Du sitzt stundenlang über deinen Lernunterlagen und zwei Tage später weißt du kaum noch was?
Das liegt nicht an dir, sondern an der Art, wie du lernst.
Die gute Nachricht: Es geht auch anders. Und zwar mit Microlearning, aber nicht so, wie es auf TikTok verkauft wird.
In diesem Beitrag zeige ich dir, wie Microlearning wirklich funktioniert, warum es auf handfester Lernpsychologie basiert und wie du es im Studium nutzen kannst, um mehr zu behalten und keine Zeit mehr zu verschwenden.
Inhaltsverzeichnis
#1 Warum du so viel vergisst
Lass uns mit einem ernüchternden Fakt starten: Die sogenannte Vergessenskurve nach Ebbinghaus zeigt,
dass wir innerhalb von 1 Woche ungefähr 90 Prozent neu gelernter Informationen vergessen, wenn wir sie nicht aktiv wiederholen.
Und das liegt nicht an fehlender Intelligenz, sondern daran, dass dein Gehirn genau so gebaut ist. Unser Arbeitsgedächtnis kann nur eine sehr begrenzte Menge an Informationen gleichzeitig aufnehmen. Wenn du versuchst, in einer 3-Stunden-Lernsitzung alles auf einmal zu verarbeiten, überlädst du dein System und das meiste verpufft.
Genau hier setzt Microlearning an: Anstatt umfangreiche Themen auf einmal zu lernen, konzentrierst du dich auf kleine, abgeschlossene Lerneinheiten. Das entlastet dein Gehirn und verbessert den Übergang ins Langzeitgedächtnis.
#2 Was Microlearning wirklich ist (und was nicht)
Microlearning heißt nicht: einfach drei beliebige Shorts nacheinander schauen, die keinen Zusammenhang haben. Und es bedeutet auch nicht, sich passiv berieseln zu lassen oder dir möglichst schnell möglichst viel Wissen reinzupressen.
Microlearning ist kein TikTok-Trend, sondern ein lernpsychologisches Prinzip. Es basiert auf der Idee, dass Lernen dann effektiv ist, wenn du Inhalte in kleine, sinnvolle Einheiten zerlegst und diese wiederholt und aktiv lernst.
1. Ein Thema pro Einheit
Fokussiere dich wirklich nur auf eine Sache. Kein Multitasking, oder „Ich lerne mal schnell zwei Theorien auf einmal“. Wenn du z. B. für eine Sozialpsychologieklausur lernst, dann nimm dir nicht gleich „implizite und explizite Einstellungen“ gemeinsam vor, sondern erst das eine Thema, dann das andere. Dein Gehirn braucht Klarheit, um Informationen gut zu verarbeiten.

2. Ein klar definiertes Lernziel
Du solltest immer wissen: Was genau will ich nach dieser Einheit verstanden, gekonnt oder behalten haben?
Zum Beispiel: „Ich kann erklären, was eine implizite Einstellung ist.“ Oder: „Ich erkenne den Unterschied zwischen Korrelation und Kausalität.“ Je konkreter das Ziel, desto besser kannst du später überprüfen, ob du es wirklich erreicht hast.
3. Kurze Dauer, aber dafür viele Wiederholungen
Microlearning heißt nicht: einmal anschauen und abhaken. Sondern: kurz lernen, dann später nochmal wiederholen, zum Beispiel mit einer Karteikarte oder einem Mini-Quiz. Eine Lerneinheit darf gern nur 3 bis 7 Minuten dauern, wenn du sie regelmäßig wiederholst. So festigt sich das Wissen Schritt für Schritt.
4. Und vor allem: aktive Anwendung
Der vielleicht wichtigste Punkt. Nur durch aktives Nachdenken, Formulieren oder Üben speichert dein Gehirn die Information wirklich ab. Passiv zuhören oder durch einen Text scrollen reicht nicht.
Deshalb: Definiere Begriffe in eigenen Worten und denk dir Beispiele aus.
#3 Warum Microlearning aus Sicht der Lernpsychologie funktioniert
Die Antwort liefert die sogenannte Cognitive Load Theory von John Sweller.
Sie unterscheidet drei Arten kognitiver Belastung:

