Deine wissenschaftliche Arbeit befindet sich auf der Zielgeraden und du musst nur noch dein Fazit schreiben? Ein Fazit zu schreiben ist keine Kunst. Vielmehr ist es eine Technik, die du in wenigen Schritten erlernen kannst.
In diesem Artikel gebe ich dir eine Anleitung zum Fazit schreiben an die Hand, wie du mit einem Fazit für deine Hausarbeit, Bachelorarbeit oder Masterarbeit das Zünglein an der Waage zu Gunsten einer herausragenden Note bewegst.
Bevor ich dir einen exakten Leitfaden zum Fazit schreiben vorstelle, sollten wir noch eine Sache klären: Wozu ist ein Fazit überhaupt gut?
Manchmal kommt statt Fazit auch der Begriff Resümee, Ausblick oder im englischsprachigen Kontext ‚Conclusion‘ im akademischen Vokabular vor. Um es auf den Punkt zu bringen, ist ein Fazit als wertende Zusammenfassung deiner Arbeit gedacht. Es ist einer der 3 Hauptpfeiler einer wissenschaftlichen Arbeit und bedarf großer Aufmerksamkeit. Im Fazit bist du gefordert, die Ergebnisse deiner Arbeit zu präsentieren und deinem Leser vor Augen zu führen, warum deine Arbeit sensationell gut war.
Vergiss nicht, das Fazit deiner Arbeit wird in der Regel zuletzt gelesen. Dementsprechend ist es der Teil der Arbeit, der im Gedächtnis bleibt. Hier gilt es, beim Fazit schreiben besonders sorgfältig zu arbeiten und sich einiger Tricks zu bedienen, wie das Potenzial eines außergewöhnlichen Fazits optimal ausgeschöpft werden kann.
Die bestmögliche Gliederung für dein Fazit:
- Zusammenfassung deiner Ergebnisse
- Beantwortung der Forschungsfrage(n)
- Mehrwert für die Wissenschaft/dein Seminar
- Mehrwert für die Praxis (optional)
- Limitationen
- Weiterführende Forschung
Inhaltsverzeichnis
- 1 7 Grundregeln zum Fazit schreiben
- 1.1 1. Identifiziere den Adressaten deiner Arbeit
- 1.2 2. Schreibe dein Fazit auf einer Meta-Ebene
- 1.3 3. Fasse deine Ergebnisse zusammen
- 1.4 4. Schließe den Kreis zur Forschungsfrage
- 1.5 5. Verkaufe den Mehrwert deiner Ergebnisse
- 1.6 6. Zeige Limitationen und Schwächen auf
- 1.7 7. Mache Empfehlungen für weitere Forschung
- 1.8 Allgemeine Fragen
7 Grundregeln zum Fazit schreiben
Ein Fazit braucht, genau wie andere Teile einer wissenschaftlichen Arbeit, eine sinnvolle Struktur. Bevor wir diese Struktur im Einzelnen durchgehen, benötigst du noch einige Hintergrundinformationen, die dich auf das Verfassen deines Fazits vorbereiten.
1. Identifiziere den Adressaten deiner Arbeit
Zu allererst solltest du dir Bewusst machen, wer überhaupt der Adressat deiner Arbeit ist. Das gilt im Übrigen auch für den Rest deines Textes. Solltest du nicht gerade eine Forschungsarbeit für eine internationale Fachkonferenz vorbereiten, ist der meist einzige Leser (mit Ausnahme deiner Mutter) dein Dozent bzw. Professor!
Stelle dir beim Fazit schreiben nun vor, wie du deine Forschungsergebnisse deinem Professor verkaufst. Dementsprechend solltest ihm nichts erzählen, was er schon weiß und ihn langweilen würde. Vielmehr kannst du es dir zur Aufgabe machen, ihn von einem echten Mehrwert deine Arbeit für ihn und sein Forschungsfeld zu überzeugen.
Falls es sich um eine Hausarbeit in einem spezifischen Seminar handelt, reflektiere die Ergebnisse im Hinblick auf die behandelten Themen während des Semesters und ordne sie in einen sinnvollen Gesamtkontext ein.
