Abschlussarbeit

Theorieteil schreiben in 3 Schritten (Bachelorarbeit & Co)

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Du bist dabei, für deine wissenschaftliche Arbeit den Theorieteil zu schreiben, aber du weißt nicht so recht wie du ihn strukturieren sollst?

Dann bist du hier goldrichtig.

Denn in diesem Artikel zeige ich dir in 3 Schritten, wie du den Theorieteil deiner wissenschaftlichen Arbeit aufbaust, welche Unterüberschriften du mit Text ausstatten musst und wie diese zusammenhängen.

Bevor ich aber in die 3 Schritte einsteige, muss ich mit dir Klartext reden. Dabei geht es um den größten Fehler, den du beim Theorieteil schreiben machen kannst. Denn erst wenn wir diesen Stein aus dem Weg gerollt haben, machen die 3 Schritte für dich Sinn und du kannst mit dem Schreiben an deinem Theorieteil beginnen.

Der größte Fehler beim Theorieteil schreiben

Was ich dir jetzt beibringe, ist ein fundamentaler Baustein beim Verständnis wissenschaftlicher Arbeiten. Besonders in sozialwissenschaftlichen Disziplinen, aber auch darüber hinaus.

Der Fehler liegt darin, nicht den Unterschied zwischen Literatur und Theorie zu (er-)kennen.

Wenn du diesen Unterschied nicht kennst, ist das überhaupt nicht schlimm. Dafür sind diese Artikel ja da. Bei vielen meiner eigenen Studis kommt es vor, dass der Unterschied nicht klar ist. Das erkenne ich dann sofort daran, wie der Literatur- bzw. Theorieteil in einer Arbeit aufgebaut ist.

Um dir den Unterschied zu verdeutlichen, hier eine Übersicht.

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Was ist Literatur?

Literatur besteht aus wissenschaftlichen Publikationen zu einzelnen Themen und innerhalb von Forschungsfeldern oder Domänen. E-Commerce wäre so eine Domäne. Literatur zu E-Commerce kann alles mögliche in diesem Zusammenhang behandeln (z.B. das Design solcher Plattformen, das psychologische User-Verhalten oder makroökonomische Folgen von E-Commerce).

Das hat also erstmal nichts damit zu tun, welche Theorien Forschende in diesem Feld schon ausprobiert oder entwickelt haben.

Um Literatur geht es ganz zu Beginn deiner wissenschaftlichen Arbeit. In einem Kapitel, das den Zweck hat, den aktuellen Forschungsstand zu einem Thema oder Forschungsfeld wiederzugeben.

Dieser aktuelle Forschungsstand sollte nicht wahllos irgendwelche Studien und deren Ergebnisse aneinanderreihen, sondern gezielt Argumente, Ergebnisse und Autoren zusammentragen, welche zentral für deine eigene Arbeit sind.

Stelle dir die folgende Frage: Wie fügt sich meine Arbeit in die aktuelle Forschungsliteratur ein?

Literatur findest du, indem du per Keyword-Suche in wissenschaftlichen Datenbanken recherchierst. Wie das funktioniert, kannst du auch in meinem Tutorial zum Thema Literature Review schreiben nachlesen.

Schreibst du eine etwas längere wissenschaftliche Arbeit, zum Beispiel eine Abschlussarbeit, kann es schon mal vorkommen, dass dieser Teil deiner Arbeit aus mehreren Unterkapiteln besteht.

Das macht immer dann Sinn, wenn deine Arbeit mehrere Themen oder Begriffe zusammenführt. Ein Beispiel wäre eine Arbeit, die den Einsatz von Chatbots auf E-Commerce-Plattformen untersucht. Hier müsstest du sowohl zu Chatbots als auch zu E-Commerce Literatur recherchieren und entsprechende Kapitel bereitstellen.

Diese sollten dann trichterförmig strukturiert sein. Das bedeutet, dass du deine Text am Ende so aufbaust, dass du inhaltlich genau bei deiner Arbeit und deinem Thema angelangt bist.

Du startest breit (wie der Eingang des Trichters), mit den Oberbegriffen, und endest eng (wie das Ende des Trichters) bei deinem Thema und da, wo deine originelle Forschungsfrage ansetzt.

Was sind Konzepte?

Ein Konzept ist ein Begriff oder Terminus, der dabei hilft „logische Strukturen zu schaffen, um am Ende eine fundierte Bewertung des Untersuchungsgegenstandes vornehmen zu können“ (Hartleb, 2011, S. 109)

Einfacher ausgedrückt, helfen Konzepte dabei, dass wir Forschenden sicherstellen, dass wir uns gegenseitig verstehen, wenn wir von den gleichen Phänomenen sprechen oder schreiben.

Ein Chatbot wäre auch so ein Konzept. Sicherlich gab es in der Literatur bereits Anstrengungen zu definieren, was ein Chatbot ist und wie man ihn von anderen Konzepten wie Social Bots oder Conversational Agents abgrenzt.

