Möchtest du ein wissenschaftliches Essay schreiben, aber hast keinen blassen Schimmer, wie du das Ganze angehen sollst?
Dann bist du hier mal wieder goldrichtig.
Denn in diesem Artikel bekommst du eine Einführung in das wundervolle Handwerk eines Essayisten. Ich zeige dir in 3 Schritten, wie du dein Essay aufbaust, dein eigenes Argument entwickelst und den Leser von deinem Standpunkt restlos überzeugst.
Inhaltsverzeichnis
Wissenschaftliches Essay schreiben – Aber warum?
Ein Essay ist eine lose definierte Textform, die sich in den meisten Fällen entweder einem literarischen oder wissenschaftlichen Thema widmet. In diesem Artikel soll der Fokus auf dem Verfassen eines wissenschaftlichen Essays liegen, wobei die Grundidee beider Typen die gleiche ist.
Moment mal – ich bekomme hier gerade eine Warnmeldung der Grammatik- und Gender-Polizei rein.
Ein Essay hat das Ziel, einen eigenen, kritischen Standpunkt zu einem gegebenen Thema zu entwicklen. Dabei setzt du dich mit einer oder mehreren Positionen auseinander und beleuchtest das Thema aus einer ganz bestimmten Perspektive.
Ok, WTF mein lieber Philip, wirst du denken, wie soll das denn nun konkret aussehen?
Damit du sofort loslegen kannst, steigen wir einfach direkt in die 3 Schritte ein, die ich nach dem strukturellen Aufbau eines Essays aufgegliedert habe. Denn genau wie eine Hausarbeit, setzt sich auch ein Essay aus einer Einleitung, einem Hauptteil und dem Schluss zusammen.
Beachte hierbei, dass diese Struktur nicht unbedingt durch konkrete Überschriften widergespiegelt werden muss (Also 1. Einleitung, 2. Hauptteil, 2. Schluss). Die Aufteilung sollte sich lieber aus dem Text ergeben, z.B. durch sinnvolle Absätze.
Einleitung #1
Tauche in das Thema ein und gib deinem Essay einen Kontext. Warum ist das Thema von Relevanz und vor allem: für wen ist es relevant? Wie sieht der grobe Stand der Forschung auf diesem Gebiet aus?
Formuliere eine konkrete Fragestellung, die deinem Essay zugrunde liegt. Die Fragestellung ist das zentrale Element deines Essays und entscheidet über dessen Erfolg. Sie bestimmt die Perspektive deines Essays und den Gedanken, den du mithilfe von Argumenten im Hauptteil entwickelst.
Zuletzt teaserst du deine eigene Meinung, ohne deine Schlussfolgerung vorwegzunehmen. Anders als in einer Hausarbeit darfst du hier mit einem Cliff-Hanger arbeiten, der zum Weiterlesen animiert.
Moment mal – ich bekomme hier schon wieder eine Warnmeldung rein. Diesmal von der Anglizsimus-Polizei. Ach komm, screw it! Wie wäre es, wenn wir uns mal mehr auf den Inhalt konzentrieren!
Ganz wichtig: Ein Essay nimmt einen subjektiven Standpunkt ein.
Die „Ich“-Form ist theoretisch erlaubt, ist aber der sprachlichen Ästhetik halber zu vermeiden. Im Deutschen hilft dir hier das Passiv dabei, deinen Sprachstil auf einem hohen Niveau zu halten.
Hier die Eckpfeiler deiner Einleitung im Überblick:
- Thema
- Kontext
- Relevanz
- Stand der Forschung (grob)
- Fragestellung
- Teaser deiner eigenen Meinung
- Cliff-Hanger
Hauptteil #2
Im Grunde besteht dieser Teil deines Essays aus der Darstellung verschiedener Positionen. Wie viele das sind und wie tief du in jeder eintauchst, hängt auch von der geforderten Länge ab. Mehr als eine Position oder Meinung sollte es schon sein, damit du diese gegenüberstellen und kontrastieren kannst.
