Die YouTuberin Rebecca Elizabeth veröffentlichte vor Kurzem ein Video darüber, warum sie sich persönlich gegen eine Doktorarbeit entschieden hat, obwohl das eigentlich ihr Lebenstraum war.
In ihrem Video führt sie jede Menge Gründe auf, die gegen eine Doktorarbeit bzw. eine Karriere in der Wissenschaft sprechen.
Anders als sie, habe ich mich nach dem Masterstudium DAFÜR entschieden und letzten Dezember ging meine Reise als Doktorand nach 4-einhalb Jahren auch schon zu Ende.
(Fast) alle Gründe GEGEN eine Doktorarbeit, die Rebecca nennt, würde ich so unterschreiben.
Aber trotzdem: Für mich war diese Entscheidung vielleicht die beste meines Lebens. Mit diesem Artikel möchte ich eine wissenschaftliche Karriere in ein etwas positiveres Licht rücken und dir 13 Gründe nennen, warum du TROTZDEM eine Doktorarbeit schreiben solltest.
Rebecca’s Video habe ich dir hier verlinkt. Wenn du also vor der Frage stehst zu promovieren oder nicht, hast du beide Perspektiven zur Auswahl.
Inhaltsverzeichnis
- 1 #1 Weiterbildung kann es nicht genug geben
- 2 #2 Du wirst für dein eigenes Mentoring bezahlt
- 3 #3 Dein Future-Self ist ein/e Professor/in
- 4 #4 Du kannst eine Slash-Karriere einschlagen
- 5 #5 Du kannst die Welt bereisen
- 6 #6 Du lernst ohne Ende Englisch
- 7 #7 Du trainierst jede Woche Public Speaking
- 8 #8 Du lernst verkaufen
- 9 #9 Du kannst das System von innen revolutionieren
- 10 #10 Dir eröffnet sich ein internationaler Arbeitsmarkt
- 11 #11 Autonomie
- 12 #12 Die Universität ist dein Arbeitsplatz
- 13 #13 „The Intellectual Life“
#1 Weiterbildung kann es nicht genug geben
Ein Grund, den Rebecca in ihrem Video nennt, sind die schlechten Aussichten auf eine langfristige Karriere in der Wissenschaft. Dieser Punkt ist sicherlich valide, aber nur, wenn die Entscheidung für oder wider eine wissenschaftliche Karriere vor Antritt der Promotion gefällt wird.
In der Realität ist das aber nicht der Fall.
99% aller Doktoranden, die ich kennengelernt habe (mich eingeschlossen), entscheiden sich WÄHREND ihrer Promotion dafür, eine wissenschaftliche Karriere einzuschlagen. Oder eben dagegen.
In Deutschland ist das sogar eine ziemliche komfortable Angelegenheit, da Promovierte in der Industrie oder in Behörden gerne gesehen sind. Meine Wegbegleiter:innen, die sich am Ende ihrer Promotion gegen eine wissenschaftliche Karriere entschieden haben, sind ausnahmslos in spannenden Firmen gelandet – wenn sie nicht sogar ihre eigene gegründet haben.
Hätten sie diese Jobs auch mit einem Masterabschluss und einer Beförderung schneller erreicht?
Höchstwahrscheinlich.
Aber darum geht es nicht. Denn wenn es darum ginge, dann wäre ein Studium auch eine schlechte Entscheidung.
In einer Personalmanagement-Vorlesung, die ich mal im Nebenfach besuchte, rechnete uns der Prof vor, was passiert, wenn man mit 18 Jahren beginnt Vollzeit Taxi zu fahren. Im Schnitt verdient man dabei bis zum Rentenalter mehr Geld als würde man sich für ein Studium entscheiden. BWLer sprechen dabei vom sogenannten Grenznutzen.
