Ist ChatGPT eine geniale Abkürzung für deine nächste Hausarbeit oder der schnellste Weg zum unangenehmen Plagiatsvorwurf? Wenn du KI schon mal für eine wissenschaftliche Arbeit genutzt hast, dann kennst du das Dilemma: Wo ist die Grenze zwischen smarter Unterstützung und akademischem Betrug?
Plagiate können richtig ernste Konsequenzen haben – von schlechten Noten bis zur Aberkennung einer Arbeit. Aber heißt das, dass du ChatGPT überhaupt nicht nutzen darfst? Nein, ganz im Gegenteil! Es gibt viele intelligente Möglichkeiten, wie du KI sinnvoll in deinen wissenschaftlichen Arbeitsprozess integrieren kannst, ohne in die Plagiatsfalle zu tappen. Und genau darum geht es in diesem Beitrag!
Heute zeige ich dir sieben Wege, wie du ChatGPT effektiv und ethisch korrekt für deine wissenschaftliche Arbeit nutzt.
Inhaltsverzeichnis
1. Forschungslücken erkennen und Hypothesen aufstellen
Du hast dein Thema gut recherchiert, aber es fühlt sich an, als wäre dazu schon alles erforscht? ChatGPT kann dir dabei helfen, offene Forschungsfragen oder methodische Schwächen in bestehenden Studien aufzudecken. Diese Technik nutzen viele Forschende, um innovative Forschungsfragen zu entwickeln – ein echter Vorteil, wenn du gerade eine Bachelor- oder Masterarbeit schreibst.
Dass ChatGPT sehr gut darin ist, kreative Ideen zu entwickeln, ist hinlänglich bekannt. Laut einer Studie von Lee und Chung (2024) ist ChatGPT herkömmlichen technologie-gestützten Brainstorming Methoden wie z.B. googlen meilenweit überlegen. Das liegt daran, dass die KI scheinbar zusammenhangslose Ideen zusammenwürfeln kann, sodass neue Ideen entstehen.
Ein weiterer Trick: Nutze ChatGPT als Peer-Reviewer für deine Ideen. Bitte es, deine Forschungsfrage aus der Perspektive eines kritischen Wissenschaftlers zu bewerten. So bekommst du wertvolle Hinweise darauf, wo du nachbessern kannst.
Sobald du eine Forschungsfrage hast, kannst du ChatGPT auch zur Hypothesenbildung nutzen. Anstatt dir eine fertige Hypothese generieren zu lassen, kannst du gezielt nach relevanten Variablen fragen oder Hypothesenformate testen. Falls du dich zum Beispiel mit der Auswirkung von Homeoffice auf die Produktivität beschäftigst, könntest du fragen: „Welche Faktoren beeinflussen die Produktivität im Homeoffice?“ oder „Gibt es Studien, die eine positive Korrelation zwischen Homeoffice und Produktivitätssteigerung gefunden haben? Welche methodischen, theoretischen, oder konzeptuellen Einschränkungen hatten diese Studien?“
Versuche bei deinen Prompts ein wenig um die Ecke zu denken und nicht nur zu fragen: Generiere mir dies oder generiere mir das…

2. Präzise Literatursuche
Viele Studierende verbringen Stunden auf Google Scholar oder anderen Literaturdatenbanken, ohne klares System oder eine effektive Suchstrategie. Dabei entstehen zwei Hauptprobleme: Erstens werden relevante Studien oft übersehen, weil die genutzten Suchbegriffe nicht optimal gewählt sind. Zweitens kann die schiere Menge an Suchergebnissen überwältigend sein, sodass es dir schwerfällt, die wichtigsten und qualitativ hochwertigsten Studien zu identifizieren.
