Die richtige Methode für deine wissenschaftliche Arbeit zu finden, ist nicht leicht. Das gilt für Haus- und Projektarbeiten, sowie Abschlussarbeiten und Dissertationen gleichermaßen.
Auf meinem und anderen Kanälen findest du jede Menge Infos und Tutorials zu einzelnen Methoden und Techniken, wie z.B. der empirischen Sozialforschung. Bevor du dich Hals über Kopf in die Anwendung einer speziellen Methode stürzt, möchte ich in diesem Artikel nochmal einen Schritt zurückgehen.
Zunächst musst du nämlich einmal verstehen, welche wissenschaftlichen Methoden für deine Situation und deine ersten Gehversuche in einer spezifischen Forschungsdisziplin sinnvoll sind und wie du die richtige Methode für deiner Arbeit auswählst.
In diesem Artikel bekommst du daher einen kompletten Überblick der handelsüblichsten Methoden im Wissenschaftsbetrieb, lernst ob sie für dich in Frage kommen und 4 Schritte, mit denen du die beste für dein Forschungsdesign auswählst.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Was sind wissenschaftliche Methoden?
- 2 #1 Positioniere dich in einer Disziplin
- 3 #2 Identifiziere den Methoden-Pool deiner Disziplin
- 4 #3 Unterscheide zwischen Empirisch und Nicht-Empirisch
- 5 #4 Berücksichtige das Forschungsparadigma (Qualitativ vs. Quantitativ)
- 6 #5 Triff deine Wahl im Einklang mit deiner Forschungsfrage
- 7 Zusammenfassung
Was sind wissenschaftliche Methoden?
Der Ausgangspunkt einer meta-wissenschaftlichen Überlegung wie der dieses Artikels ist immer die Wissenschaftstheorie. Ich werde versuchen, die Zusammenhänge hier etwas vereinfacht aber dennoch hilfreich darzustellen.
Die Wissenschaftstheorie beschäftigt sich also mit der Frage, wie wir als Forschende Wissen bzw. Erkenntnis gewinnen können. Trotz vieler Jahrhunderte philosophischer Überlegungen und verschiedener Denkrichtungen, hat sich herauskristallisiert, dass Wissenschaft einigermaßen gut mit der Dichotomie aus Theorie und Methoden funktioniert.
Die Theorie konserviert das Wissen auf abstrakter Ebene und bietet einen Bezugsrahmen für bestimmte Phänomene oder Gegenstände. Sie wartet darauf widerlegt, durch neue Erkenntnisse gefestigt, widerlegt oder verfeinert zu werden.
Die Methoden befinden sich eine Ebene unter der Theorie, näher am realen Gegenstand. Sie sind das Handwerkszeug, um neue Erkenntnisse zu erlangen und die Theorie-Ebene zu verändern.
#1 Positioniere dich in einer Disziplin
Dann gibt es da noch die administrative Seite der Wissenschaft. Vor ein paar Jahrhunderten war das ganze noch wesentlich lockerer und Wissenschaftler wie z.B. Isaac Newton waren gleichzeitig Physiker, Philosophen und Theologen.
Heute wird scharf in einzelne Disziplinen und Communities getrennt. Jede Disziplin hat eigene Theorien und eigene Methoden, doch zum Glück wird der Dogmatismus dieser einzelnen Disziplinen wieder zurückgebaut und man bedient sich im Erfahrungsschatz sogenannter „Referenzdisziplinen“.
Das schlägt sich auch in den angebotenen Studienfächern nieder. Beispielsweise gibt es heute WirtschaftsinformatikerInnen oder Studierende im Bereich Soziale Arbeit, die an der Schnittstelle verschiedener Fächer arbeiten.
Egal was du studierst, zunächst einmal solltest du dir klar darüber werden, an welche wissenschaftliche Disziplin(en) dein Studium angelehnt ist. Studierst du in einem stark abgegrenzten Bereich wie Mathematik, Philosophie oder Psychologie, dann ist die Sache sehr eindeutig.
Studierst du an bestimmten Schnittstellen, dann mache dir bewusst, welche Disziplinen für dich relevant sind. Das kann sich bei dir auch im Studienverlauf oder von Arbeit zu Arbeit ändern. Eine Wirtschaftsinformatikerin kann in einer Hausarbeit methodisch und theoretisch im Informatik-lastigen Bereich Software Engineering unterwegs sein, aber ein anderes Mal auf die Erkenntnisse aus der BWL-Literatur angewiesen sein.
#2 Identifiziere den Methoden-Pool deiner Disziplin
Um dir nun einen zweiten Rahmen zu schaffen, musst du herausfinden, welche Methoden in deiner Disziplin gängig sind. Es macht wenig Sinn, im Studium neue Methoden zu entwickeln oder die gesamte Disziplin in Frage zu stellen. Du musst lediglich herausfinden, was bereits im Werkzeugkasten liegt.
Der schnellste Weg um dies herauszufinden sind tatsächlich Lehrbücher. Ich bin sonst kein großer Freund von Büchern, weil der Publikationsprozess sehr langsam ist und das Wissen kurz nach Publikation schon wieder veraltet sein kann.
Für einen solchen Überblick eignen sich Lehrbücher aber ganz gut. Oftmals stammen sie von selbstlosen Professorinnen und Professoren, die mithilfe eines Lehrbuchs die Grundlagen eines bestimmten Fachs zusammentragen.