Wenn du mir zwar zustimmst, dass Taxifahren ein ehrenwerter Beruf ist, aber du mit der Logik nicht ganz mitgehst, dann stimmt es also:
Bei der Karriereplanung geht es nicht nur darum, nach Output (z.B. Geld oder Status) zu optimieren, sondern scheinbar auch andere Dinge in Betracht zu ziehen.
Dazu passt folgendes Zitat von YouTuber und Gründer Thomas Frank:
„I […] believe money is a resource that should be used to gain knowledge and fund useful and interesting projects. That’s all it is – a resource. Therefore, it shouldn’t be maximized if it comes at the cost of stagnating your learning or abandoning helpful projects.“
Wenn du eine Entscheidung triffst, frage dich also was du maximierst: Geld, Status, „Sicherheit“ oder deine Lernkurve und die Projekte die du liebst?
#2 Du wirst für dein eigenes Mentoring bezahlt
Eine Doktorandenstelle in Deutschland ist der absolute Luxus. Zumindest im Vergleich zu anderen Ländern. Dort werden PhD Studenten genauso behandelt: Wie Studenten. Die einzige Möglichkeit, sich als PhD über Wasser zu halten, sind Stipendien und Nebenjobs.
In Deutschland bekommst du jedoch ein festes Gehalt und bist im öffentlichen Dienst angestellt. Du bekommst also Geld für deine eigene Weiterbildung!
Eine 100% Stelle ist natürlich einer 50% Stelle vorzuziehen. Aber hier bleibe ich dabei: Denke nicht daran, Geld zu maximieren, wenn dies deine Weiterbildung behindert.
Ein wichtiger Baustein dafür, dass deine Weiterbildung auch so funktioniert, wie du dir das vorstellst, ist eine einzige Person. Und das ist dein:e Mentor:in aka der / die Universitätsprofessor:in, die den Lehrstuhl leitet, an dem du arbeitest.
Eine Doktorandenstelle an Lehrstuhl X kann für eine Person ein totaler Albtraum sein. Die gleiche Stelle an Lehrstuhl Y aber der absolute Hammer. Es lässt sich also überhaupt keine allgemein gültige Aussage darüber treffen, ob das Dasein als Doktorand toll ist oder eher nicht.
Du hast es jedoch selbst in der Hand, festzustellen, ob ein Lehrstuhl und eine Professorin zu dir passen oder nicht. Im besten Fall kennst du diese Person natürlich schon aus deinem Studium.
Wenn du dir vorstellen könntest mit ihr auch mal eine Woche in einem Konferenzhotel in Malmö abzuhängen und du ihre Themen einfach cool findest, dann wird die Arbeit mit dieser Person auch toll werden.
Diese Person wird für 3 bis 5 Jahre deine Mentorin, also entscheide dich immer nach der Chemie. Wenn ein Prof zwar eine Koryphäe auf seinem Gebiet, menschlich aber ein Totalausfall ist, dann arbeite woanders.
Ich habe meinen Doktorvater mal gefragt, warum er sich für eine wissenschaftliche Karriere entschieden hat und keinen anderen Weg. Die Antwort prägt mich bis heute.
Er sagte: „Schau mal, in allen Systemen gibt es Spielregeln. In der Politik, in der Wirtschaft und auch in der Wissenschaft. Du kannst in allen Systemen glücklich werden, wenn du es zu deinem Spiel machst. Für mich war es eben die Wissenschaft, weil ich hier so spielen kann, wie es mir Spaß macht.“
Wenn du dich für eine Doktorarbeit entscheidest, bekommst du einen Mentor, der dich dafür bezahlt, dein Mentor zu sein. Wo sonst gibt es das?
#3 Dein Future-Self ist ein/e Professor/in
Das Konzept des Future-Self habe ich aus dem Buch des Psychologen Dr. Benjamin Hardy. In dem Buch geht es darum sich heute schon vorzustellen, wie man ein mal sein möchte.
Welche Charakterzüge soll dein zukünftiges Ich haben? Welche Fähigkeiten?