Wie du ein geeignetes Thema für deine Arbeit findest, habe ich hier erklärt.
2. Schreibe dein Fazit auf einer Meta-Ebene
Genau wie die Einleitung ist auch das Fazit anders zu betrachten als der Hauptteil. Anstatt auf dich auf inhaltlicher Ebene zu bewegen, solltest du in diesen Teilen der Arbeit „über das Schreiben schreiben“. Dabei stehen folgende Ziele im Vordergrund:
Entscheidungen erklären:
Warum hast du diesen Begriff gewählt und nicht jenen? Wieso beziehst du dich auf dieses Modell und nicht ein anderes? Weshalb gehst du so vor, wie du vorgegangen bist? Eine Hausarbeit oder Bachelorarbeit ist voller Entscheidungen. Ohne Entscheidungen kommst du zu keinem Ergebnis. Deine Aufgabe ist es, diese logisch zu begründen.
Argumentation strukturieren:
Lege deinem Leser deine Argumente und Nachweise so zurecht, wie du sie dir zum Ziel gesetzt hast. Lässt du deinen Leser darüber im Dunkeln, was du vorhast und zu welchem Zweck du überhaupt argumentierst, wirst du keine gute Arbeit zustande bringen. Der Leser wird stattdessen seine eigene Sicht der Dinge in deinen Inhalt interpretieren. Dies kann einfach gegen dich ausgelegt werden. Versuche demnach immer deinen Leser dorthin zu leiten, wo du ihn haben möchtest.
Kein neuer Inhalt:
Einer der größten Fehler, die beim Fazit schreiben passieren! Es ist ein absolutes No-Go in deinem Schlussteil neue Quellen oder Erkenntnisse ins Spiel zu bringen. Dies kann deiner Arbeit das Genick brechen und ist unbedingt zu vermeiden. Ein Fazit bezieht sich lediglich auf die Erkenntnisse, die du bereits im Hauptteil deiner Arbeit niedergeschrieben hast, beispielsweise in der Diskussion.
Vermeide informelle Sprache:
Obwohl du dich im übertragenden Sinne an deinen Leser richtest, solltest du informelle Sprache in jedem Fall vermeiden. Schreibe niemals in der Ich-Form und verwende niemals das Wort „man“. Benutze so oft du kannst das Passiv anstatt aktiver Rede.
3. Fasse deine Ergebnisse zusammen
Jetzt kommen wir zu eigentlichen Inhalt deines Fazits. Beginne mit ein paar einleitenden Worten und erkläre was du im Folgenden tun wirst. Erkläre außerdem, warum du es tust. Beispielsweise fasst du die oben diskutierten Ergebnisse in ihren Grundzügen zusammen, um sie im Hinblick auf die Forschungsfrage dezidiert auf den Punkt zu bringen. Außerdem ist dieser Schritt beim Fazit schreibn hilfreich, um deine Ergebnisse in den Kontext der eingangs identifizierten Forschungslücke zu rücken.
Gehe bei deiner „Zusammenfassung“ nicht chronologisch vor, damit sich der Leser nicht zu sehr langweilt. Versuche deine Ergebnisse entlang deiner Argumentation und der Idee deiner Arbeit wiederzugeben.
4. Schließe den Kreis zur Forschungsfrage
Einer der wichtigsten Schritte erfolgt genau an dieser Stelle deines Resümees. Die Antwort auf die Forschungsfrage, die du zu Beginn deiner Arbeit gestellt hast, muss jetzt erfolgen. Dabei musst du deine Ergebnisse so sehr abstrahieren, dass sie in wenigen Sätzen zielgerichtete auf die Problemstellung deiner Arbeit hinweisen. Erkläre deine Ergebnisse in einer verständlichen Art und Weise und baue auf der ausgehenden Literatur auf.
Wenn deine Forschungsfrage mit einem Fragewort beginnt, z.B. „Wie wirkt sich Faktor A auf die Beziehung von B zu C aus?“, dann sollte dieser Teil des Fazits als direkte Antwort verstanden werden. Strukturiere den Abschnitt nach den einzelnen Punkten, die du in deinem Hauptteil herausgestellt hast.
