Was ist der größte Nachteil von ChatGPT beim wissenschaftlichen Arbeiten? Genau, die Quellen. Oft weiß man einfach nicht mit 100%iger Sicherheit, woher ChatGPT die Informationen hat. Selbst wenn du nach Quellen fragst, kannst du dir nicht sicher sein, ob diese überhaupt existieren oder ob ChatGPT sie einfach erfunden hat. Aber das ändert sich mit Tools wie Perplexity AI.
Hier bekommst du immer exakte Quellenangaben zu deinen Fragen angezeigt und erhältst sogar Vorschläge für wissenschaftliche Paper, die du als Quelle für deine nächste wissenschaftliche Arbeiten oder Präsentation nutzen kannst.
In diesem Tutorial zeige ich dir die wichtigsten Funktionen von Perplexity und wie sie dir beim wissenschaftlichen Arbeiten helfen können. Du wirst lernen, wie du präzise Quellenangaben erhältst, relevante wissenschaftliche Studien findest und die Effizienz deiner Recherchearbeit erheblich steigerst.
Inhaltsverzeichnis
Überblick und Einstellungen
Wenn du Perplexity zum ersten Mal öffnest, wirkt es auf den ersten Blick sehr übersichtlich. Das ist die Webseite perplexity.ai. Die Benutzeroberfläche ist bewusst einfach gehalten, was den Einstieg erleichtert.
Bevor du mit der eigentlichen Suche beginnst, nimmst du zunächst ein paar Einstellungen vor. Standardmäßig ist Perplexity AI auf Englisch eingestellt. Ich empfehle dir, diese Einstellung beizubehalten, um englischsprachige Quellen zu finden. Solltest du dich jedoch wohler mit Deutsch fühlen, kannst du die Sprache in den Systemeinstellungen ändern. Dazu gehst du auf deinen Account und stellst unter dem Reiter „Language“ die Sprache der Oberfläche auf Deutsch um.
Wenn du nicht möchtest, dass Perplexity AI deine Daten zu Trainingszwecken zur Verbesserung der KI nutzt, kannst du in den Einstellungen den Schalter für „AI Datenaufbewahrung“ deaktivieren.
Wenn du nun auf den „Zuhause“ oder auf Englisch „Home“ Button klickst, kannst du in der Suchleiste deine konkrete Frage eingeben. Zusätzlich siehst du noch die Option Fokus, womit du deine Suche weiter spezifizieren kannst. Du hast die Auswahlmöglichkeiten Mathematik, Schreiben, Video, Sozial und Akademisch. Für deine wissenschaftliche Arbeit brauchen wir in der Regel am ehesten den Fokus akademisch, dazu aber später mehr.
Zusätzlich gibt auch die Such-Option „Pro“. Mit der kostenlosen Version kannst du täglich 3 Pro-Suchen je 4 Stunden durchführen. Mit gezielten Prompts und Fragen bekommst du so schon eine gute Basis an Quellen.
Ein Upgrade auf 300 Pro-Suchen pro Tag kostet derzeit 20 Dollar.
Meiner Erfahrung nach reicht die kostenlose Version aus, um einen guten Überblick über ein Thema zu bekommen. Wenn du aber gezielt nach wissenschaftlichen Quellen suchst, liefert die Pro-Suche deutlich bessere Ergebnisse.
Fragen stellen
Stell dir vor, du hast ein Forschungsthema, mit dem du noch nicht vertraut bist. Ich persönlich verschaffe mir als Erstes gerne einen Überblick, bevor ich mit der Suche nach wissenschaftlichen Papern beginne – einfach um ein besseres Gefühl für das Thema zu bekommen. Dabei kann dir Perplexity helfen. Du musst nicht mehr stundenlang ein Forschungsfeld durchforsten. Du kannst jetzt ganz gezielt die Dinge lesen, die dich wirklich weiter bringen.
Um das Ganze etwas anschaulicher zu machen, arbeiten wir am besten mit einer Beispielfrage, an der ich dir die wichtigsten Funktionen von Perplexity zeige.