Für mich war mein Future-Self immer sehr nah an meinen Lieblings-Professoren. Das lag nicht unbedingt daran, dass sie einen Professorentitel und ein W3-Gehalt ihr eigen nennen konnten, sondern weil sie kritisch denken, charismatisch auftreten und beeindruckend schreiben konnten.
Das wollte ich auch können.
Wie sind diese Persönlichkeiten so geworden? Naja, in diesem Fall haben sie alle eine Doktorarbeit geschrieben. Das hat Ihnen scheinbar nicht geschadet.
Überlege dir, welchen Weg du jetzt gehen musst um zu deinem besten Future-Self zu werden.
#4 Du kannst eine Slash-Karriere einschlagen
Wenn du dich jetzt für eine Doktorarbeit entscheidest, ist der Verlauf deiner Karriere für immer vorgesehen. Professor:in werden heißt Erfolg, kein:e Professor:in werden Misserfolg.
So ein Blödsinn.
Wer denkt denn heute ernsthaft noch so?
Wenn du dich für eine Doktorarbeit entscheidest, dann entscheidest du dich dafür, in den nächsten 3-5 Jahren eine Doktorarbeit zu schreiben. Und sonst nichts!
Selbst wenn du nach einem Jahr merkst, dass es sich doch nicht so richtig anfühlt, dann brichst du das Ganze ab und machst was anderes. So einfach ist das.
Worauf ich aber eigentlich hinauswill, ist was viele Professoren schon seit Jahrzehnten erfolgreich betreiben. Und das ist eine sogenannte Slash-Karriere. Das ist ein Karriere, die nicht an einer einzigen Identität hängt.
Doktorand:in/YouTuberin
Professor:in/Podcaster
Post-Doc/Unternehmer:in
Professor:in/Autor:in
Doktorand:in/Unternehmensberater:in
Das alles sind Slash-Karrieren. Und wenn ich ehrlich bin, kenne ich kaum Professoren, die kein Slash in ihrer Arbeitsidentität haben.
In der Wissenschaft sind Nebentätigkeiten das Normalste auf der Welt. In manchen Bereichen wäre es sonst auch schwierig, kluge Köpfe in der Wissenschaft zu halten.
Eine Doktorarbeit zu schreiben ist also die ideale Möglichkeit, um parallel alternative Karrierepläne auszutesten.
#5 Du kannst die Welt bereisen
Kommen wir zu weiteren angenehmen Vorzügen, die das Doktorandendasein mit sich bringt. Du darfst ferne Länder bereisen und neue Kulturen kennenlernen.
Wissenschaftliche Konferenzen sind ein fester Bestandteil deiner Arbeit. Dort triffst du Menschen aus aller Welt, die an den gleichen Themen arbeiten wie du.
Und ja, wissenschaftliche Konferenzen finden nicht nur in Paderborn oder Boston statt, sondern auch auf Hawaii und in Sydney!
Wenn nicht gerade eine Pandemie alles durcheinanderbringt, sind 2-3 Konferenzbesuche pro Jahr nichts Ungewöhnliches. Und da kann, wie gesagt, alles dabei sein.
Darüber hinaus gibt es Summer Schools, bei denen du über mehrere Wochen an einer fremden Uni bist und ein bestimmtes Thema lernst. Stipendien und andere Förderprogramme erlauben es dir auch monatelang an eine ausländische Uni zu gehen.
Frage deinen Prof einfach mit welchen ausländischen Unis der Lehrstuhl viel zusammenarbeitet. Das sind dann meist auch die Orte, an die es dich während deiner Doktorarbeit hinverschlagen wird.
#6 Du lernst ohne Ende Englisch
Ein netter Nebeneffekt einer Doktorarbeit ist, dass du dein Englisch ordentlich aufmöbeln kannst. Mit ganz wenigen Ausnahmen, ist Wissenschaft immer international und die Sprache der Wissenschaft ist Englisch.
