Du möchtest produktiver werden, ohne dabei auszubrennen? Dann habe ich vielleicht die Lösung für dich. Sie nennt sich „Slow Productivity“ und ist der Titel von Georgetown Professor und Bestseller-Autor Cal Newport’s neuem Buch.
Ich habe das Buch eben zu Ende gelesen und bin… begeistert. So sehr, dass ich dir meine größten Lektionen aus dem Buch nicht vorenthalten möchte.
In diesem Video stelle ich dir also die 3 Grundprinzipien des „Slow Productivity“ Ansatzes vor und gebe dir dazu meine Einschätzung, wie du sie am besten in die Tat umsetzten kannst, wenn du noch im Studium bist.
Inhaltsverzeichnis
Wer ist Cal Newport und warum sollten wir auf ihn hören?
In meinen Videos referenziere ich regelmäßig Ideen aus Cal Newport’s frühen Büchern zum Thema Erfolg im Studium und natürlich aus seinen noch bekannteren Büchern „Deep Work“ und „Digital Minimalism“.
Der Autor ist Professor für Informatik, schreibt regelmäßig Bestseller, Kolumnen für den New Yorker und hat einen Podcast. Wenn also jemand nach objektiven Kriterien produktiv ist, dann er.
In „Slow Productivity“ teilt Cal seine neuste Philosophie zum Thema Wissensarbeit, und die hat es in sich. Es geht nämlich gar nicht darum, wie wir noch mehr in noch weniger Zeit schaffen, denn das macht uns irgendwann krank.
Es geht darum, weniger Dinge über einen längeren Zeitraum zu schaffen – und zwar Dinge, die uns wichtig sind.
Do fewer things (Slow Productivity Prinzip #1)
Mache weniger Sachen.
Wissensarbeit ist Arbeit, die wir mit unseren kognitiven Ressourcen vollbringen, um einen Wert in der Welt zu schaffen. Dazu gehören alle Jobs und Tätigkeiten, die in einem Büro erledigt werden können, oder heutzutage wohl eher zu Hause, aber auch ein Studium würde ich als Wissensarbeit klassifizieren.
Was viele nicht wissen, ist, dass Wissensarbeit heute noch immer vom Taylorismus der 2. industriellen Revolution geprägt ist. Das bedeutet, dass Arbeit nach Expertise aufgeteilt wird, man sich an einem zentralen Ort trifft und die Ergebnisse dieser Arbeit quantitativ gemessen werden.
Auch die Idee, dass wir von Montag bis Freitag arbeiten und am Wochenende unseren Lohn in der Stadt verkonsumieren, stammt aus dieser Zeit.
Wissensarbeit verändert sich aber immer stärker. Spätestens seit der Corona-Pandemie treffen wir uns nicht mehr zwangsläufig an einem zentralen Ort und wie soll man messen, was eine einzelne Wissensarbeiterin so produziert?
Pseudo-Produktivität
Laut Newport tritt an diese Stelle die sogenannte Pseudo-Produktivität, bei der Produktivität anhand von Sichtbarkeit gemessen wird. Wie „busy“ bist du während der Arbeit? Wie schnell antwortest du auf E-Mails, wie viele Meetings machst du pro Tag oder wie oft meldest du dich in der Vorlesung?
All das sind Metriken, die Arbeitgeber und Universitäten aufrufen, um die Produktivität von Wissensarbeit zu messen.
Das ist allerdings völliger… Bullshit.
Wahre Produktivität erreichst du nicht, indem du Sichtbarkeit und „busyness“ signalisierst, sondern im Verborgenen an einigen, wenigen, wertvollen Projekten arbeitest.
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Um zurück zu diesem Zustand zukommen, empfiehlt Newport ein zweistufiges System, mit dem du deine aktiven Projekte managen kannst. Projekte sind Wissensarbeiten, die du nur über einen längeren Zeitraum vervollständigen kannst, wie das Schreiben einer Hausarbeit, eine Social Media Kampagne, oder das Zusammenstellen einer Bewerbungsmappe.
Level 1 sind deine 3 aktiven Projekte
Auf die Liste deine aktiven Projekte kommen maximal 3 Stück. Nicht mehr. Erst, wenn ein Projekt abgeschlossen ist, rückt ein neues nach.
Versuche an einem Tag nur an einem dieser Projekte zu arbeiten. Mental zwischen ihnen hin und herzuwechseln, verbraucht unnötig viel Energie.
Level 2 ist deine Warteliste an neuen Projekten und Ideen
Egal ob dein Chef, dein Studienverlaufsplan, deine Kundin, oder du selbst mit einem neuen Projekt um die Ecke kommt: Es wandert auf die Warteliste und wird mit einem Zeitraum versehen, wann du in etwa dazu kommen wirst.
Wenn du bereits 3 aktive Projekte hast und 2 auf der Warteliste, dann rückt dieses Projekt an Stelle Nummer 6. Das kannst du auch so kommunizieren, wenn du musst.
Work at a natural pace (Slow Productivity Prinzip #2)
Arbeite in einer natürlichen Geschwindigkeit.
