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Active Recall: Die Lernmethode hinter jeder 1,0 Klausur (einfach erklärt)

Atice Recall

Warum zeigt einem in Schule oder Uni eigentlich niemand, wie man richtig lernt? 

Ich kenne Studierende, die jeden Tag 10 Stunden gelernt haben und trotzdem durch die Prüfung gefallen sind. Wie kann das sein?

Was machen Leute anders, die in weniger Zeit bessere Ergebnisse erzielen?

So viel vorweg: Intelligenter sind sie nicht.

Sie haben lediglich die bessere Lernmethode parat.

In diesem Artikel erkläre ich dir die Active Recall Lernmethode, die in unzähligen wissenschaftlichen Studien als effektiv bestätigt worden ist.

Passives vs. Aktives Lernen

Um gut in Klausuren abzuschneiden, geht es in erster Linie nicht darum, wie viele Stunden du lernst, sondern wie effektiv du dabei bist.

In einer 58-seitigen Meta-Analyse (Dunlosky et al. 2013) über verschiedene Lernmethoden kam heraus, dass die gängigen Techniken, wie das mehrmalige Durchlesen, Hervorheben oder das Zusammenfassen von Notizen, oft nicht den gewünschten Erfolg bringen.

Aber warum sind diese Methoden weiterhin so beliebt?

Ganz einfach, weil sie unkompliziert sind und wir sie schon immer so gemacht haben.

Notizen zu lesen und zu markieren, ist eben bequem.

Und wer kennt das nicht: Nach dem x-ten Mal Durchlesen denkst du, du bist ready.

Aber Vorsicht! Wenn du plötzlich gezielt nach Details gefragt wirst, stehst du oft ratlos da. Denn sich wirklich an Infos zu erinnern und sie nur halbwegs wiederzuerkennen, das sind zwei Paar Schuhe.

Active Recall

Das Geheimnis des Lernens: So funktioniert unser Gehirn

Um zu verstehen, wie du am besten lernen solltest, machen wir einen kleinen Ausflug in die Hirnforschung. Und um das Ganze greifbarer zu machen, erkläre ich es dir am Beispiel von Felix.

Stell dir vor, Felix bereitet sich auf seine Prüfung vor und geht dabei seine Vorlesungsfolien immer wieder durch. In diesem Moment arbeiten verschiedene Teile seines Gehirns auf Hochtouren.

Der Okzipitallappen kreiert Bilder von dem, was er gerade sieht, während der Angular Gyrus und der fusiforme Kortex die Bedeutung der gelesenen Worte herausarbeiten.

Ist die Info erstmal analysiert, schickt das Gehirn sie zum Hippocampus weiter – sozusagen das Speicherzentrum für Erinnerungen.

Aber hier ist der Haken: Wenn du nur Notizen liest, bleibt nur ein minimaler Teil der Infos wirklich hängen. Denk mal an das Training deiner Muskeln: Um sie zu stärken, brauchst du gezielte Übungen. Genauso braucht dein Gedächtnis – speziell der Hippocampus – die richtige „Fitnessroutine“. 

Und da kommt die Active Recall Lernmethode ins Spiel.

Während reines Lesen hauptsächlich die visuellen Teile deines Gehirns aktiviert, bleibt der Hippocampus oft außen vor.

Deshalb sind passive Lernmethoden wie das Lesen von Skripten oder das Highlighten von Notizen der Active Recall Lernmethode unterlegen. 

Was ist die Active Recall Lernmethode?

Die Active Recall Lernmethode funktioniert, indem sie unser Gehirn zwingt, aktiv am Lernprozess teilzunehmen. Anstatt passiv Informationen aufzunehmen, indem wir sie lesen oder hören, bringt Active Recall uns dazu – wie der Name schon sagt – die Informationen aktiv aus unserem Gedächtnis abzurufen.

Der Prozess des aktiven Abrufens trainiert den Hippocampus und macht es wahrscheinlicher, dass du dich an die Informationen erinnerst, wenn du sie später (z.B. in der Klausur) wieder abrufen musst.

Wenn du die Active Recall Lernmethode anwendest, kannst du das Gelernte viel länger abrufen und in verschiedenen Kontexten anwenden.

Kommen wir nochmal zum Beispiel zurück. Mit welchen Active Recall Techniken könnte Felix seinen Hippocampus stimulieren?

Schauen wir uns mal 5 Möglichkeiten an, wie sich die Active Recall Lernmethode in die Klausurvorbereitung integrieren lässt.

#1 Stop and Recite

Nachdem du einen Abschnitt gelesen hast, leg das Skript kurz beiseite. Versuche nun, den Inhalt in deinen eigenen Worten wiederzugeben.

Danach nimmst du das Skript zur Hand und vergleichst: Was hast du behalten, und wo sind noch Lücken? Diese Informationslücken füllst du mit dem Skript auf und wiederholst den Vorgang, bis du den Inhalt sicher verinnerlicht hast.