In erster Linie betrifft das deine Fähigkeit, dich schriftlich in englischer Sprache auszudrücken. Selbst Projektanträge, die in Deutschland gestellt werden, sind meistens auf Englisch verfasst.
Die Reisen, deine Paper, aber auch die Arbeit an Projekten, mit internationalen Partnern, werden dein Englisch deutlich verbessern.
Und wie die meisten anderen Fähigkeiten, die du als Doktorand weiterentwickelst, kannst du Englisch mit in jeden anderen Beruf nehmen.
#7 Du trainierst jede Woche Public Speaking
Das gleiche gilt für deine rhetorischen Fähigkeiten. Die werden besonders stark durch deine Lehrtätigkeiten ausgebildet. Beim Thema Lehre knirschen 90% der Doktoranden mit den Zähnen, weil sie in dieser Zeit lieber forschen würden.
Aber die Herausforderung vor 30, 50 oder manchmal noch mehr Studierenden zu stehen ist so wertvoll, dass die Zeit im Seminarraum alles andere als verlorene Zeit ist.
Aber es gibt auch hier noch eine Steigerung. Wenn du einen Artikel bei einer internationalen Konferenz platzierst, darfst du auch vor 30 Professoren reden. Beim ersten Mal ist man dabei so aufgeregt, dass man sich ordentlich in die Hose macht.
Hinterher wirst du feststellen, dass diese Menschen dir nichts Böses wollen, sondern ernsthaft an dir und deiner Arbeit interessiert sind und nichts als wertvolles Feedback geben.
Mehr Möglichkeiten zur persönlichen Entwicklung gibt es nirgendwo sonst.
#8 Du lernst verkaufen
Verkaufen ist in Deutschland ein negativ behafteter Begriff. In den USA zum Beispiel überhaupt nicht.
Ich habe gelernt, dass Verkaufen eine der wertvollsten Fähigkeiten überhaupt ist. Und ob du es glaubst oder nicht, in der Wissenschaft lernst du verkaufen.
Verkaufen heißt nicht nur, jemanden dazu zu bringen, dir Geld für eine Leistung oder ein Produkt zu zahlen. Es kann auch bedeuten, eine bestimmte Zielgruppe von deinen Ideen zu überzeugen.
Sagen wir mal du hast eine wissenschaftliche Studie durchgeführt und richtig interessante Ergebnisse erhalten. Ob du diese Ergebnisse auf einer Wald und Wiesen Konferenz veröffentlichst oder im Science Journal, hängt davon ab, wie gut du sie verkaufen kannst.
Beim Schreiben deiner Paper lernst du Stück für Stück, deine Ideen besser zu verkaufen. Diese Fähigkeit kann dir ebenfalls niemand mehr nehmen, selbst wenn du in Zukunft keine Paper mehr schreibst, sondern Berichte an die CEO oder Artikel für den Spiegel.
Noch mehr Verkaufen lernst du beim Schreiben von Projektanträgen. Hier geht es tatsächlich um Geld. Du musst es schaffen, ein Gremium davon zu überzeugen, dir für deine Idee Geld zu geben.
Ein besseres Training gibt es nicht.
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#9 Du kannst das System von innen revolutionieren
Ein großer Kritikpunkt im Video von Rebecca, waren die Schwächen des deutschen Wissenschaftssystems wie das Wissenschaftszeitvertraggesetz, die schlechten Jobchancen nach der Doktorarbeit oder die schlechten Arbeitsbedingungen, in Bezug auf mentale Gesundheit.
All diese Dinge sind echte Probleme in der Wissenschaft. Wenn du dich für eine Doktorarbeit entscheidest und damit Teil des Systems wirst, bekommst du die Chance diese Dinge zu ändern. Oder du kannst zumindest einen kleinen Teil dazu beitragen, dass sich diese Dinge ändern.