Wenn du Prinzip Nummer 1 befolgst und weniger, dafür bedeutungsvollere Projekte angehst, schaltest du eine völlig neue Art der Produktivität frei.
Es kann dir egal sein, was du in 3 Monaten erreichst. Das ist nicht die Messlatte. Der Zeitraum, der wirklich etwas aussagt, ist, was du in den nächsten 3 Jahren (beispielsweise der Dauer eines Studiums) erreichst.
Wusstest du, dass Isaac Newton, Kopernikus oder Marie Currie mehrere Dekaden an ihren großen Ideen gearbeitet haben, bis sie sie veröffentlicht haben? Wenn du einen beliebigen Monat in ihrem Leben heranziehst, würden sie nach heutigen Standards ziemlich unproduktiv aussehen.
Da wurde viel spazieren gegangen, man ist wochenlang auf’s Land in den Urlaub gefahren und hat sich in gemäßigtem Tempo seiner Arbeit gewidmet. Und dennoch haben diese Menschen mit ihrer Arbeit die Menschheitsgeschichte nachhaltig beeinflusst. Sie waren so produktiv, wie wir es wahrscheinlich niemals sein werden!
Wenn du also deinen Zeithorizont groß genug ausdehnst, kannst du dir genügend Zeit für andere schöne Dinge des Lebens nehmen und musst dich kurzfristig nicht stressen. Die Voraussetzung dafür ist selbstverständlich, dass du Prinzip Nr. 1 beherzigst und deine Projekte so wählst, dass sie bedeutungsvoll und wichtig für dich sind, sodass sie über einen langen Zeitraum gesehen auch das Potenzial haben, etwas zu bewirken.
Eine kurzfristige Taktik, die Newport in diesem Zusammenhang empfiehlt, ist die Ritualisierung deiner Arbeit. Verknüpfe sie mit etwas Besonderem, das dich inspiriert.
Wenn du an einem Vampir-Roman schreibst, tue es nachts. Wenn du an einer Hausarbeit über die Hotelindustrie schreibst, dann mache es in der Lobby deines Lieblingshotels. Diese Rituale helfen dir in einen natürlichen Flow zu kommen und die Arbeit, die dir wichtig ist, erledigt sich von ganz allein.
Obsess over quality (Slow Productivity Prinzip #3)
Sei besessen von Qualität.
Dadurch, dass du mit Slow Productivity weniger Projekte angehst und diese auch erst viel später Früchte tragen, wirst du zwangsläufig kurzfristige Gelegenheiten auslassen müssen und „nein“ zu vielen Dingen sagen.
Die Dinge, die du machst, machst du richtig. Und wenn du dir Zeit lässt, kannst du mehr in die Qualität dieser Dinge stecken.
In meiner Forschungsdisziplin, der Wirtschaftsinformatik, gibt es zwei Top-Journals. Einen Artikel in einem dieser Journals zu veröffentlichen, dauert im Schnitt vier Jahre. In diesen vier Jahren muss man auf kleine Erfolge verzichten und erscheint „weniger produktiv“. Doch wenn ein solcher Artikel irgendwann veröffentlicht ist, beeinflusst er die Disziplin 10 mal stärker als 10 kleine Veröffentlichungen, die man in diesen 4 Jahren hätte machen können.
Die Gratifikation für deine Arbeit so lange aufzuschieben, ist unfassbar schwierig. Aber wenn die Qualität des Ergebnisses dadurch um einiges besser ist, hast du vieeeeel mehr „Produktivität“ erreicht. Nur eben langsam.
Ein anderes Beispiel sind Artikel auf Amazon. Ein Produkt mit 4.9 Sternen verkauft sich 100 Mal mehr als ein Produkt mit 4.5 Sternen. Also, selbst wenn es 10 Mal länger dauert, das Produkt auf dieses Qualitätslevel zu bringen, bekommst du immer noch 10 Mal mehr Ergebnisse als von 10 4.5 Sterne-Produkten!
Natürlich hat Cal Newport auch eine Technik parat, um die Qualität deiner Projekte zu steigern. Verdoppele einfach jede deiner Deadlines für ein Projekt. Aber denk daran, nur verdoppeln. Nicht mehr. Du sollst immer noch die Verpflichtung spüren, das Projekt abzuschließen und genügend Arbeit in das Projekt zu stecken. Doch mit der verlängerten Projektlaufzeit hast du mehr Spielraum, auf Qualität zu setzen.
Vergiss dabei aber nie, dass hohe Qualität auch entsprechende Arbeit voraussetzt. Du sollst dir mit Slow Productivity nicht einen Freifahrtschein geben, um zu prokrastinieren. Gib dir stattdessen genügend Zeit, um in deinem Projekt wahre Meisterschaft zu erlangen. Schaffe dir den nötigen Raum für Kreativität und die Freiheit zu atmen, sodass du deine Arbeit mit Leidenschaft erledigst.
Deine Ergebnisse werden für sich sprechen. Sei kein Hamster. Sei eine Schildkröte. Slow is smooth and smooth is fast.