Statt einfach nur Begriffe in eine Suchmaske einzugeben, kannst du ChatGPT gezielt um Unterstützung bitten: Frage nach relevanten Schlüsselbegriffen oder alternativen Formulierungen, die in der wissenschaftlichen Literatur häufig verwendet werden. Beispielsweise könnte ein Begriff wie „digital learning“ in manchen Studien auch als „e-learning“ oder „computer-assisted learning“ bezeichnet werden. Indem du ChatGPT nach diesen Synoymen für deine Literatursuche fragst, entgeht dir keine wichtige Studie mehr.
Um die Menge an Suchresultaten zu reduzieren, lass dich von ChatGPT über die renommiertesten Journals in deinem Fachgebiet aufklären, um gezielter nach hochwertigen Quellen zu suchen. Was deine Profs in deiner Arbeit sehen wollen, sind Studien aus Journals und Konferenzen, die sie selber lesen und in denen sie publizieren. Die Qualität deiner Referenzen ist wichtiger als ihre Passung. Stell dir vor du findest eine Studie, die genau das Thema deiner wissenschaftlichen Arbeit behandelt. Wenn sie aber aus einem völlig unbekannten Journal stammt, dann ist sie für die Debatte in deinem Forschungsfeld praktisch nicht existent. Das klingt hart, ist aber leider so. Dein Literaturverzeichnis wird nach der Qualität der Studien bewertet, die darin auftauchen. Stelle also immer sicher, dass deine Argumentation auf den renommiertesten Studien basiert.
ChatGPT die Studien für dich suchen zu lassen, solltest du zum jetzigen Zeitpunkt lieber noch mal überdenken. In einer Studie, aus dem renommierten PNAS Journal, haben Lehr et al. (2024) die Fähigkeiten Chat GPT’s in verschiedenen Forschungsaktivitäten getestet. Bei der Literatursuche war die KI mit Abstand am schlechtesten. Dafür war ChatGPT gut als Berater für forschungsethische Fragen, was besonders lustig ist.
3. Methodik verbessern
Eine der größten Herausforderungen beim wissenschaftlichen Arbeiten ist die Wahl der richtigen Forschungsmethode. Statt unsicher zwischen literaturbasiertem Arbeiten, qualitativen oder quantitativen Methoden zu schwanken, kannst du ChatGPT fragen: „Welche empirische Methode eignet sich am besten für meine Forschungsfrage?“ Dadurch kannst du Vor- und Nachteile einzelner Methoden besser abwägen.
Im Idealfall wählst du die Methode, die am besten dafür geeignet ist, deine Forschungsfrage zu beantworten. In der Realität ist das aber meistens genau andersherum. Dein Prof sagt dir: Führen sie bitte Interviews. Dann steht die Methode fest und deine Herausforderung ist es, eine Forschungsfrage aufzustellen, die zu dieser Methode passt.
Auch die Operationalisierung von Konzepten ist essenziell. ChatGPT kann dir helfen, geeignete Items oder Skalen zu finden, die bereits in der Forschung genutzt wurden. So stellst du sicher, dass deine Variablen klar definiert und messbar sind.

Zudem kannst du die KI nutzen, um eine kritische Reflexion deiner Methode durchzuführen. Frage: „Welche methodischen Schwächen könnten in meiner Studie auftreten?“ Dadurch kannst du potenzielle Limitationen frühzeitig identifizieren und gezielt darauf eingehen.
Falls du eine empirische Studie planst, kann ChatGPT dich auch bei der Auswahl passender statistischer Verfahren oder Analysemethoden unterstützen. So stellst du sicher, dass deine Daten systematisch und fundiert ausgewertet werden. Die Daten von ChatGPT auswerten zu lassen ist viel zu riskant. Dabei passieren noch zu viele Fehler. Führe deine statistischen Tests daher selbst durch und lasse dein Vorgehen von ChatGPT überprüfen. Laut Lehr et al. (2024) kann ChatGPT sehr gut erkennen, wenn du Best Practices aus der Statistik nicht einhältst.