Hier findest du in der Regel eine Übersicht gängiger Methoden. Darüber hinaus kannst du in Datenbanken nach Journal- und Konferenzartikeln suchen und siehst, welche Methoden hier verwendet werden.
Im Idealfall hast du in deinem Studienangebot Methodenkurse zur Auswahl. Das ist jedoch keine Selbstverständlichkeit. Wenn es sie gibt, besuche sie unbedingt, auch wenn sie keine Pflichtveranstaltungen sind.
#3 Unterscheide zwischen Empirisch und Nicht-Empirisch
In den meisten Fällen ist die methodische Basis einer Disziplin entweder empirisch oder nicht. 50/50 kommt eher selten vor. Empirische Forschung versucht über „Erfahrung“ an Wissen zu gelangen, das geschieht dadurch, dass Daten systematisch gesammelt und ausgewertet werden.
Nicht-Empirisch
Geht eine Disziplin nicht-empirisch vor, dann heißt das nicht, das sie weniger wert ist oder weniger wissenschaftlich. Es liegt einfach in der Natur der Disziplin, eher verstehend und auf Basis (inter-)subjektiver Argumentation vorzugehen. Beispiele für Disziplinen mit überwiegender nicht-empirischer Methodik sind Philosophie, Theologie und andere Geisteswissenschaften oder die Sonder-Disziplin der Mathematik.
Empirisch
Gehen wir den Entscheidungsbaum nun weiter entlang, können wir auf dem Ast „Empirie“ noch einmal unterscheiden. Und zwar teilt sich die empirische Wissenschaft noch einmal bezüglich des Gegenstandes auf. Und das ist relativ simpel:
Sind Menschen nicht involviert (Es sein denn es geht um ihre Biologie), dann befindest du dich mit großer Wahrscheinlichkeit im Bereich der Naturwissenschaften. Hier sind die empirischen Methoden sehr spezifisch auf die Disziplin ausgerichtet, wie z.B. Laborstudien oder naturwissenschaftliche Experimente.
Sind Menschen und deren Verhalten involviert, dann befindest du dich mit großer Wahrscheinlichkeit auf dem Zweig der empirischen Sozialforschung. Da du mit großer Wahrscheinlichkeit in diesem Bereich studierst, gehen wir diesen Zweig weiter entlang.
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#4 Berücksichtige das Forschungsparadigma (Qualitativ vs. Quantitativ)
Innerhalb der empirischen Sozialforschung tobt ein ewiger Kampf zwischen dem Lager der qualitativ und dem der quantitativ Forschenden. Eine Erklärung und Unterschiede der beiden Paradigmen habe ich in meinem Artikel qualitativ vs. quantitativ zusammengefasst.
Für diese Grundlagen verweise ich also auf diesen Artikel und stelle dir nun die gängigsten Methoden beider Bereiche vor.
Quantitativ:
(Online-)Umfrage, Sozialwissenschaftliches Experiment, Standardisierte Beobachtungen oder Datenanalysen, etc.
Bei quantitativen Methoden spiel die Standardisierung eine wichtige Rolle. Gesammelte Daten sollten sich also einfach in numerische Werte übersetzen und statistisch auswerten lassen. So kannst du eine große Stichprobe untersuchen. Die Grundlage bilden eine Forschungsfrage und Hypothesen.
Qualitativ:
Interviews (z.B. mit ExpertInnen, Fokusgruppen, Individuen), Ethnografische Studien (Beobachtungen vor Ort), Inhaltsanalysen, etc.
Bei qualitativen Methoden spielt die Interpretation und Tiefe der Untersuchung eine wichtige Rolle. Daher untersuchst du eher kleinere Stichproben. Die Grundlage bildet eine offene Forschungsfrage.
#5 Triff deine Wahl im Einklang mit deiner Forschungsfrage
Wie du gesehen hast, spielt die Forschungsfrage bei der Auswahl der Methode eine entscheidende Rolle. Du musst zunächst wissen, was du untersuchen möchtest, bevor du eine Entscheidung über die Methode treffen kannst.
Wie du eine Forschungsfrage aufstellst, das zeige ich dir im Detail in meinem Artikel Forschungsfrage formulieren.
Zum Abschluss noch 5 Fragen, welche die Auswahl deiner Methode entscheidend beeinflussen:
- Welche Grundlagen konntest du bereits trainieren? (z.B. Statistik)
- Forscht dein Lehrstuhl bzw. deine Betreuerin eher qualitativ oder quantitativ?
- Wie groß ist die theoretische Basis deines zu untersuchenden Gegenstandes?
- Welche Methode entspricht deiner Persönlichkeit? (z.B. Introversion vs. Extroversion)
- Welche Methode würde dir am meisten Spaß machen?
Zusammenfassung
- Im Wissenschaftsbetrieb existieren Theorien und Methoden, die beim Erkenntnisgewinn helfen.
- Die Wissenschaft organisiert sich in Disziplinen, die wiederum eigene Methoden und Theorien pflegen.
- Deine Forschung kann empirisch oder nicht-empirisch sein
- Die Empirie unterscheidet in naturwissenschaftliche und sozialwissenschaftliche Methodik
- In der empirischen Sozialforschung herrschen die beiden Paradigmen der quantitativen und qualitativen Methodik
- Die Wahl deiner Methode hängt von deiner Forschungsfrage, deinem persönlichen Trainingsstands und deinen Vorlieben ab
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Ein Gedanke zu „Methoden des wissenschaftlichen Arbeitens | So findest du die richtige für dich!“