Von Michel Foucault können wir lernen, wie das geht. Der französische Philosoph war ein absoluter Querdenker, was damals noch ein Kompliment war.
Er war in den 50er und 60er Jahren politisch im linken Spektrum aktiv und homosexuell, was damals als Geisteskrankheit galt. Die Gesellschaft in der er lebte, grenzte Menschen wie ihn systematisch aus. Dennoch entschied er sich dazu, ein Teil dieses Systems zu werden.
Sein wissenschaftlicher Werdegang liest sich ziemlich streberhaft: Studium, Doktorarbeit, Auslandsaufenthalte, Professur.
Als Grund dafür nannte er, dass sich das System nur ändern lässt, wenn man selbst ein Teil davon wird.
Wenn du also nicht zufrieden mit dem Wissenschaftssystem bist, dann kannst du es nur ändern, wenn du ein Teil von ihm wirst.
#10 Dir eröffnet sich ein internationaler Arbeitsmarkt
Die Notwendigkeit, bei der Jobsuche in der Wissenschaft auf das Ausland zurückgreifen zu müssen, ist natürlich nur ein Nachteil, wenn man nicht ins Ausland gehen möchte.
Und wenn man annimmt, dass eine Doktorarbeit automatisch bedeutet, eine Karriere in der Wissenschaft anzustreben. Was, wie bereits besprochen, nicht der Fall ist.
Aber gehen wir mal davon aus, es soll die Karriere in der Wissenschaft sein. Es stimmt: Die Wissenschaft ist ein Nullsummenspiel. Es gibt in Deutschland eine Anzahl X an Professuren und eine größere Anzahl Y an Anwärter:innen für diese Stellen.
In Deutschland ist das besonders heftig, weil im hiesigen Lehrstuhlsystem nur Professoren unbefristete Verträge bekommen. Schaut man ins Ausland, sieht die Situation oft ganz anders aus. Dort gibt es kein Lehrstuhlsystem, sondern Departments.
Hier arbeiten dann 10, 20 oder noch mehr Wissenschaftler:innen auf unbefristeten Verträgen an einem Thema. Vom Assistant Professor bis zum Vollprof. Alle haben schon von Beginn an das was man im Fachjargon „tenure“ nennt, also einen unbefristeten Vertrag in der Wissenschaft.
In Australien, Norwegen oder Schweden gibt es also viel mehr unbefristete Stellen als in Deutschland. Aber auch in Nachbarländern, wie den Niederlanden oder Dänemark, gibt es das Departmentsystem.
Wenn du also die Nähe zu Deutschland nicht aufgeben willst, dann sind das ziemlich gute Optionen. Außerdem sind die Niederlande näher als Bayern, wenn du aus NRW kommst und Dänemark ist auch nicht so weit wenn du aus dem Norden kommst.
Es soll aber auch Menschen geben, die nicht daran glauben dass das Land in dem sie geboren sind, das Land ist, das am besten zu ihnen passt. Wer den Traum hat in die USA oder nach Australien auszuwandern, der hat in der Wissenschaft eine ziemlich gute Chance dazu.
Entweder schon für die Doktorarbeit selbst oder danach. Die wissenschaftliche Ausbildung ist in Deutschland extrem gut, sodass die Chancen auf eine Stelle im Ausland wirklich nicht schlecht sind.
#11 Autonomie
Ich konnte mir während meines Studiums nie vorstellen, in einem Unternehmen zu arbeiten. Ich hatte immer die grausame Vorstellung in einem Büro gefangen zu sein und für die Träume anderer zu arbeiten.
Das habe ich dann auch nie gemacht, aber ein Job im öffentlichen Dienst war auch nicht gerade etwas, was ich mir an mein Vision Board geklebt hatte.
Ein Job in der Wissenschaft ist da aber wirklich eine kleine Ausnahme. Du bzw. der Lehrstuhl bestimmen selbst wie Arbeit abläuft. Keine festen Arbeitszeiten, Home Office so viel man will und die freie Wahl zwischen Mac und Windows. Was will man mehr! Solange die Lehre läuft, geht alles klar.