4. Theorien recherchieren
Theorien sind das Rückgrat jeder wissenschaftlichen Arbeit. ChatGPT kann eine erste Orientierung bieten und Theorien nennen, die für dein Thema relevant sein könnten. Wichtig: KI ist keine wissenschaftliche Quelle! Nutze ChatGPT als Ausgangspunkt, um die Theorien kennenzulernen, und wechsle über zu Fachliteratur, wenn du dich für eine Theorie entschieden hast.
Eine clevere Strategie ist, ChatGPT um eine Gegenüberstellung verschiedener Theorien zu bitten, z. B.: „Vergleiche Theorie X mit Theorie Y – welche Stärken und Schwächen haben sie in Bezug auf Thema X?“ Diese grobe Übersicht kann dir deine Entscheidungsfindung beim „Theorie-Casting“ erleichtern.
Darüber hinaus kannst du ChatGPT bitten, dir konkrete Anwendungen oder Forschungsfelder zu nennen, in denen bestimmte Theorien häufig genutzt werden. Das hilft dir zu verstehen, wie relevant eine Theorie für deine Arbeit sein könnte. Oder dir genau das Gegenteil zeigen: In welchem Themenbereich wurde die Theorie schon hundert Mal durchgekaut?
Ein weiterer smarter Ansatz ist es, die KI nach theoretischen Weiterentwicklungen oder kritischen Debatten zu fragen: „Wie wurde Theorie X in den letzten zehn Jahren weiterentwickelt?“ oder „Welche Kritikpunkte gibt es an Theorie Y?“ So bekommst du nicht nur eine allgemeine Einführung, sondern auch Hinweise darauf, welche Aspekte einer Theorie besonders kontrovers oder dynamisch sind.
Zusätzlich kannst du ChatGPT nutzen, um interdisziplinäre Bezüge herzustellen: „Gibt es Überschneidungen zwischen Theorie X aus der Psychologie und Theorie Y aus der Soziologie?“ Dadurch kannst du neue Perspektiven für deine eigene Forschung entdecken und möglicherweise originelle Verknüpfungen in deiner Arbeit herstellen.
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5. Argumentation optimieren
Eine wissenschaftliche Arbeit lebt von einer starken Argumentation und Problematisierung. Und genau hier kann dir ChatGPT auf eine etwas unkonventionelle Weise helfen. Stell dir vor, du hast eine Argumentation aufgebaut, die sich für dich absolut logisch und schlüssig anfühlt. Aber wie würde ein kritischer Gutachter sie bewerten?
Die meisten Studierenden übersehen potenzielle Schwachstellen in ihren Argumenten. Doch du kannst ChatGPT bitten, absichtlich deine Argumentation auseinanderzunehmen. Du kannst Fragen stellen wie: „Welche Argumente widersprechen meiner These?“ oder „Wie könnte ein Kritiker meine Argumentation schwächen?“
Dadurch wird ChatGPT „Devil’s Advocate“ und du bekommst nicht nur eine neue Perspektive auf deine eigene Arbeit, sondern kannst auch gezielt Gegenargumente in deine Argumentation einbauen. Dadurch kannst du deine Argumentation wasserdicht gegen Kritik machen.
6. Argumentative Konsistenz sicherstellen
Wenn du gute Argumente gefunden hast, ist es wichtig, dass deine Argumentation über die gesamte Arbeit hinweg konsistent bleibt. Besonders bei längeren Arbeiten können sich Widersprüche oder unklare Übergänge einschleichen.
ChatGPT kann dir dabei helfen, solche Unstimmigkeiten zu identifizieren, indem du es bittest, deine Argumentation systematisch zu analysieren und auf logische Brüche hinzuweisen. „Finde in meinem Text argumentative Inkonsistenzen oder unstimmige Schlussfolgerungen.“
Ein weiteres Problem in vielen wissenschaftlichen Arbeiten ist eine unklare oder unstimmige logische Struktur. Oft fehlen Übergänge zwischen Argumenten oder es gibt Sprünge in der Argumentation, die für den Leser schwer nachvollziehbar sind. ChatGPT kann dich darauf aufmerksam machen, indem es deine Arbeit auf logische Kohärenz überprüft und Vorschläge macht, wie du deine Argumente klarer miteinander verknüpfen kannst. Ein simpler Prompt wäre: „Erkennst du logische Sprünge oder fehlende Verknüpfungen zwischen meinen Argumenten?“
Für bessere Übergänge kannst du den Prompt: „Wie könnte ich die argumentative Verbindung zwischen Abschnitt A und Abschnitt B deutlicher machen?“ verwenden.

