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Peer Review für andere wissenschaftliche Arbeiten schreiben (7 Schritte)

Du möchtest ein Peer Review für eine andere wissenschaftliche Arbeit schreiben, hast das aber noch nie gemacht?

Dann solltest du jetzt deine Notiz-App zücken und gut aufpassen.

Denn in diesem Artikel zeige ich dir in 7 einfachen Schritten, wie du dein Peer Review aufbaust und worauf du achten musst. Dazu gebe ich dir Textbeispiele aus meinen eigenen Reviews, die du gerne für dich anpassen kannst.

Was ist ein Peer Review?

Ein Peer Review ist ein anonymer Begutachtungsreport über eine wissenschaftliche Arbeit. In der Forschung steht das Schreiben von Reviews für viele an der Tagesordnung.

Doch auch im Studium kommt es schon mal vor, dass ein Peer Review Verfahren im Rahmen eines Seminars simuliert wird. Denn Peer Reviews eignen sich prima als Abgabe, die benotet werden kann.

Damit du für dein nächstes Review gut gerüstet bist, schauen wir uns jetzt die 7 Schritte an, die dir beim Aufbau deines Reviews behilflich sein können.

Peer Review

#1 Überblick

Zum guten Ton in der Wissenschaft gehört es, dass du dich für die Möglichkeit ein Review schreiben zu dürfen, bedankst. Außerdem kannst du dein Review mit einer Mini-Zusammenfassung beginnen.

„Danke für die Gelegenheit, diese Einreichung zu begutachten. Das Papier „Virtual Reality in der digitalen Bildung: Eine Perspektive des Affordanz-Netzwerks auf effektives Nutzungsverhalten“ zielt darauf ab, unser aktuelles Verständnis vom Einsatz immersiver Technologien in digitalen Lernumgebungen zu verbessern. Das Papier berichtet dazu die Ergebnisse einer Interviewstudie und entwickelt darauf aufbauend ein theoretisches Framework, das Lehrende dabei unterstützen kann, Virtual Reality in ihr Curriculum einzubinden.“

#2 Deine Expertise

Als Nächstes musst du beachten, dass ein Review immer anonym ist. Die Autoren, aber vor allem auch die Editorinnen, welche die Reviews später zusammenfassen, sollten deshalb wissen, wie es um deine Expertise zu diesem speziellen Forschungsthema bestellt ist.

Widme daher 1-2 Sätze der Beschreibung deiner Vorkenntnisse in diesem Bereich. Zudem kannst du kurz erwähnen, wie du dein Review aufbauen wirst.

„Ich applaudiere den Autoren für das gelungene Papier und die Ergebnisse einer interessanten empirischen Studie. Da ich selbst an mehreren Studien im Bereich Virtual Reality mitgewirkt habe, ist meine Expertise als hoch einzuschätzen. Da ich allerdings hauptsächlich quantitative Methoden verwende, werde ich in meinem Review weniger Fokus auf die Methodologie legen und bitte die Editoren, hier die Meinung andere Gutachter vorzuziehen. Um Feedback zu geben, das für die Verbesserung dieses Papiers möglichst hilfreich ist, habe ich dieses Review in drei Hauptbereiche meiner Kritik unterteilt.“

Peer Review schreiben

#3 Die Hauptbereiche deines Peer Reviews

Es gibt 2 Möglichkeiten, den Hauptteil deines Reviews zu strukturieren. Du kannst chronologisch durch die Arbeit gehen und Feedback zu den jeweiligen Kapiteln (Einleitung, Forschungsstand, Ergebnisse, usw.) geben. Dieses Vorgehen ist allerdings nicht das, was richtige Profis machen, deswegen brauchst du gar nicht erst damit anfangen.

Ich würde dir empfehlen, deine größten Kritikpunkte als strukturierende Elemente zu verwenden. Zum Beispiel:

„#1 Theoretische Motivation der Studie

#2 Intransparenz in der Beschreibung der Methode

#3 Fehlender theoretischer Mehrwert

… „

Es können natürlich auch 5 oder 6 Hauptkritikpunkte sein. Aber nicht mehr. Diese sollten dann ungefähr gleich gewichtet sein. Schreibe also zu jedem dieser Hauptkritikpunkte gleich viel Text.

#4 Konstruktive Kritik

In deiner Kritik ist es wichtig, dass du 3 Dinge beachtest.

#1 Positives

Für jeden Hauptpunkt erst erwähnen, was dir gefallen hat. Beim Review schreiben passiert es schnell, dass man in eine sehr harsche Kritik abdriftet. Du kannst dir vielleicht vorstellen, dass das für die Autoren ganz schön hart sein kann, denn schließlich haben sie viel Arbeit in ihre wissenschaftliche Arbeit gesteckt.