Wenn es um die Forschung geht, kannst du arbeiten wann du willst, mit wem du willst und zu Themen, die du dir selbst aussuchst (Ausnahme: du musst teilweise auf einem Projekt arbeiten, das du dir nicht aussuchen kannst).
Mehr Autonomie geht eigentlich kaum.
Dass ich nicht als digitaler Nomade nach Bali gegangen bin, habe ich nie bereut.
Bis ich jemanden kennengelernt habe, der genau das gemacht hat UND dadurch Professor geworden ist. Für ihn war sein Stipendium aus dem Westen genau richtig, um in Indonesien sehr gut zu leben. Dort konnte er dann seine Feldforschung für seine Doktorarbeit durchführen.
Wenn du also etwas außerhalb der Box denkst, kannst du in der Wissenschaft ziemlich kreativ werden, was deine Arbeit angeht. Du hast Familie in Alaska? Dann schreibe einen Projektantrag mit einer dortigen Uni und du kannst das halbe Jahr dort verbringen.
Es geht eigentlich fast alles.
#12 Die Universität ist dein Arbeitsplatz
Hast du schon mal mit Menschen gesprochen, die ein paar Jahre im Berufsleben hinter sich haben? Sie alle werden dir sagen, wie schön die Studienzeit doch im Nachhinein war.
Wenn du an der Uni arbeitest, bist du immer umgeben von Kreativität, schlauen und inspirierenden Menschen, günstigem Mensa-Essen und coolen Events.
Warum solltest du das gegen ein Agenturbüro im Industriegebiet eintauschen, wo du mit hochhackigen Schuhen für den Kunden Überstunden machen musst?
#13 „The Intellectual Life“
Ich hatte ja vorhin gesagt, dass das Wissenschaftssystem ein Nullsummenspiel ist. Wenn ein:e Doktorand:in Professor.in wird, guckt ein anderer in die Röhre.
Ich hatte aber auch bereits angedeutet, dass am Ende einer Doktorarbeit ziemlich viel Klarheit darüber herrscht, wie für einen so die Chancen stehen oder ob man überhaupt noch weiter Lust hat Paper zu schreiben und Studenten zu betreuen.
Trotz der großen Konkurrenz, die es um Professorenstellen gibt, ist das System aber auch in einer gewissen Hinsicht fair. Klar steht vor manchen Berufungsverfahren schon fest, für wen die Stelle sein soll. Aber im Großen und Ganzen hast du in der Wissenschaft deine Zukunft selbst in der Hand.
Wenn du deine Veröffentlichungen, deine Lehre und deine Projekte so gut gestaltest, dass du nicht ignoriert werden kannst, dann findest du auch einen Weg eine tolle Karriere hinzulegen.
Ein letzter Grund, den ich dir noch mitgeben möchte, ist das Privileg ein „Intellectual Life“ führen zu dürfen. Dieser Begriff stammt aus dem gleichnamigen Buch von Antonin Sertillanges, in dem der Philosoph beschreibt, warum es besonders tugendhaft ist, sich mit voller Hingabe der persönlichen Bildung, der Lektüre und dem Wissen zu widmen.
Eine Doktorarbeit zu schreiben ist ein absolutes Privileg und auch ein bisschen egoistisch. Aber das ist gut so! Denn für wen möchtest du denn arbeiten, wenn nicht für dich selbst?
Wenn du auf dem Weg zu mehr Erfolg im Studium noch ein wenig Starthilfe für deine wissenschaftliche Arbeit benötigst, dann habe noch ein PDF für dich, das du dir gratis herunterladen kannst:
Die 30 besten Formulierungen für eine aufsehenerregende Einleitung
Ein Gedanke zu „13 Gründe, warum du eine Doktorarbeit schreiben solltest“