Die Positionen können entweder aus deiner eigenen Überlegung stammen oder fremd sein. Um fremde Positionen sachlich korrekt wiedergeben zu können, musst du jede Menge dazu lesen.
Also, ebenfalls ganz wichtig: Um ein wissenschaftliches Essay schreiben zu können, musst du zuerst so viel wie möglich lesen!
Anders als eine Hausarbeit, ist ein Essay keine Textform, in der Quellen sauber zitiert und nach der guten Praxis der Wissenschaft aufgearbeitet werden. Du musst in einem Essay nicht beweisen, dass du die Technik des wissenschaftlichen Arbeitens beherrscht. Tue dennoch zwei Dinge: Nenne die Autoren der Fremdpositionen namentlich im Text und füge nach dem Schluss ein Literaturverzeichnis ein. Das reicht.
Um ein wirklich herausragendes wissenschaftliches Essay schreiben zu können, reicht es nicht, die Positionen nur wiederzugeben. Reagiere auf jede Position mit einer eigenen Stellungnahme mit Argumenten. Diese Argumente können entweder logisch geschlussfolgert sein oder durch praktische oder empirische Beispiele veranschaulicht werden.
So wie du es wahrscheinlich bereits in der Schule gelernt hast, kannst du verschiedene Techniken der Persuasion anwenden. Hier ein paar Anregungen:
- Ordne deine Argumente der Schlagkraft nach (das beste Argument zuletzt)
- Schmücke deine Argumente mit Daten und Fakten (aus seriösen Quellen)
- Verwende wertende Sprache
Um dein Essay in schwindelerregende Notenregionen zu befördern, musst du nun noch eine Sache tun. Die Kunst ist es, die dargelegten Argumente so miteinander zu verknüpfen, dass du einen stringenten Gedankengang entwickelst. Du sollst also nicht nur Positionen und Argumente aneinanderreihen und hinterher abwägen, sondern deine Kernaussage in der Einleitung anteasern, im Hauptteil behutsam aufbauen und mit einer aussagekräftigen und kritischen Schlussfolgerung zu ihrem Höhepunkt kommen lassen.
Hier die gedanklichen Elemente des Hauptteils im Überblick:
- Position A + Argument 1, Argument 2, Argument 3
- Position B + Argument 4, Argument 5, Argument 6
- (weitere Positionen…)
- Kernaussage des Gedankengangs (Beantwortung der Fragestellung)
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Schluss #3
In deinem abschließenden gedanklichen Abschnitt fasst du die Gesamtstory prägnant zusammen. Gib außerdem einen Ausblick darauf, welche Implikationen deine Überlegungen für die weiter Forschung haben.
- Braucht es einen Perspektiv-Wechsel in einem Teilgebiet der Wissenschaft?
- Werden wichtige Aspekte übersehen oder gar falsch gemacht?
- Welche weiteren Implikationen gibt es?
Im Fazit darfst du (wie immer) nichts Neues aufmachen. Nicht zuvor genannte Quellen, Positionen oder Argumente sind hier gänzlich zu vermeiden.
Ein weiterer kleiner Trick, um dein Essay wie eine Bombe einschlagen zu lassen, ist der Einsatz eines provokanten ersten und letzten Satzes.
Wenn diese beide Sätze sitzen, bleibt dein Text im Gedächtnis. Insbesondere der letzte Satz kann Wunder wirken. Das ist sogar wissenschaftlich belegt. Nobelpreisträger Daniel Kahnemann (oder auch gespr. „Däniel Känemän“) nennt dies ein Phänomen des erinnernden Selbst. Dieser Teil von uns bemisst dem zuletzt Erlebten (in diesem Fall dem zuletzt gelesenen Satz) mehr Bedeutung zu, als der Gesamtzahl der zuvor erfolgten Erlebnisse (in diesem Fall den Sätzen davor).
„Es ist die Beständigkeit der Informationen, die eine gute Geschichte ausmacht, nicht die Vollständigkeit. Sie werden tatsächlich oft merken, dass wenig zu wissen, es einfacher macht, alles was Sie wissen, in ein stimmiges Bild einzufügen.“
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