Peer Review

#2 Negatives

Bringe dann deine Kritik an, aber bleibe dabei sachlich. Nenne die Stellen im Text, mit denen du deine Probleme hattest, damit die Autoren diese Stellen schnell finden und sie überarbeiten können.

#3 Vorschläge zur Verbesserung

Dieser Punkt ist der wichtigste von allen. Wie gut ein Review ist, entscheidet sich dadurch, wie konstruktiv dessen Verbesserungsvorschläge sind. Gib also für jeden Kritikpunkt so viele konkrete Vorschläge zur Verbesserung, wie du kannst. Schlage Literatur vor, bessere Argumente oder methodische Vorgehensweisen, die du vielleicht kennst, aber in der Arbeit vermisst.

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#5 Kleinere Baustellen

Diese Kritikpunkte nennt man im Englischen auch „minor points“. Du kannst sie „zusätzliche Punkte“ nennen. Diese sind weniger dramatisch, aber sind dir beim Lesen aufgefallen. Hier kann es sich um sprachliche Ungereimtheiten handeln oder auch Zitierfehler. Du kannst eine kleine Liste mit diesen Punkten erstellen und die Seiten jeweils angeben.

„Hier einige zusätzliche Punkte:

  • „seid“ müsste „seit“ heißen (S.2)
  • „geb“ müsste „gib“ heißen (S.3)
  • beim direkten Zitat auf S. 4 fehlt die Seitenangabe“

Sollten zu viele Flüchtigkeitsfehler auftauchen, dann musst du diese nicht alle nennen. Du bist schließlich keine Rechtschreibprüferin, sondern ein Reviewer. Mache dann einen allgemeineren Kommentar wie:

„Im gesamten Manuskript häufen sich Flüchtigkeitsfehler. Diese sollten durch ein professionelles Lektorat behoben werden.“

#6 Literaturverzeichnis

Ja, du hast richtig gehört. Ein wirklich professionelles Review hat ein kurzes Literaturverzeichnis. Hier listest du alle Quellen auf, die du genannt hast, um deine Kritik zu stützen oder die du den Autoren empfohlen hast. Dieser kleine aber feine Unterschied macht ein mittelmäßiges Review zu einem sehr guten Review.

Es macht es den Autoren so leicht wie möglich, deine Kritik zu adressieren. Sie können in den Quellen nachlesen und die von dir genannten Punkte angehen. Das kann ein genereller Leitsatz beim Schreiben von Reviews sein: Mache es den Autoren so einfach wie möglich, deine Verbesserungsvorschläge umzusetzen!

Wer auch immer DEIN Review begutachtet, wird begeistert sein!

Peer Review

#7 Die Empfehlung

Zu guter Letzt musst du eine Entscheidung treffen. Wie fällt deine Empfehlung aus? Soll die Einreichung abgelehnt (reject) werden? Oder kommt sie in die nächste Runde (major/minor revisions)? Oder kann sie sofort akzeptiert werden (accept)?

Deine Empfehlung sollte nach Möglichkeit nicht in deinem Review-Text direkt stehen. Das macht es der Person, die alle Reviews zusammenfasst, einfacher. Als Reviewer gibst du zwar eine Empfehlung, aber die Entscheidung liegt nicht bei dir. Solltest du empfehlen, die Einreichung abzulehnen, aber alle anderen Reviewer sind anderer Meinung, dann muss es immer noch möglich sein, deine Kritik zu adressieren.

Ein letzter zusammenfassender Abschnitt könnte daher so aussehen:

„Zusammenfassend lässt sich sagen, dass dieses Papier einen interessanten Fall zur Implementierung von Virtual Reality im Kontext digitaler Bildung behandelt. Leider zeigt das Papier in seinem aktuellen Zustand fundamentale Schwächen, wie z.B. in der theoretischen Motivation, der Transparenz bei der methodischen Umsetzung und dem theoretischen Mehrwert. Ich hoffe, dass meine Kritikpunkte den Autorinnen helfen können, ihre Arbeit zu verbessern und sie etwas Nützliches aus diesem Review ziehen können. Viel Erfolg bei der Weiterentwicklung dieser Studie.“

Hier kannst du sehen, dass die Empfehlung nicht im Text genannt ist. Das Fazit könnte sowohl eine Revision als auch ein Reject nach sich ziehen. Ein gutes Review zeichnet sich dadurch aus, diese Entscheidung nicht vorwegzunehmen.

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