- Intrinsische Belastung, also die Schwierigkeit des Stoffes selbst
- Extraneous Load, also die Belastung durch schlechte Darstellung oder Überflutung mit Infos
- Germane Load ist die Art von Denkarbeit, die dir hilft, etwas wirklich zu verstehen – also wenn du nachdenkst, Beispiele suchst oder versuchst, etwas mit eigenen Worten zu erklären.“
Und genau da setzt Microlearning an:
Es hilft dir, den extraneous load zu verringern, also die Ablenkung und Überforderung zu vermeiden und gleichzeitig den germane load zu steigern, also aktiv mit dem Stoff zu arbeiten und ihn wirklich zu verinnerlichen.
Wenn du dir in 5 Minuten nur die Definition von „implizite Einstellung“ vornimmst und danach ein Beispiel formulierst, dann nutzt du genau diesen germane load aus. Du denkst aktiv mit und das bleibt hängen.
#4 Wiederholen ist entscheidend – Spaced Repetition
Nur kurze isolierte Lerneinheiten zu machen, reicht leider nicht. Entscheidend ist, wann du sie wiederholst.
Unser Gedächtnis funktioniert nämlich nicht nach dem Motto: zehnmal hintereinander wiederholen und dann sitzt es. Ganz im Gegenteil: Wenn du etwas immer direkt nacheinander wiederholst, bringt das kaum etwas. Dein Gehirn denkt: „Kenn ich schon“, speichert es aber nicht dauerhaft.
Was es stattdessen braucht, ist Wiederholung mit Abstand – auch Spaced Repetition genannt.
Das bedeutet: Du wiederholst denselben Stoff mehrmals, aber in wachsenden Abständen. Und genau das hilft deinem Gehirn, die Information langfristig abzuspeichern.
Studien zeigen: Wenn du Inhalte auf diese Weise verteilst, lernst du besser und mit weniger Aufwand.

Die Grafik zeigt, wie sich die Wiederholungsabstände bei der Spaced Repetition schrittweise vergrößern, von Tag 1 bis hin zu 3 Monaten, um das Gelernte genau dann zu festigen, wenn du kurz davor bist, es zu vergessen.
Hier ein typischer Ablauf:
• Tag 1 – Erste Einheit
• Tag 3 – Erste Wiederholung
• Tag 7 – Zweite Wiederholung
• Tag 14 – Dritte Wiederholung
usw.
Es gibt Tools wie Anki, StudySmarter oder RemNote, die die optimalen Wiederholungsabstände für dich berechnen. Du musst also nicht selbst planen, sondern kannst einfach anfangen, und die App übernimmt den Rest.
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5. Welche Tools lohnen sich wirklich?
Es gibt unzählige Lern-Apps, aber nur wenige passen wirklich zum Prinzip von Microlearning. Hier sind ein paar Tools, die sich im Studium tatsächlich bewährt haben:
Anki sieht auf den ersten Blick vielleicht etwas altmodisch aus, ist aber super effektiv. Du erstellst dir Karteikarten, und Anki sagt dir automatisch, wann du welche wiederholen solltest. Funktioniert besonders gut für Definitionen oder Fachbegriffe.
StudySmarter
Ein All-in-One-Tool mit Karteikarten, Lernplänen und Quizfunktionen. Praktisch, wenn du nicht alles selbst aufbauen willst. Manche Inhalte sind aber recht oberflächlich, deshalb lege dir am besten lieber eigene Lernmaterialien an.
Notion ist nicht direkt eine Lern-App, aber richtig gut, wenn du gern selbst strukturierst. Du kannst dir Mini-Lerneinheiten bauen, Lernziele festhalten oder Notizen so organisieren, wie’s für dich passt. Vor allem mit Templates sparst du dir viel Rumformatieren.
ChatGPT kann richtig nützlich sein, wenn du eine aktive statt eine passive Rolle einnimmst. Lass dir zum Beispiel Fragen stellen, Definitionen abfragen oder eigene Antworten überprüfen. Aber lies die Antworten nicht einfach nur durch, das bringt nichts. Du musst schon selbst denken, sonst bleibt’s nicht hängen.
Was du dir sparen kannst:
Random TikTok-Videos, in denen jemand in 45 Sekunden „alles zur Klausur erklärt“. Klingt effizient, ist aber meist unvollständig oder falsch. Microlearning heißt nicht: schnell irgendwas konsumieren, sondern gezielt, in kleinen Schritten, mit Qualität.
Mit Microlearning kannst du andernfalls „tote Zeit“ im Bus oder in der Bahn nutzen, ohne eine ganze Pomodoro oder Deep Work Einheit machen zu müssen. Aber denk dran, auch Nichtstun kann produktiv sein.
Probiere auf deiner nächsten Busfahrt mal eine Microlearning Einheit aus und schaue danach einfach nur aus dem Fenster. Dein Gehirn wird es dir danken.
Wenn du auf dem Weg zu mehr Erfolg im Studium noch ein wenig Starthilfe für deine wissenschaftliche Arbeit benötigst, dann habe noch ein PDF für dich, das du dir gratis herunterladen kannst:
Die 30 besten Formulierungen für eine aufsehenerregende Einleitung