Solltest du dein Studium abbrechen oder nicht?
Du langweilst dich in Vorlesungen oder fühlst dich vom Stoff doch eher überfordert? Du hinterfragst, was dir die Lineare Algebra Vorlesung für deine zukünftige Karriere in der Industrie bringen soll?
Oder du denkst nach dem ersten Semester: Wo bin ich denn hier gelandet? Ich habe mir das doch alles ganz anders vorgestellt. Und dann ist der „verbotene“ Gedanke in deinem Kopf: „Sollte ich mein Studium abbrechen?“
Allein bist du mit diesem Gedanken keinesfalls. Glaube mir, es geht vielen so.
Gerade in Phasen, in denen das Studium besonders stressig ist und man nicht weiß, wie man dem Leistungsdruck gerecht werden soll. Da ist es ganz normal darüber nachzudenken, wie es wäre alles hinzuschmeißen und das Studium abzubrechen.
In diesem Video beschäftigen wir uns damit, wann der Studienabbruch tatsächlich der richtige Weg sein und wie eine passende Alternative ausschauen könnte.
Dazu gehen wir ein 4-teiliges Framework durch, dass dir dabei helfen wird, die richtige Entscheidung zu treffen.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Gründe für einen möglichen Studienabbruch
- 2 #1 Kurzzeitiges Motivationstief
- 3 #2 Falsche Studienform
- 4 #3 Studium abbrechen oder nicht? Andere Gründe
- 5 Studium abbrechen oder nicht? Fragen, die du dir stellen kannst:
- 6 #3.1 Studium abbrechen oder nicht? Die Sunk Cost Fallacy
- 7 #3.2 Auswirkungen eines Studienabbruchs
- 8 #3.3 Studium abbrechen oder nicht? Der Studienabbruch als Chance
Gründe für einen möglichen Studienabbruch
An den Universitäten beläuft sich die Quote an Studienabbrecher: innen im Bachelorstudium laut Studie des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung auf 35 Prozent, an den Hochschulen für angewandte Wissenschaften auf 20 Prozent. Die Zahlen verdeutlichen, wie relevant das Thema tatsächlich ist und dennoch ist es für viele Studierende leider mit Scham behaftet.
Studium abbrechen oder nicht?
Lass uns zunächst die möglichen Gründe für einen Studienabbruch genauer betrachten. Tatsächlich sind die Ursachen sehr individuell, aber es gibt einige, die häufiger mit einem Studienabbruch in Verbindung gebracht werden als andere. Ich werde verschiedene Situationen analysieren, um dir einen Einblick zu geben.
#1 Kurzzeitiges Motivationstief
Felix befand sich im vierten Semester seines BWL-Studiums. Das kommende Semester sollte das Hauptstudium beginnen, aber zuvor musste er noch die Fächer bestehen, die er selbst als seine „Endgegner“ bezeichnete – insbesondere Informatik, Jahresabschluss und Steuern. Während seiner Praktika im Marketing hatte er bereits eine große Leidenschaft für diesen kreativen Bereich entwickelt und konnte sich dort eine Zukunft vorstellen. Doch im vierten Semester hatte er den Gedanken, alles hinzuschmeißen. Das Studium bereitete ihm keine Freude, der Druck wurde zu groß und zusätzlich musste er seinen Nebenjob bewältigen.
Darüber hinaus machte er sich Sorgen, dass er als eher kreativer Student die anspruchsvollen Zahlenfächer nicht bestehen würde (schau dir meine 7 Tipps an, wie du Selbstzweifel beseitigen kannst). Seine Unzufriedenheit war jedoch nur eine vorübergehende Momentaufnahme und keine solide Grundlage für eine objektive Einschätzung. Als er sich dessen bewusst wurde, konnte er seine Perspektive ändern. Felix erkannte objektiv, dass eine Karriere im Marketing ihm wirklich Freude bereiten würde und dass das Studium ihm den Einstieg in die Branche erleichtern würde. Letztendlich entschied er sich dafür, das Studium durchzuziehen.
#2 Falsche Studienform
Samira befand sich im 2. Semester ihres Maschinenbaustudiums an der Universität. Grundsätzlich interessierten sie die Themen, jedoch fühlte sie sich mit 400 anderen Studierenden im Hörsaal unwohl. Die Vorlesungen waren stark theoretisch ausgerichtet und boten nur wenig Praxisbezug. Samira interessierte sich viel mehr dafür, wie sie das Wissen später im Berufsleben anwenden könnte. Zusätzlich empfand sie eine große Distanz zwischen den Lehrenden und den Studierenden, was ihr ein Gefühl der Anonymität vermittelte und nicht gefiel. Samira überlegte, ob sie möglicherweise an einer kleineren Universität glücklicher sein könnte. Nach einem Gespräch mit der Studienfachberatung hat sie sich letztendlich nicht für den Wechsel an eine kleinere Uni, sondern die Fachhochschule entschieden. Dort war die Anzahl der Studierenden geringer und sie hatte nicht mehr das Gefühl, eine von vielen zu sein. Zudem wurde endlich der lang ersehnte Praxisbezug geboten.
