B. im Tutorium).
  • Tag 2: Erste Wiederholung. Überprüfe das Gelernte vom Vortag, um es zu festigen. Nutze Karteikarten oder eine Software.
  • Tag 4: Zweite Wiederholung. Wiederhole das Thema, um die Erinnerung zu stärken.
  • Tag 7: Dritte Wiederholung.
  • Tag 14: Vierte Wiederholung. Überprüfe das Thema erneut.
  • Tag 28: Fünfte Wiederholung.
  • Tag 30: Klausur.

Diese Abstände hältst du für alle Teil-Themen (z.B. Skripte) ein. Wenn du den Zeitraum noch weiter strecken kannst, z.B. auf 60 oder 90 Tage, umso besser.

Dieser Zeitplan ist nur ein Beispiel und kann je nach individuellem Lernfortschritt und Bedarf angepasst werden.

Wichtig ist, dass die Abstände zwischen den Wiederholungen zunehmen, da dies die Effektivität der Methode maximiert. Aber du musst deinen Lernplan in unserer digitalen Welt auch gar nicht mehr selbst erstellen, dafür gibt es Software.

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#3 Software-Tools: Deine Spaced-Repetition-Helfer

Traditionelle Karteikarten sind super, um Spaced Repetition händisch umzusetzen. Schreibe eine Frage auf die eine Seite und die Antwort auf die andere. Wenn du eine Karte richtig beantwortest, legst du sie weiter nach hinten im Stapel. Falsche Antworten kommen wieder nach vorne.

Mache an dieser Stelle Gebrauch vom Active Recall Prinzip.

Aber wir leben im digitalen Zeitalter, und du musst dir das Leben nicht unnötig schwerer machen.

Es gibt eine ganze Reihe von Tools wie Anki, Quizlet oder Memrise, die dir helfen, deinen Lernstoff zu organisieren und die Wiederholungsintervalle automatisch anzupassen. Diese Apps nutzen Algorithmen, um zu bestimmen, wann du bereit bist, eine bestimmte Information wieder zu lernen.

In einer vergleichenden Studie zwischen 3 Gruppen (1: ohne Spaced Repetition, 2: Spaced Repetition, 3: Spaced Repetition mit algorithmischer Personalisierung), die Gruppe mit algorithmischer Personalisierung die besten Ergebnisse in der Prüfung erzielt (Lindsey et al., 2014).

Der Algorithmus analysiert, wie gut du dich an eine Information beim letzten Mal erinnert hast und wie lange das her ist.

Basierend darauf berechnet er den idealen Zeitpunkt für die nächste Wiederholung. Das bedeutet, dass die Wiederholungsintervalle nicht starr sind, sondern sich dynamisch an deine Lernfortschritte anpassen.

Ein großer Vorteil dieser Apps ist also die Personalisierung. Jeder lernt anders, und diese Tools berücksichtigen das.

Wenn du bei einem Thema schneller Fortschritte machst, verlängern sich die Wiederholungsintervalle. Bei Themen, mit denen du mehr zu kämpfen hast, werden sie kürzer. So wird sichergestellt, dass du deine Zeit effizient nutzt und dich auf die Bereiche konzentrierst, die mehr Aufmerksamkeit benötigen.

Viele dieser Apps bieten außerdem Tracking- und Gamification-Funktionen, mit denen du deinen Fortschritt verfolgen kannst.

Das sorgt nicht nur für Transparenz, sondern auch für Motivation. Es ist ungemein befriedigend, zu sehen, wie sich dein Wissen über die Zeit aufbaut und wie sich deine Anstrengungen auszahlen.

Spaced Repetition Effizienz

#4 Zeitmanagement und Effizienz: Lerne schlauer, nicht härter

„Eigentlich klingt Spaced Repetition ja ganz gut, aber dann muss ich ja schon mitten im Semester mit dem Lernen anfangen. Das scheint ja ganz schön aufwendig zu sein.“

Letztendlich musst du mit Spaced Repetition nicht unbedingt mehr Zeit für das Lernen investieren. Du teilst die Zeit einfach nur anders auf. Anstatt 7 Tage und Nächte vor der Prüfung durchzupauken, lernst du kontunierlich über das Semester jede Woche ein paar Stunden.

Spaced Repetition ist also eher ein echter Zeitretter.

Statt stundenlang zu büffeln und dann das Meiste wieder zu vergessen, erlaubt dir Spaced Repetition, effizienter zu lernen. Indem du Informationen in optimalen Abständen wiederholst, verbringst du weniger Zeit mit dem Wiederholen von Dingen, die du schon weißt, und konzentrierst dich auf das, was du noch lernen musst.

Das bedeutet auch, dass du weniger Zeit mit dem Lernen verbringst und mehr Zeit für andere wichtige Dinge hast – sei es für andere Kurse, Hobbys oder einfach zum Entspannen.

Spaced Repetition hilft dir dabei mehr zu lernen – in weniger Zeit.

#5 Kombiniere Spaced Repetition und Active Recall

Wenn du Spaced Repetition wie bereits angedeutet noch mit der Lernmethode Active Recall verknüpfst, erreichst du deine Lernziele nicht nur schneller, sondern auch mit einem tieferen Verständnis und längerfristiger Erinnerung.

So kann bei deiner nächsten Prüfung nichts mehr schiefgehen. Das Video zum Thema Active Recall habe ich dir hier verlinkt.

Weiterführende Literatur:

Cepeda, N. J., Vul, E., Rohrer, D., Wixted, J. T., & Pashler, H. (2008). Spacing effects in learning: A temporal ridgeline of optimal retention. Psychological science, 19(11), 1095-1102.

Lindsey, R. V., Shroyer, J. D., Pashler, H., & Mozer, M. C. (2014). Improving students’ long-term knowledge retention through personalized review. Psychological science25(3), 639-647.

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