Dann gibt es da noch theoretische Konzepte. Und damit verlassen wir den Bereich der Literatur und nähern uns dem Reich der Theorie.

Was ist Theorie?

Karl Popper definiert Theorie als „universelle Aussagen“, die zusammen ein „Netz“ ergeben, mit dem sich die Welt „einfangen“ lässt. (Tutorial zu „Was ist eine Theorie?)

Einfach gesagt, hilft Theorie dabei, bestimmte Phänomene in der Welt zu erklären oder vorherzusagen und Zusammenhänge zu verstehen.

Bestandteile einer (sozialwissenschaftlichen) Theorie sind dann die eben erwähnten theoretischen Konzepte, die in einen Zusammenhang gebracht werden.

Für unser Beispiel-Thema wäre die Social Presence Theory eine passende Theorie. Die Theorie beschreibt, wie das Gefühl von Gemeinschaft und sozialer Begegnung durch digitale Schnittstellen bei Mensch-Computer-Interaktionen beeinflusst wird.

Wenn wir also erforschen möchten, wie Chatbots bei Usern von E-Commerce-Plattformen ankommen, könnte die Social Presence Theory dabei helfen.

Sie stellt konkrete Konzepte bereit (z.B. mutual attention and responsiveness, channel control, oder feedback), die wir als Hilfsmittel für die Analyse unseres Forschungsgegenstandes (z.B. einen Chatbot) verwenden können.

Theorieteil schreiben wissenschaftliche Arbeit

Warum einen Theorieteil schreiben für eine wissenschaftlichen Arbeit?

Ich hoffe der Unterschied zwischen Literatur und Theorie ist nun klar geworden. Im Theorieteil deiner Arbeit geht es streng genommen also nicht um Literatur, sondern um Theorie.

Hier gibt es nur ein Problem.

Manchmal werden Begriffe wie Theorieteil, Literaturteil oder Literatur Review durcheinandergemixt und in einen Topf geworfen. Das verwirrt besonders Studierende, die sich fragen was denn nun was ist.

Erschwerend kommt hinzu, das einige wissenschaftliche Texte ebenfalls keine Trennung von Literatur und Theorie vornehmen. Hier liest du dann so etwas wie „Background“ und dann folgt ein wildes Literatur und Theoriekapitel in einem.

Mein Rat an dich ist es, Literatur und Theorie in deiner wissenschaftlichen Arbeit zu trennen. Behandle die Literatur in einem Kapitel „Aktueller Forschungsstand“ oder „Literature Review“. Diese Überkapitel dürfen aber wie bereits gesagt weitere Unterkapitel haben (nicht zu viele).

Wenn du in deiner Arbeit Gebrauch von einer Theorie machst, dann folgt darauf ein Theorieteil, oft „Theoretischer Hintergrund“ genannt.

Benötigt jede wissenschaftliche Arbeit einen Theorieteil?

Nein.

Die Entscheidung, ob du in deiner wissenschaftlichen Arbeit Theorie verwendest, solltest du eng mit deiner Betreuerin oder deinem Betreuer abstimmen.

Eine weitere Rolle spielt die Art deiner Arbeit. Eine empirisch-quantitative Arbeit in der du Hypothesen testest oder eine empirisch-qualitative Arbeit in der du eine Inhaltsanalyse anwendest kommt ohne theoretische Überlegungen nicht aus.

Je nach länger deiner wissenschaftlichen Arbeit können die 3 Schritte bzw. Bestandteile die ich dir nun vorstellen werden in ihrem Umfang variieren. Eine 100-seitige Masterarbeit könnte jeden dieser Schritte in einem eigenen Unterkapitel umsetzen. Eine 30-seitige Bachelorarbeit wäre mit einem einzigen Kapitel besser beraten, in dem jedoch alle 3 Schritte berücksichtigt werden.

#1 Schritt beim Theorieteil schreiben: Die Begründung deiner Theorie-Auswahl

Das erste Element beim Theorieteil schreiben widmet sich der Begründung deiner Auswahl. Warum ist die verwendete Theorie dazu geeignet, den Forschungsgegenstand besser zu verstehen oder das Forschungsproblem besser zu lösen?

Darüber hinaus musst du die Funktion von Theorie im Kontext der unterschiedlichen Forschungsparadigmen verstehen.

Eine qualitative Studie versteht Theorie in der Regel als Perspektive oder als Brille, durch die der Gegenstand betrachtet wird. Die Theorie bietet unterschiedliche Dimensionen oder Konzepte, die bei der Analyse von qualitativem Datenmaterial dabei helfen, es zusammenzufassen oder inhaltlich zu strukturieren. Das kennst du vielleicht von der Inhaltsanalyse.

Es kann aber auch der Fall sein, dass das Material stark viel stärker induktiv analysiert wird. Hier wird dann, beispielsweise per Grounded Theory, neue Theorie aus den Daten heraus entwickelt.