Beachte bitte, dass dir beim Wechsel der Uni oder an die Fachhochschule nicht alle Credits angerechnet werden können. Es kann also sein, dass du Kurse erneut belegen musst.
#3 Studium abbrechen oder nicht? Andere Gründe
Sarah hatte schon immer den Wunsch, Menschen zu helfen, und träumte seit ihrer Kindheit davon, Ärztin zu werden. Doch bereits im dritten Semester ihres langen Studiums fühlte sie sich völlig überfordert. Die endlosen Prüfungen, der Konkurrenzkampf unter den Kommilitonen und das ständige Auswendiglernen belasteten sie sehr. Normalerweise war es Sarah immer wichtig, die Zusammenhänge tiefgründig zu verstehen, aber dafür blieb keine Zeit. Der Fokus lag lediglich darauf, die Multiple-Choice-Klausuren zu bestehen
Sarah ging es immer schlechter.
Sie litt unter Schlafstörungen, hatte täglich Angst vor dem Unialltag und spürte eine enorme körperliche Belastung. So konnte Sarah nicht weitermachen – sie war physisch und mental am Ende. Sie beantragte ein Urlaubssemester, begann eine Therapie und absolvierte anschließend ein Praktikum in der Personalabteilung. Dadurch konnte sie sich in Ruhe reflektieren und letztendlich entschied sie sich dafür, den Studiengang zu wechseln und Wirtschaftspsychologie zu studieren.
Ein Kommilitone aus Sarahs Studiengruppe fühlte sich ebenfalls überfordert vom Medizinstudium. Da er sich grundsätzlich ein Arbeitsumfeld im Krankenhaus vorstellen konnte, entschied er sich nach dem Abbruch des Medizinstudiums für eine Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger.
Studium abbrechen oder nicht? Fragen, die du dir stellen kannst:
Am Ende ist es dein persönlicher Weg, und nur du kannst den besten Weg für dich bestimmen. Vertraue auf dein Bauchgefühl und vergiss nicht, dass Erfolg auf verschiedene Arten definiert werden kann. Ob du dich dafür entscheidest, das Studium abzubrechen oder durchzuziehen, das Wichtigste ist, dass du selbst Erfüllung in deiner Zukunft findest. Die Entscheidung kann weder ich noch jemand anderes dir abnehmen. Aber vielleicht helfen dir folgende Fragen, um in aller Ruhe abzuwägen, welche Entscheidung sich für dich richtig anfühlt.
- Warum genau will ich abbrechen?
- Welche Probleme habe ich konkret?
- Können meine Probleme vielleicht gelöst werden?
- Wird mich mein Studium langfristig glücklich machen?
Puh, eine solche Entscheidung zu treffen ist gar nicht mal so einfach. Wenn du dich damit allein überfordert fühlst, kannst du dich jederzeit auch an die Studienberatung deiner Uni oder Hochschule wenden. Sie steht dir zur Seite, um herauszufinden, welches Studienfach für dich geeignet sein könnte und kann dich auch bei einem möglichen Studienfachwechsel beraten. Selbst wenn du trotz deines Interesses am aktuellen Studienfach Schwierigkeiten im Studienalltag hast, kann es hilfreich sein, die Fachstudienberatung an deiner Hochschule aufzusuchen, um einen Studienabbruch zu vermeiden. Oftmals kann dir auch der Fachschaftsrat bei fachlichen oder organisatorischen Fragen unterstützend zur Seite stehen.
#3.1 Studium abbrechen oder nicht? Die Sunk Cost Fallacy
Beim Thema Studienabbruch kann ein bestimmtes Phänomen deine Entscheidungsfindung verzerren: die Sunk Cost Fallacy. Dieser psychologische Denkfehler kann einen großen Einfluss auf unsere Entscheidungen haben. Dabei halten wir oft an etwas fest, nur weil wir bereits viel Zeit und Mühe investiert haben, auch wenn wir keinen zukünftigen Nutzen mehr erwarten können.
Nehmen wir zum Beispiel an, du hast die letzten zwei Jahre Maschinenbau studiert. Aber in den letzten Monaten hast du immer öfter gemerkt, dass das Fachgebiet irgendwie nicht so dein Ding ist. Aber vielleicht sieht es in der Praxis ja ganz anders aus? Daher hast du die Semesterferien genutzt, um Praktika in verschiedenen Bereichen zu machen. Leider hast du festgestellt, dass auch die Tätigkeiten und Arbeitsumgebungen nicht zu dir passen. Du bist dir nun sicher, dass du in diesem Bereich nicht wirklich glücklich sein wirst und deine wahren Stärken nicht entfalten kannst.
