Ein Second Brain, was soll das sein?
Stell dir vor, du hast heute auf dem Weg zur Uni einen Podcast gehört und dachtest dir an einigen Stellen, ahhh ja, das klingt interessant und wäre ein guter Aufhänger für meine nächste Hausarbeit.
Dann hast du in der Mittagspause einen spannenden Blogartikel gelesen und abends noch ein Youtube-Tutorial geschaut – doch die interessanten Fakten aus dem Podcast hast du bereits wieder vergessen.
Mist! Eigentlich wolltest du sie dir doch merken.
Um die Informationsflut, der du heute ausgesetzt bist, in die richtigen Bahnen zu lenken, brauchst du ein System.
Mich hat die „Second Brain“ Methode durch mein Studium, meine Doktorarbeit und während des Aufbaus dieses YouTube-Kanals immer begleitet.
In diesem Artikel zeige ich dir, wie auch du deine Gedanken und Ideen besser organisieren kannst, um in deinem Studium und allen anderen Lebensbereichen noch erfolgreicher zu sein.
Inhaltsverzeichnis
1. Die Herausforderungen der Informationsflut
Kennst du das Gefühl, wenn du versuchst, dich an etwas Wichtiges zu erinnern, und es dir einfach nicht einfällt?
Oder wenn du stundenlang nach einem Dokument suchst, das du sicher irgendwo gespeichert hattest?
Du schaust jede Woche stundenlang YouTube, um dich weiterzubilden, aber was bleibt davon eigentlich hängen?
Diese Situation kenne ich nur zu gut.
Die Informationsflut, der wir alle heutzutage ausgesetzt sind, kann überwältigend sein. Unser Gehirn ist nicht in der Lage, all diese Details und Informationen aufzunehmen, sondern kann nur eine begrenzte Anzahl davon speichern.
Aber hier kommt die gute Nachricht: Du musst nicht alles im Kopf behalten. Die Lösung liegt darin, die Aufgabe des Erinnerns Technologie auszulagern.
Das Konzept des „Second Brain“ ermöglicht es dir, Informationen so abzulegen und zugänglich zu machen, dass du sie später problemlos abrufen und nutzen kannst.
Dann ist dein „First Brain“ also nicht mehr so viel mit der Speicherung von Informationen beschäftigt, sondern kann mehr Ideen entwickeln und kreativ sein.
2. Die Grundidee der Second Brain Methode
Das Second Brain ist ein Begriff der von Autor und Produktivitätssexperten Tiago Forte populär gemacht wurde. In seinem Buch „Building a Second Brain“ erklärt er detailliert einen vierstufigen Ansatz, bekannt als das C.O.D.E-System.
2.1. Das C.O.D.E. System
Capture (Erfassen)
Der erste Schritt ist das Erfassen von Informationen. Dieser Prozess ist entscheidend, denn hier legst du den Grundstein für dein „zweites Gehirn“. Es geht darum, aufmerksam zu sein und Informationen, die du aufnimmst – sei es aus Büchern, Vorlesungen, Filmen oder Gesprächen – bewusst zu erfassen.
Das heißt, du schreibt die Informationen wirklich auf. Natürlich ist nicht jede Information es wert, festgehalten zu werden. Konzentriere dich darauf, was dich wirklich anspricht oder zum Nachdenken anregt.
Die interessanten Podcast-Fakten aus dem Eingangsbeispiel hättest du dir im Sinne der Second Brain Methode also auf jeden Fall notiert.
Nutze digitale Tools wie Notion, Evernote oder auch ein einfaches Notizbuch, um deine Gedanken und Entdeckungen festzuhalten. Mach dir Notizen, zeichne Skizzen, speichere Zitate – was auch immer dich inspiriert.
Organize (Organisieren)
Nachdem du Informationen erfasst hast, geht es darum, sie zu organisieren. Eine gute Organisation ermöglicht es dir, schnell auf deine gesammelten Ideen und Informationen zurückzugreifen.
Erstelle Kategorien, um deine Notizen zu sortieren. So kannst du beispielsweise alles zum Thema „Psychologie“ oder „Programmieren“ schnell finden.
Denke daran: Dein System sollte einfach und intuitiv sein. Komplizierte Strukturen führen oft nur zu Frustration. In deinem digitalen System kannst du zudem immer mit der Suchfunktion arbeiten (Strg+F), so findest du die Informationen später noch schneller.
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Distill (Destillieren)
Im dritten Schritt geht es darum, das Wesentliche aus deinen Notizen herauszufiltern. Hierbei ist es wichtig, dass du die Kernaussagen identifizierst und so zusammenfasst, dass sie für dich persönlich nützlich sind.
Daher ist es am besten, wenn du deine Notizen nicht nur von einer Webseite in dein Second Brain kopierst, sondern einmal in eigenen Worten verarbeitet hast. Das hilft nicht nur beim Verständnis, sondern auch dabei, die Informationen wirklich zu verinnerlichen.
Stelle dir vor, du müsstest das Wichtigste aus deinen Notizen jemand anderem erklären – wie würdest du es ausdrücken? Diese Herangehensweise hilft, den springenden Punkt deiner Gedanken herauszuarbeiten.
Express (Ausdrücken)
Der letzte Schritt ist der Ausdruck. Hier geht es darum, deine gesammelten und verarbeiteten Informationen in etwas Greifbares umzuwandeln – sei es ein Essay, ein Blogpost, ein Projekt oder ein Referat.
Die ganzen Inhalte deines Second Brains nützen dir nichts, wenn du sie nicht anwendest. In den Phasen, in denen du nicht konsumierst, sondern etwas kreierst, solltest du dein Second Brain also immer in der Nähe haben.