7. Akademischen Schreibstil verbessern
Ein weiteres Problem, das viele Studierende haben, ist der richtige wissenschaftliche Stil. Viele lassen sich von ChatGPT einfach ihren Text umformulieren, damit er „schöner“ klingt.
Aber was viele nicht wissen: ChatGPT kann dir auch gezielt helfen, besser wissenschaftlich zu schreiben. Statt einfach nur eine Umformulierung zu verlangen, kannst du die KI bitten, deinen Schreibstil zu analysieren und zu kritisieren. Du kannst zum Beispiel fragen, welche typischen Fehler Studierende in deinem Fachbereich beim wissenschaftlichen Schreiben machen oder ob dein Stil für eine akademische Arbeit angemessen ist.
Beachte dabei aber, dass ChatGPT mit tausenden von wissenschaftlichen Artikeln gefüttert wurde. Was ChatGPT als wissenschaftlich empfindet, sind also Formulierungen, die häufig in Studien verwendet werden. Das hat dazu geführt, dass sich Professoren heute über englischsprachige Texte lustig machen, in denen die Wörter „crucial“ oder „key“ vorkommen. Die Nutzung von ChatGPT hat zu einer inflationären Verwendung dieser Wörter geführt. Tappe also nicht in diese Falle und lass dir von ChatGPT nicht die Originalität aus deinem Schreibstil nehmen.
Besonders spannend ist, dass du ChatGPT auch bitten kannst, deinen Stil an eine bestimmte Zeitschrift anzupassen. Wenn du zum Beispiel eine Arbeit für ein renommiertes Journal einreichen willst, kannst du die KI bitten, deinen Text so umzuformulieren, dass er dem Stil einer typischen Veröffentlichung in diesem Journal entspricht. Das hilft dir zu verstehen, wie ein wissenschaftlicher Schreibstil in unterschiedlichen Disziplinen aussieht.
Fazit
ChatGPT kann dein wissenschaftliches Arbeiten erleichtern, aber es ersetzt keine eigene Analyse und kein kritisches Denken. Wenn du es klug einsetzt, hilft es dir, bessere Strukturen zu entwickeln, deine Forschungsfrage zu schärfen, Theorien zu vergleichen, deine Argumentation zu verbessern und deinen Stil zu präzisieren.
Aber: Nutze ChatGPT nicht, um komplette Abschnitte automatisch zu generieren oder Argumente ungeprüft zu übernehmen. Und ganz wichtig: Übernimm keine KI-generierte Zitate! ChatGPT erfindet oft Quellen – und das kann ernsthafte Konsequenzen haben. Wenn du mit einem KI Tool für die Quellenrecherche arbeitest, dann wähle eines, bei dem du einen Link zur Originalquelle bekommst.
Verlass dich nie blind auf die KI. Prüfe wissenschaftlichen Quellen selbst nach und nutze ChatGPT als Forschungsassistent – nicht als Ersatz für dich als Forscher oder Forscherin!
Referenzen
Lee, B.C., Chung, J.(. An empirical investigation of the impact of ChatGPT on creativity. Nat Hum Behav 8, 1906–1914 (2024). https://doi.org/10.1038/s41562-024-01953-1
Lehr, S. A., Caliskan, A., Liyanage, S., & Banaji, M. R. (2024). ChatGPT as research scientist: probing GPT’s capabilities as a research librarian, research ethicist, data generator, and data predictor. Proceedings of the National Academy of Sciences, 121(35), 1-9. https://doi.org/10.1073/pnas.2404328121
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