Möchtest du ein wissenschaftliches Paper veröffentlichen und zwar in einem Journal oder auf einer Konferenz?
Dann ist dieser Artikel genau das richtige für dich.
Wenn du nach deinem Masterstudium eine Promotion anstrebst oder du deine gelungene Abschlussarbeit mit einer Veröffentlichung krönen möchtest, dann ist dieses Thema für dich relevant. In meinen vier Jahren als Doktorand habe ich über 20 wissenschaftliche Artikel verfasst und den Publikationsprozess unzählige Male hautnah miterlebt. In diesem Artikel teile ich mit dir meine 7 Profi-Strategien zur erfolgreichen Publikation.
Diese Strategien bekommst du nur von jemandem, der dieses Spiel tagein tagaus relativ erfolgreich spielt. Du bekommst also in diesem Video meine Erfahrung aus 4 Jahren komprimiert und hübsch verpackt serviert. Viel Spaß! 😉
Inhaltsverzeichnis
#1 Outlet festlegen
Wie ich bereits angedeutet habe, steht dir für deine Veröffentlichung eine schier unendliche Auswahl an sogenannten Publikations-Outlets an. Ein Outlet, welches ich in diesem Video nicht behandeln werde, sind Bücher. Wir bleiben also bei wissenschaftlichen Papern. Die werden entweder im Anschluss an Konferenzen oder in Fachzeitschriften (oder auch Journals) veröffentlicht.
Wissenschaftliche Veröffentlichung auf Konferenzen
Konferenzen innerhalb einer Forschungsdisziplin oder zu einem bestimmten Forschungsfeld finden meist einmal im Jahr irgendwo auf dem Globus oder neuerdings auch online statt. Voraussetzung für eine Veröffentlichung ist, dass mindestens 1 Autor des Papers an der Konferenz teilnimmt und das Paper präsentiert.
Konferenzartikel können in sich abgeschlossen sein (Research Paper) oder vorläufige Ergebnisse darstellen (Research-in-Progress Paper). Der Hauptgrund, um auf Konferenzen zu publizieren ist es, Feedback für seine Arbeit zu bekommen und die Studie dann mit mehr Daten und/oder Theorie zu einem Journal-Artikel auszubauen.
Eine Ausnahme ist beispielsweise die Disziplin der Informatik. Hier sind Konferenzen oft wichtiger als Zeitschriften-Artikel. Das liegt daran, dass die Review-Cycles kürzer sind und so die oft schnelllebigen Erkenntnisse schneller veröffentlicht werden können.
Bei Konferenzen gibt es in der Regel nur eine Peer-Review-Runde mit 2-4 Gutachten, die darüber entscheiden ob dein Paper angenommen oder abgelehnt wird. Die Deadlines für die Einreichung bei den jährlich stattfindenden Konferenzen findest du auf deren Internetseite.
Wissenschaftliche Veröffentlichung in Fachzeitschriften (Journals)
In Journals dauert der Prozess deutlich länger. Je Prestige-trächtiger das Journal ist, desto mehr Runden musst du überstehen. Jedes Journal hat einen Impact Factor, der sich daraus ergibt, wie oft die Artikel aus einem Journal durchschnittlich in den letzten zwei Jahren zitiert wurden.
Außerdem gibt es Rankings, bei denen Professoren und Professorinnen abstimmen dürfen, welche Journals am besten sind und welche nicht. Das dient dann oft als Indikator bei Berufungsverfahren. Wer Publikationen in besser gerankten Journals vorweisen kann, geht mit einem Vorteil ins Rennen.
Einreichungen bei Journals kannst du immer vornehmen, es gibt also keine Deadlines. Für deine Einreichung bei einem Journal musst du also abschätzen, auf welchem Level dein Paper einer Chance hat. Üblicherweise versuchst du es beim ersten Mal etwas höher. Wenn du dann einen krachenden Desk-Reject bekommst (der Editor schickt das Paper nicht mal an die Reviewer raus), dann gehst du eine Rankingstufe nach unten.
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#2 Calls for Papers scannen
Außer bei Calls for Papers!
Hier möchten die Editoren eines Journals Forschung zu bestimmten Themen haben und schreiben dies offiziell aus. Die besten Beiträge werden dann in einem Special Issue das sich mit diesem Thema beschäftigt, veröffentlicht.
Der Vorteil eines Special Issues ist, dass der Veröffentlichungsprozess schneller geht. Wenn du also ein Paper zu einem bestimmten Thema hast, würde ich an deiner Stelle recherchieren, ob ein Call for Papers existiert.
Die Erfolgsquote ist umstritten, weil sich natürlich viele auf diese Ausschreibungen stürzen. Wenn das Thema und der Zeitplan aber passen, dann würde ich es probieren. Die Aussicht auf einen schnelleren Prozess ist es wert.
Wenn die Editoren des Special Issues dein Paper nicht haben wollen, entscheiden sie das in der Regel sehr schnell und du kannst es sofort woanders probieren. Wenn sie so nett sind, und dir Feedback mitgeben, dann solltest du dieses natürlich auch umsetzen, bevor du es woanders versuchst.
#3 Manuskript für die Veröffentlichung ausrichten
Viele Forschende schießen einfach drauflos und richten sich wenn sie ihr Wissenschaftliches Paper veröffentlichen wollen nicht nach der Neigung des Journals. Jedes Journal muss sich irgendwie thematisch von anderen abgrenzen. Wenn dein Paper zu dieser Abgrenzung passt, dann steigen deine Chancen.