Vereinfacht lässt sich sagen, dass qualitatives Vorgehen auf der Suche nach neuen Konzepten oder theoretischen Beziehungen ist. So lässt sich eine Theorie ganz neu aufstellen oder ein ganz klein bisschen ergänzen oder verfeinern.

Eine quantitative Studie versteht Theorie als eine Verbindung von Kausalzusammenhängen, die überprüft werden sollen. Hier kommt es manchmal vor, dass nicht eine einzige geschlossene Theorie verwendet wird, sondern aus verschiedenen Theorien einzelne Konstrukte (das sind messbar gemachte Konzepte) zusammengepuzzelt werden.

Forschende versuchen dann neue Zusammenhänge zu beweisen und somit die vorhandene Theorie zu bestätigen oder zu erweitern. Komplett neue Theorie kann so jedoch nicht entstehen.

Begründe also die Auswahl deiner Theorie vor dem Hintergrund des Forschungsparadigmas. Und noch konkreter: Dem theoretischen Ziel deiner Arbeit. Kann die Antwort auf deine Forschungsfrage neue Konzepte oder Zusammenhänge hervorbringen? Oder ist die Antwort die Überprüfung eines solchen Zusammenhangs?

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#2 Schritt beim Theorieteil schreiben: Die Grundidee deiner Theorie

Als nächstes stellst du deine Theorie vor. Wer sind die AutorInnen, welche die Theorie entwickelt und/oder geprägt haben? Manchmal sind sich Autoren auch nicht ganz einig. Es kann verschiedene Vertreter einer Theorie geben, die sie aber unterschiedlich verstehen und beschreiben.

Hier ist es wichtig, dass du dich für eine Sichtweise oder Version der Theorie entscheidest und beschreibst, warum diese für deine Zwecke am besten geeignet ist. Verwende eine Abbildung, wenn du ein Modell beschreibst oder eine Tabelle, wenn du verschiedene theoretische Konzepte auflisten möchtest.

Die Qualität deines Theorieteils steigt ungemein, wenn du es der Leserin einfach machst und die Theorie anschaulich mit grafischen Elementen erklärst.

Theorien können ziemlich kompliziert und komplex sein. Beschreibe nur die Facetten einer Theorie, die du für deine Arbeit auch brauchst. Es macht keinen Sinn, irgendwelche komplizierten Zusammenhänge zu erklären, wenn diese weder für dein Forschungsdesign noch für deine Diskussion relevant sind.

Klarheit ist König.

Das gilt insbesondere für theoretische Konzepte und andere Begrifflichkeiten. Verwende nur die theoretischen Begriffe, die du später gebrauchst. Alles andere stiftet Verwirrung und trübt die Klarheit deiner Arbeit.

In unserm Chatbot Beispiel könnte es so aussehen: Die Social Presence Theory schlägt eine Vielzahl von Konzepten vor. Manche davon sind allerdings nur anwendbar, wenn es sich um die Interaktion mit humanoider Technologie handelt. Beispielsweise die Gestik oder Mimik von Robotern. Das ist für einen Chatbot aber irrelevant, weil dieser eine ganz andere Oberfläche besitzt. Hier macht es also mehr Sinn, sich auf die Konzepte zu konzentrieren, welche die Interaktion mit einem Chatbot sinnvoll beschreiben oder erklären können.

#3 Schritt beim Theorieteil schreiben: Die Anwendung deiner Theorie

Der letzte Schritt beim Schreiben deines Theorieteils markiert den Übergang in deinen Methodenteil. Welche Bestandteile fließen in dein Forschungsdesign mit ein?

Bei qualitativen Studien ist dieser Part nicht so sehr formalisiert und es reichen ein oder zwei Absätze mit einer guten Argumentation wie oder warum diese Theorie die Untersuchung begleitet.

Überprüfst du in einer quantitativen Studie Hypothesen, dann ist dies der Zeitpunkt sie „abzuleiten“. Das funktioniert, indem du Studien zitierst, die einen theoretischen Zusammenhang festgestellt haben, auf dem du aufbaust.

Studie A fand heraus, das Chatbots mit einem menschlichen Profilbild eine höhere Zufriedenheit seitens des Users auslösen. Studie B fand heraus, dass das dargestellte Geschlecht eine Rolle spielt… Und so weiter. Diese Ansatzpunkte nutzt du dann, um deine eigene, theoriegeleitete Hypothese zu formulieren.

Wie du das anstellst, kannst du auch in meinem Tutorial zum Aufstellen von Hypothesen nachschauen.

Mit der Formulierung deiner Hypothesen, die du in den Test einbettest, der sie rechtfertigt, endet der Theorieteil einer quantitativen Arbeit.

Egal welchem Forschungsparadigma du folgst – der Theorieteil muss reibungslos in den Methodenteil überleiten. Das schaffst du nur, indem du deutlich machst, wie du die gewählte Theorie oder dein theoretisches Modell anwendest.


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