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5. Verkaufe den Mehrwert deiner Ergebnisse
Die Idee hinter Forschungsarbeiten impliziert immer das Schaffen eines Mehrwerts für die Wissenschafts-Community. In Abschlussarbeiten oder Hausarbeiten wird dieses Prinzip vereinfacht und geübt. Daher sind die Prinzipien darauf übertragbar, auch wenn es sich „nur“ um eine Arbeit handelt, die nur dein Dozent jemals lesen wird.
Je näher du an das Prinzip und die Anforderungen des wissenschaftlichen Arbeitens herankommst, desto besser wird deine Note am Ende sein.
Argumentiere also, inwiefern deine Arbeit und deren Ergebnisse nützlich sein könnten. Für den allgemeinen Wissensstand, einzelne Personen, Organisationen oder Unternehmen der Gesellschaft. Dabei unterscheidet man üblicherweise zwischen Mehrwert (=Contribution) für die Wissenschaft und Mehrwert für die Praxis. Praktische Implikationen sind auch vom Studienfach abhängig. Arbeiten in technischen Fachgebieten oder BWL weisen oft eine höhere Relevanz für die Praxis auf. Hingegen bewegen sich Geisteswissenschaftler oft im Kontext der Wissenschaft. Wenn deine Arbeit beides leisten kann, umso besser.
6. Zeige Limitationen und Schwächen auf
Auch hier befinden wir uns erneut auf der Meta-Ebene und reflektieren unsere eigene Arbeit. Zeige beim Fazit schreiben alle Hürden auf, die dir auf dem Weg deiner Arbeit im Weg standen. Hast du beispielsweise keinen Zugang zu bestimmten Daten gehabt? War deine Stichprobe klein, jedoch für den Rahmen einer Bachelorarbeit vertretbar? Hast du dir nur einen Sachverhalt (Case Study) angesehen und dir fehlt eine Vergleichsmöglichkeit?
Sei ehrlich, aber nimm deine Arbeit nicht völlig auseinander, denn schließlich willst du sie als herausragend verkaufen. Außerdem solltest du keine Limitationen erfinden, sondern dir im besten Fall während deiner Arbeit Notizen dazu gemacht haben. Die Limitationen sollten plausibel, jedoch nicht durch dein eigenes Verschulden hervorgerufen worden sein. Ein guter Weg, mit Limitationen umzugehen, ist ein Verweis auf weitere Forschungsmöglichkeiten.
7. Mache Empfehlungen für weitere Forschung
Zu guter Letzt kannst du einen Ausblick geben, welche weiteren Bereiche du gern in weiterer Untersuchung beleuchten würdest (Auch wenn du nie wieder zu diesem Thema arbeiten solltest). Schlage vor, welche Studien, Methoden und offenen Fragestellungen zukünftig adressiert werden könnten. Damit zeigst du nicht nur Interesse, sondern beweist Weitblick und Kompetenz.
Allgemeine Fragen
Welche Länge solltest du beim Fazit schreiben anpeilen? Die Länge des Fazits sollte sich wie immer an der Länge der gesamten Arbeit orientieren. Wie bei der Einleitung etwa 10-15 Prozent des gesamten Textes.
Die oben genannten Schritte sollten nach Möglichkeit in der vorgeschlagenen Reihenfolge abgearbeitet werden. Unterüberschriften sind eher unüblich, bei einer Abschlussarbeit mit einem sehr langen Fazit jedoch durchaus möglich.
Jetzt bleibt dir noch ein allerletzter Satz, mit dem du deinem Leser im Gedächtnis bleiben kannst. Wähle dazu ein starkes Statement, das einen bleibenden Eindruck hinterlässt.
Für ein wenig Inspiration zum Schreiben deiner Einleitung haben wir ein kostenloses PDF „Die 30 besten Formulierungen für eine aufsehenerregende Einleitung“ für dich zum Download bereitgestellt:
Die 30 besten Formulierungen für eine aufsehenerregende Einleitung
Ein Gedanke zu „Fazit schreiben für eine 1,0 Hausarbeit (in weniger als 2 Stunden!)“
Danke für diese Informationen, alles Gute.