Lies dazu die Beschreibung des Journals auf der Webseite oder unterhalte dich mit erfahrenen Forschenden, die die Vorlieben der Editoren kennen.
Außerdem hat jedes Journal eigene formale Richtlinien für die Einreichung. Manche möchten einen speziellen Zitierstil, haben ein Wortlimit oder möchten einen Cover-Letter und eine Title-Page.
Vor jeder Einreichung musst du sorgfältig diese Vorgaben prüfen und alle ausnahmslos umsetzen. Wenn du das nicht tust, kannst du schon am Desk des Editors scheitern und bekommst keine Chance auf wertvolle Reviews.
#4 Editor-in-Chief anschreiben
Um einem Desk Reject, der manchmal ein paar Wochen dauern kann vorzubeugen, gibt es einen Trick. Du kannst dein Paper bevor du es formal einreichst einem Editor-in-Chief per Mail schicken und um seine Einschätzung bitten. Ungefähr so:
Dear Professor XYZ,
I hope this email finds you well.
Together with a fantastic team of co-authors, I have just finalized a manuscript entitled „XYZ“. You find it attached to this email.
Would Journal XYZ be interested in this manuscript?
A short response is greatly appreciated.
Kind regards,
author team
In der Regel bekommst du innerhalb von einer Woche eine Antwort mit einem „Ja, her damit!“ oder einem „lieber nicht“ (durch die Blume)
#5 Einreichung des wissenschaftlichen Papers
Hast du ein positives Signal erhalten, dann erfolgt die Einreichung über ein Submission System. Darum kümmert sich der Corresponding Author. Diese Person übernimmt die Einreichung und Kommunikation mit dem Journal. Der Corresponding Author muss aber nicht zwingend auch Erstautor sein.
Spätestens zur Einreichung musst du mit deinem Autorenteam geklärt haben, wer an welcher Stelle steht. Eine oft mühsame Verhandlung, die zu Unstimmigkeiten führen kann. Am besten klärt ihr das so früh wie möglich. So sind auch die Erwartungen geregelt. Die Erstautorin muss sich diesen Platz meist mit Mehrarbeit verdienen.
In manchen Forschungsgruppen ist die Reihenfolge aber auch klar geregelt, z.B. dass ein Prof immer vorne steht usw. Dann gibt es gar nicht erst irgendwelche Missverständnisse.
Vor der Einreichung ist ein professionelles Lektorat empfehlenswert, besonders wenn kein Native Speaker im Autorenteam ist. Sprachliche oder formale Fehler sind ein ganz schlechtes Signal an die Reviewer.
#6 Revision organisieren
Diese besagten Reviewer kommen ins Spiel, wenn das Paper die erste Hürde der Editoren geschafft hat. Ab jetzt bist du im Double-Blind-Review Verfahren. Du weißt nicht, wer dein Paper reviewt und die Reviewer wissen nicht, wer es geschrieben hat.
Hier ist es wichtig, jegliche persönliche Information zu löschen, z.B. auch in den Dokument-Eigenschaften der PDF Version.
Jetzt heißt es warten.
Nach ein paar Monaten, wenn du das Paper schon völlig vergessen hast, bekommst du eine E-Mail mit der Entscheidung.
Negative Reviews
Fallen die Reviews negativ aus, ist das Paper bei diesem Journal für immer raus. Setze das Feedback gewissenhaft um und versuche es woanders.
Positive Reviews
Ist die Entscheidung positiv – Glückwunsch! Je nach Feedback hat dein Paper ein Revise and Resubmit, Major Revision, Minor Revision oder Accept bekommen.
Bei einem Revise Resubmit gibt dir das Journal noch eine Chance, aber es sind sehr sehr deutliche Verbesserungen notwendig. Es startet allerdings ein komplett neuer Prozess und du kannst neue Reviewer bekommen.
Bei einem Major Revision sind bevor du das Wissenschaftliches Paper veröffentlichen wirst, ausgiebige Anpassungen nötig. Du bekommst dafür eine neue Deadline und die Reviewer bleiben meistens die gleichen. Achtung! Wenn du die Reviewer nicht überzeugst, kannst du hier immer noch rausfliegen. Du kannst nach einer Major Revision auch noch mal eine Major Revision bekommen.
Bei einem Minor Revision sind bevor du dein wissenschaftliches Paper veröffentlichen kannst kleinere Änderungen nötig. Das ist der letzte Schritt vor dem Accept. Bei einer Minor Revision ist es sehr unwahrscheinlich, dass das Paper noch abgelehnt wird.
Für jede Überarbeitung organisierst du alle Reviewer-Kommentare (also wirklich alle) in einer Tabelle (Revision Table) und machst dich mit deinem Team an die Arbeit. Jeder Kommentar muss im Paper adressiert werden und die Änderungen als Response zu dem Kommentar in der Tabelle vermerkt werden. Diese Tabelle schickst du bei der Einreichung der Überarbeitung mit.
#7 Wissenschaftliches Paper veröffentlichen und vermarkten
Hast du endlich dein Accept bekommen ist es Zeit zu feiern. Viele beenden hier den Prozess. Sobald der Artikel online erscheint beginnt die Vermarktung. Poste deinen Artikel auf Social Media oder ResearchGate und mache auf ihn aufmerksam. Nur so wird er auch gelesen und zitiert.
Wenn du auf dem Weg zu mehr Erfolg im Studium noch ein wenig Starthilfe für deine wissenschaftliche Arbeit benötigst, dann habe noch ein PDF für dich, das du dir gratis herunterladen kannst:
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