Indem du das CODE-System verinnerlichst, machst du das Sammeln und Verarbeiten von Informationen zu einem aktiven, kreativen Prozess. So wird dein zweites Gehirn zu einem Werkzeug, das dein Studium, deinen Sport, oder deine Firma für immer bereichern kann.
2.2. PARA-Methode
Neben dem CODE-System ist die PARA-Methode ein wesentlicher Bestandteil des „Second Brain“-Konzepts.
PARA steht für Projects (Projekte), Areas (Bereiche), Resources (Ressourcen) und Archive (Archiv). Indem du deine Informationen nach der PARA-Methode organisierst, stellst du sicher, dass du immer genau weißt, wo du was findest und wie du die Informationen am besten zielgerichtet nutzen kannst.
- Projects (Projekte): Dies sind kurzfristige Unternehmungen mit einem spezifischen Ziel. Beispielsweise könnte ein Projekt in deinem Studium die Vorbereitung auf eine wichtige Prüfung oder die Erstellung einer Hausarbeit sein.
- Areas (Bereiche): Diese repräsentieren langfristige Verantwortlichkeiten oder Aspekte deines Lebens, die kontinuierliche Aufmerksamkeit erfordern, wie etwa dein Studienfortschritt oder persönliche Entwicklung.
- Resources (Ressourcen): Hier sammelst du Informationen zu Themen, die dich interessieren oder die in Zukunft nützlich sein könnten, wie Forschungsartikel, interessante Websites oder Fachbücher.
- Archive (Archiv): Alles, was momentan nicht aktiv genutzt wird, aber später von Bedeutung sein könnte, landet hier. Das Archiv dient als eine Art Gedächtnisspeicher, auf den du immer zurückgreifen kannst.
Durch die PARA-Methode organisierst du deine digitalen Informationen so, dass du immer weißt, wo du was findest und wie du sie optimal nutzen kannst.
Neben seinem Grundlagenbuch zum Second Brain Ansatz hat Tiago Forte mittlerweile auch ein zweites Buch speziell zur PARA-Methode veröffentlicht.
Das steht momentan auf meiner Noch-zu-Lesen-Liste. Die ist übrigens ein Teil meines Second Brains.
Tipps für die Umsetzung des Second Brains
Zum Abschluss habe ich hier noch ein paar Hinweise, die sich aus meiner Erfahrung nach fast 10 Jahren Second Brain ergeben haben. Vielleicht helfen sie dir.
Beginne klein
Du musst nicht sofort alles erfassen. Wenn du dir zu viel vornimmst, hörst du schnell wieder auf, weil dich das ganze Notizenmachen überfordert und eine zu große Veränderung darstellt. Starte mit einem Fach oder einem speziellen Interessengebiet. Sammle Notizen, Ideen und Erkenntnisse gezielt in diesem Bereich. Wenn sich das für dich normal anfühlt und keinen Aufwand mehr bedeutet, füge deinen zweiten Bereich („Area“ nach der PARA-Methode) hinzu.
Nutze Technologie
Apps wie Notion, Evernote oder sogar einfache Word-Dokumente können dir helfen, deine Notizen zu organisieren. Experimentiere mit verschiedenen Tools, um herauszufinden, was für dich am besten funktioniert. Ich habe damals mit Evernote gestartet und bin dann zu Notion gewechselt. Evernote ist wirklich sehr einfach zu bedienen, bei Notion braucht man etwas Zeit, um sich reinzufuchsen, hat dann aber grenzenlose Möglichkeiten. Absolute Second Brain Enthusiasten schwören auf Obsidian, eine Software, mit der du deine eigene Zettelkasten-Methode umsetzen kannst. Das bedeutet unter anderem, dass du deine Notizen untereinander verlinkst und so neue Ideen und Kreativität relativ systematisch erzeugen kannst.
Filtere lieber mehr als zu wenig
Wenn du etwas Neues lernst, überlege dir, wie du es in einem realen Kontext anwenden kannst. Ein tolles Zitat zu speichern ist schön und gut, aber kannst du es später für dein eigenes kreatives Schaffen verwenden? Nimm nur Informationen in dein Second Brain auf, die eine echte Chance darauf haben, von dir in Zukunft genutzt zu werden.
Reflektiere regelmäßig
Nimm dir Zeit, um deine gesammelten Informationen regelmäßig zu überprüfen und zu reflektieren. Dies fördert nicht nur das Langzeitgedächtnis, sondern hilft dir auch, Verbindungen zwischen verschiedenen Themenbereichen zu sehen. Für mich ist das die größte Herausforderung am Second Brain. Das regelmäßige Kuratieren muss zur Gewohnheit werden, um das Maximum aus dem Second Brain herauszuholen.
Teile dein Wissen
Diskutiere deine Ideen und Erkenntnisse mit anderen. Nur wenn du andere Perspektiven zulässt, können deine Ideen und dein Verständnis besser werden. Wenn du gemeinsame Projekte hast, kannst du Teile deines Second Brains für andere freigeben – so können auch andere dein Second Brain füttern!
Ein Second Brain ist nichts, was du nur für dein nächstes Projekt verwendest. Es ist etwas, das dich beim lebenslangen Lernen begleitet. Wenn du erst einmal ein Jahr oder zwei Jahre regelmäßig dabei bleibst, dann wirst du dich schnell fragen: Wie konnte ich vorher OHNE ein Second Brain überhaupt zurechtkommen?
Der wichtigste Tipp ist also ziemlich einfach: Anfangen.
Ein Gedanke zu „Die Second Brain Methode: Das Geheimnis der Top 1% Studenten“