Allerdings hast du bereits wertvolle Zeit, Energie (sogar in den Semesterferien) und Geld in deinen bisherigen Werdegang investiert. Dies führt nun dazu, dass du das Aufgeben als keine Option mehr betrachtest. Die entstandenen „Sunk Costs“ oder auch irreversiblen Kosten beeinflussen nun maßgeblich deine Entscheidung. Doch genau hier liegt der Denkfehler! Die bereits investierte Zeit, Energie und das ausgegebene Geld sind bereits verloren und sollten keinen Einfluss mehr auf deine zukünftigen Entscheidungen haben. Wäre es nicht viel klüger, nicht noch mehr von deiner kostbaren Zeit für etwas zu verschwenden, das dich einfach nicht glücklich macht? Rational betrachtet wäre es sinnvoller, dich stattdessen auf etwas Neues zu konzentrieren.
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#3.2 Auswirkungen eines Studienabbruchs
Solltest du dich für den Studienabbruch entscheiden, gibt es auch ein paar formelle und bürokratische Dinge zu beachten.
Nachdem du deine Exmatrikulationsbescheinigung erhalten hast, ist es wichtig, dass du dich bei deiner Krankenkasse erkundigst, ob sich Änderungen in deinem Versicherungsschutz ergeben, da du nun kein Student mehr bist. Wenn du dich für ein anderes Studium entscheidest, kannst du entweder weiterhin über die Familienversicherung versichert bleiben oder dich über die studentische Krankenversicherung absichern. Wenn du eine Ausbildung oder eine sozialversicherungspflichtige Arbeit aufnimmst, wirst du über deinen Arbeitgeber versichert.
Als BAföG-Empfänger solltest du außerdem deine Exmatrikulationsbescheinigung beim zuständigen BAföG-Amt einreichen. Ob du weiterhin BAföG erhalten kannst, hängt davon ab, wann du dein Studium abgebrochen hast und ob bestimmte Leistungen aus deinem vorherigen Studium noch angerechnet werden können, um dich in ein höheres Fachsemester zu bringen. Wenn du bisher nur einmal studiert hast und dies auch nur für maximal drei Semester, stehen die Chancen gut, dass du erneut BAföG beantragen kannst.
Des Weiteren musst du den Studienabbruch der Kindergeldstelle melden. Wenn du älter als 25 Jahre bist oder nicht innerhalb von vier Monaten eine neue Ausbildung beginnst, kann dein Anspruch auf Kindergeld entfallen.
Es ist wichtig, diese administrativen Schritte zu erledigen, um sicherzustellen, dass deine Krankenversicherung und finanzielle Unterstützung entsprechend angepasst werden. Für detaillierte Informationen zu diesem Thema solltest du dich am besten noch einmal ausführlich von deiner Hochschule beraten lassen.
#3.3 Studium abbrechen oder nicht? Der Studienabbruch als Chance
Es ist viel wichtiger, etwas zu finden, das wirklich zu dir passt, als den Erwartungen gerecht zu werden, die andere an dich haben. Egal, ob es ein, zwei oder sogar mehr Versuche erfordert, am Ende zählt das Ergebnis. Übrigens, wusstest du, dass auch viele erfolgreiche Unternehmer wie Bill Gates, Steve Jobs und Mark Zuckerberg ihr Studium abgebrochen haben? Im Grunde genommen wissen wir doch alle, dass wir besser in dem sind, was uns wirklich Spaß macht – und das ist mittlerweile zum Glück auch schon bei Recruitern angekommen.
Ein Studienabbruch oder -wechsel ist also keine Schande! Ganz im Gegenteil, es ist völlig normal und sogar wichtig, dass wir während des Studiums unsere Entscheidungen überdenken und ggf. anpassen. Das bedeutet nicht, dass wir versagt haben, sondern dass wir uns weiterentwickeln und selbst reflektieren können. Nur weil wir uns mit 18 Jahren für etwas entschieden haben, heißt das noch lange nicht, dass wir es unser ganzes Leben lang durchziehen müssen. Das Leben ist eben kein starres Drehbuch, sondern ein aufregendes Abenteuer mit unvorhersehbaren Wendungen.
Wenn du zum Beispiel aus tiefstem Herzen Gesundheits- und Krankenpfleger: in werden möchtest, dann solltest du nicht aufgrund eines abgebrochenen BWL-Studiums abgelehnt werden. Und mal ganz ehrlich: Wen interessiert schon eine Lücke im Lebenslauf, wenn sie dir dabei hilft, deinen wahren Traum zu verwirklichen? Also lasst uns das Stigma des Studienabbruchs hinter uns lassen und uns auf unsere individuellen Ziele und Träume konzentrieren.
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