Was ist Forschendes Lernen?
Du hast keine Lust mehr darauf, deine Skripte auswendig zu lernen? Irgendwie ist das doch viel zu langweilig. Wie wäre es, wenn Fragen statt Antworten den Beginn deiner Klausurvorbereitung markieren?
Mit Inquiry-Based Learning (oder zu deutsch: Forschendes Lernen) tauchst du tiefer in deinen Lernstoff ein und entdeckst Zusammenhänge, die dir vorher verborgen blieben. Finde heraus, wie Fragen das Lernen für dich verändern können.
In diesem Artikel zeige ich dir, was hinter dem Ansatz des „Inquiry-Based Learning“ steckt, wie du selbst aktiver im Lernprozess werden kannst und warum das zu einem besseren Klausurergebnis führt.
Inhaltsverzeichnis
Grundprinzipien des Forschenden Lernens
In der Uni kaut der Prof dir in der Vorlesung meist die Informationen vor. Oder du liest Zusammenfassungen in Büchern oder deinem Skript. Das heißt, du bist beim Aufnehmen von Informationen vornehmlich ziemlich passiv.
Und genau das kannst du mit forschendem Lernen ändern.
Forschendes Lernen ist eine Lernmethode, bei der du aktiv Fragen stellst und selbstständig nach Antworten suchst, um ein Thema zu verstehen.
Statt nur Fakten auswendig zu lernen, kannst du neugierig sein und kritisch denken. So entdeckst du Wissen und die Zusammenhänge basierend auf den Fragen, die DU stellst und nicht andersherum. Kurz gesagt, es geht darum, deiner Neugier freien Lauf zu lassen.
Forschendes Lernen beruht dabei auf drei Prinzipien: Selbstgesteuertes Lernen, kritisches Denken und der Rolle von Fragen.
Selbstgesteuertes Lernen bedeutet, dass du die Kontrolle über deinen Lernprozess übernimmst.
Dein kritisches Denken wird gefördert, indem du lernst, Informationen zu hinterfragen und sie zu überprüfen.
Und Fragen sind dabei dein Werkzeug und Ausgangspunkt, um Neues zu entdecken und zu verstehen.
Unterschiede zu traditionellen Lernansätzen
Wie die meisten anderen Studierenden lernst du mit Karteikarten? Oder du nutzt vielleicht Übungsfragen und Altklausuren?
Das Ergebnis ist, dass du sehr gut im Beantworten dieser Karteikarten oder diesen Übungsfragen wirst. Doch es ist sehr unwahrscheinlich, dass in der Prüfung diese Dinge 1:1 abgefragt werden.
Und sobald eine Frage kommt, die du weder auf deinen Karteikarten noch unter deinen Übungsfragen hattest, kommst du ins Straucheln.
Die Herausforderung bei unerwarteten Prüfungsfragen liegt darin, dass sie neu und unbekannt sind – du hast diese Frage in dieser Art noch nie gesehen. Selbst wenn deine Übungsfragen ähnlich sind, erfordern diese neuen Fragen, dass du umdenken musst, um die Bestnote zu erreichen.
Bei diesen Fragen, geht es im Kern darum zu erkennen, wer den Stoff wirklich durchdrungen hat.
Es geht um die Kompetenz, mehrere Konzepte gleichzeitig zu begreifen und Zusammenhänge zu entdecken, die vielleicht nicht direkt in der Vorlesung vermittelt wurden. Dieses tiefe Verständnis entsteht durch das Verknüpfen von Wissen.
Interleaving
Und genau das übst du durch das forschende Lernen. Es dreht sich alles um den Prozess:
- Wie hängen Dinge zusammen?
- Warum sind bestimmte Fakten so, wie sie sind?
Es geht also um das „Warum“ hinter den Fakten. Anstatt Informationen nur auswendig zu lernen, versuchst du Themen zu verbinden. Ganz im Sinne der Interleaving Methode.
Beim Interleaving wechselst du beim Lernen zwischen verschiedenen Themen, anstatt dich beim sogenannten Blocklernen auf ein einzelnes Thema zu konzentrieren.
Studien* zeigen, dass Interleaving besonders effektiv ist, wenn es darum geht, Probleme zu lösen. Zudem fördert Interleaving eine bessere langfristige Erinnerung und deine Fähigkeit, das Gelernte flexibel auf neue Situationen anzuwenden. Und genau das brauchst du, um unerwartete Prüfungsfragen zu beantworten und die Bestnote zu bekommen.
*Taylor, K.; Rohrer, D. The effects of interleaved practice. Appl. Cogn. Psychol. 2010,24, 837–848.
Forschendes Lernen in der Praxis
Es dreht sich alles darum, Zusammenhänge zu erkennen und zu begreifen, dass Konzepte, Fakten und Details ihre echte Bedeutung erst im Vergleich zu anderen zeigen.