Active Recall

#2 Karteikarten

Karteikarten sind seit langem eine bewährte Lernmethode für viele Studierende. Schon das Erstellen der Karten, bei dem du Informationen präzise formulieren musst, ist ein effektiver Lernschritt.

Mittlerweile kannst du zum Erstellen von Karteikarten auch digitale Tools wie Anki nutzen. Anki nutzt gleichzeitig noch eine weitere Lernmethode, die besonders zum Auswendiglernen funktioniert wie ein Uhrwerk. Diese Methode heißt „spaced repetition“, d.h. dass die Karteikarten in bestimmten Intervallen wiederholt werden.

Die Abstände der Intervalle sind so aufeinander abgestimmt, dass du dir die Inhalte möglichst gut merken kannst.

Aber Achtung: Beim Lernen mit Karteikartei musst du aufpassen, ich habe schon so einige Studierende gesehen, die Karteikarten nutzen, aber nicht Active Recall betreiben.

Was meine ich damit? Sobald du den Begriff nicht erklären kannst, drehst du die Karteikarte um, damit du direkt die Antwort siehst.

Das hat nichts mit Active Recall zu tun, denn du musst deinem Gehirn etwas Zeit geben sich zu erinnern. Nimm dir einen Moment und versuche so viel der Antwort in eigenen Worten zu erklären, wie du kannst.

Und noch ein kleiner Hinweis zu Karteikarten:

Sie erfordern oft, dass Informationen stark zusammengefasst werden. Das kann dazu führen, dass du zwar viele Details kennst, aber den übergeordneten Kontext aus den Augen verlierst. So kannst du dich an eine Menge einzelner Fakten erinnern, ohne zu verstehen, wie sie zusammenhängen. 

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#3 Erstelle Fragen: Dein Schlüssel zu tiefem Verständnis

Anstatt dich nur auf das Lernmaterial und Karteikarten zu verlassen, versuche eigene Fragen zu deinen Lerninhalten zu formulieren.

Dies hilft dir, das Gelernte kritisch zu reflektieren und den Zusammenhang nicht aus den Augen zu verlieren.

Durch das Erstellen von Fragen wird das Lernen aktiver und du verbindest das Neue besser mit dem, was du bereits weißt.

Notiere dir nach jedem Kapitel oder Abschnitt wichtige Fragen und versuche, sie später ohne deine Notizen zu beantworten.

Active Recall

#4 Suche dir ein Publikum

Ein sehr effektiver Weg, etwas zu lernen, ist, es anderen zu erklären.

Auf diese Weise wird dein Gehirn durch mehrere sensorische Pfade stimuliert. Versuche deinen Kommilitonen / Kommilitoninnen, Freunden / Freundinnen oder Familienmitgliedern das Thema deiner Klausur zu erklären.

Dieser Prozess zwingt dich, tief über das Thema nachzudenken und es logisch zu strukturieren. Außerdem merkst du sofort, wo du noch Nachholbedarf hast, wenn du bei einer Erklärung ins Stocken kommst. 

Kleiner Tipp: Wenn gerade niemand Zeit hat, kannst du dir auch einfach ein imaginäres Publikum vorstellen oder mit ChatGPT chatten.

Du kannst die KI auch mit einem Prompt darauf vorbereiten, dass sie dir gezielt Fragen stellt.

Wenn du Interesse an einem eigenen Tutorial hättest, wie sich ChatGPT zur Klausurvorbereitung verwenden lässt, schreibe mir gerne einen Kommentar unter dieses Video.

#5 Altklausuren als Erfolgsrezept

Altklausuren durchzuarbeiten ist wie ein Testlauf für die echte Prüfung. Du siehst, wie die Fragen aufgebaut sind und bekommst ein Gefühl dafür, was in der Prüfung auf dich zukommt.

Wenn du Altklausuren unter Prüfungsbedingungen bearbeitest, trainierst du auch, wie du mit der Zeit umgehst und siehst, wo du stehst.

Ein weiterer Bonus: Je öfter du das machst, desto entspannter gehst du in die echte Prüfung, weil du schon eine Ahnung hast, was dich erwartet.

Die Nachteile von Active Recall

Klar, Active Recall hat viele Vorteile, aber gibt’s auch einen Haken? Definitiv!

Die Methode kann echt anspruchsvoll sein. Du musst wirklich aktiv werden und denken – und das ist viel anstrengender als einfach deine Notizen oder das Skript zu überfliegen.

Vor allem bei schwierigen Themen kann es echt frustrierend sein, wenn dir Antworten nicht sofort einfallen. Für diese Lernmethode musst du wirklich aus deiner Komfortzone herauskommen und viel Eigeninitiative zeigen.

Ja, es ist verlockend, einfach die Notizen nochmal kurz zu checken. Aber glaub mir, der Mehraufwand bei Active Recall zahlt sich aus!

*https://journals.sagepub.com/doi/abs/10.1177/1529100612453266

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