Nehmen wir ein Beispiel: In der Mathematik hätte eine einzelne Zahl keine Bedeutung, wenn es keine anderen Zahlen gäbe, mit denen man sie vergleichen könnte.
In der Biologie sind Lysosomen zunächst nur ein Organell unter vielen. Ihre Rolle und Bedeutung im komplexen System einer Zelle – und darüber hinaus im ganzen Körper – wird erst klar, wenn wir ihre Funktionen und Wechselwirkungen verstehen.
Diese Erkenntnis über Beziehungen verleiht dem Gelernten erst so richtige Relevanz. Da wir Menschen dazu neigen, uns eher an Bedeutungsvolles zu erinnern, helfen uns diese Zusammenhänge, komplexe Themen besser zu begreifen und zu behalten.
Betrachten wir mal Fakten im Geschichtsstudium: Du kannst dir die Flut von Fakten und Daten wahrscheinlich schwer merken.
- Wann genau war Ereignis X?
- Von wann bis wann ging Krieg Y?
Doch wenn du beginnst, diese Fakten miteinander zu verknüpfen, erkennst du, dass ein Krieg die logische Konsequenz eines vorangegangenen Streits sein kann, der wiederum durch einen bestimmten Vertrag ausgelöst wurde.
Plötzlich fügen sich alle Teile zusammen. Anstatt dich an dutzende isolierter Fakten zu erinnern, verstehst du die logische Abfolge der Ereignisse, was dem ganzen mehr Bedeutung gibt und dein Wissen festigt und vertieft.
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Neugier entdecken
Ich habe ja bereits mehrfach erwähnt, wie wichtig das Thema Neugier ist. Bei einigen Themen fällt es dir ganz leicht, eine natürliche Neugier zu wecken.
Aus echtem Interesse fallen dir immer mehr Fragen zum Thema ein und du tauchst ganz automatisch immer weiter in die Materie ein. Aber was, wenn es dir bei bestimmten Themen schwerer fällt? (Was übrigens ganz normal ist).
In diesem Fall könntest du auf vorgefertigte Fragen zurückgreifen, um Zusammenhänge und die Bedeutung besser zu verstehen.
Fragen wie „Warum ist dieses Konzept wichtig?“ und „Wie hängt dieses mit anderen Konzepten zusammen?“ helfen dir dabei, tiefer ins Thema einzutauchen. Wenn du die Antwort auf eine Frage hast, mache weiter.
Welche neuen Fragen ergeben sich jetzt?
Am besten ist es, wenn du die Antworten aufschreibst, damit du immer wieder auf deinen Denkprozess zugreifen kannst.
Lineare Notizen (also von links nach rechts, oben nach unten schreiben) sind nicht wirklich ideal, weil deine Denkprozesse nicht linear ablaufen. Starte also am besten auf der Mitte des Blattes und beobachte, wie sich deine Gedanken entwickeln.
Du kannst auch noch einen Schritt weitergehen und Zusammenhänge visualisieren, indem du Mindmaps nutzt. Mehr dazu findest du im Video, welches ich dir hier verlinkt habe.
Die Vorteile von forschendem Lernen
Falls du immer noch nicht überzeugt bist: Zum Abschluss habe ich noch 3 Vorteile dieser Methode, die dich motivieren sollen, die Methode einmal auszuprobieren.
- Boost für dein Gehirn: Forschendes Lernen trainiert dein Gehirn, komplexe Probleme zu analysieren und kreative Lösungen zu finden. Das brauchst du nicht nur im Studium, sondern auch in der „echten“ Welt im Berufsleben. Je früher du also die Perspektive des forschenden Lernens einnimmst, umso besser.
- Bye-bye, Langeweile! Indem du deine eigenen Fragen verfolgst, bindest du deine eigenen Interessen und deine Identität in den Lernprozess mit ein. Wenn du ein Thema mit Neugier verfolgst, wird es für dich relevant. Das ist der Grund, warum du dich nicht an das Auto-Kennzeichen deines Nachbarn erinnern kannst, aber so einige Folgen Friends zitieren kannst. Friends hast du mit Neugier verfolgt, deswegen war es für dich relevant – zum Kennzeichen von deinem Nachbarn hast du so gar keine Verbindung, also ziemlich irrelevant.
- Fit für die Zukunft: Die Welt braucht Menschen, die Probleme lösen können, und genau darauf bereitet dich forschendes Lernen vor. Es lehrt dich, Fragen zu stellen, Herausforderungen zu erkennen und kreative Lösungen zu finden. Und das Beste? Es macht dich zum lebenslangen Lerner, der stets offen für neues Wissen und neue Erfahrungen ist. In einer Welt ist die Fähigkeit, sich anzupassen, kritisch zu denken und kontinuierlich zu lernen, unbezahlbar.
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Die 30 besten Formulierungen für eine aufsehenerregende Einleitung