Zum Beispiel:
„Welche Auswirkungen haben Videospiele auf die Aggressivität von Teenagern?“
Da ich mir einen Überblick verschaffen will, nutze ich die normale Suchfunktion und nicht die Pro-Suche.
Du bekommst dann eine Liste mit den wichtigsten Punkten und Quellen. Die positiven und negativen Aspekte der sozialen Interaktionen und der psychischen Gesundheit werden super strukturiert aufgelistet. Zusätzlich werden auch Strategien zur Verbesserung der sozialen Interaktionen und psychischen Gesundheit angezeigt.
Da du die Suche auf „alle“ gesetzt hast, durchsucht die KI nicht nur wissenschaftliche Quellen, sondern auch allgemeine Webinhalte. Am Ende der Info siehst du an der kleinen Zahl immer die Quelle und kannst diese dann direkt anklicken und wirst zur Quelle geleitet.
Wenn du zum Beispiel auf die Nummer 2 klickst, gelangst du zur Quelle it-daily.net und kannst den kompletten Artikel lesen.
Achtung, für deine wissenschaftliche Arbeit sind das natürlich keine hochqualitativen Quellen, die du angeben solltest. Aber wir wollten uns ja zuerst nur einen Überblick verschaffen.
Weiterführende Fragen
Wenn du ganz nach unten scrollst, werden dir noch weiterführende Fragen vorgeschlagen, mit denen du noch tiefer ins Thema eintauchen kannst. Wenn du jetzt zum Beispiel auf die Frage: „Gibt es positive Effekte von Videospielen auf die Entwicklung von Teenagern?“ klickst, bekommst du wieder eine neue Antwortliste. Und dann findest du unten wieder Vorschläge für Fragen, die tiefer ins Thema gehen.
So kannst du dich Schritt für Schritt vorarbeiten und so eine mögliche Forschungsfrage finden oder konkretisieren. In Zukunft musst du nicht einmal mehr eigene Suchanfragen formulieren. Wenn du dich dann für eine konkrete Forschungsfrage entschieden hast, brauchst du nach einem ersten Überblick natürlich in erster Linie wissenschaftliche Quellen, die du in deiner Arbeit nutzen kannst.
Wissenschaftliche Artikel
Und jetzt kommt eine kleine Einschränkung, wenn du bislang die deutsche Sucheinstellung genutzt hast. In den meisten Forschungsdisziplinen sind 99% der veröffentlichten Paper Englisch. Ich habe mit der deutschen Sucheinstellung noch keinen Erfolg gehabt und empfehle dir daher spätestens jetzt auf die englische Sucheinstellung umzusteigen. Wenn Englisch für dich ein ganz großes Problem darstellt, kannst du dir in einem zweiten Fenster ChatGPT aufmachen und alles übersetzen lassen.
Wenn du jetzt deine Forschungsfrage auf Englisch eingibst (vielleicht kannst du dich ja direkt challengen und die Arbeit auf Englisch schreiben 😉 „How does regular exposure to violent video games affect levels of physical and verbal aggression among teenagers aged 13-17?“ kannst du die Fokus Einstellung auf Academic umstellen. Da wir nun nach wissenschaftlichen Quellen suchen, nutze ich die Pro-Suche.
Academic
Jetzt siehst du wie Perplexity nach Quellen sucht und dann bekommst du auch schon auf einen Klick wissenschaftliche Quellen angezeigt. Einfacher geht es kaum.
Du kannst jetzt auf die Quellen klicken und sie dir direkt ansehen.
Wenn du jetzt auf die Nummer 1 klickst, kommst du zum Artikel „Who is Most at Risk for Developing Physical Aggression After Playing Violent Video Games? An Individual Differences Perspective From Early Adolescence to Emerging Adulthood“
Der Artikel wurde 2023 veröffentlicht und ist somit top aktuell.
Wenn wir uns das Journal anschauen, stellen wir fest, dass es vom etablierten Springer Verlag herausgegeben wird und das Journal selbst (Journal of youth and adolescence ) einen guten Ruf genießt. Das wäre also schonmal eine sehr hochwertige Quelle.
In diesem Beispiel ist es mir jetzt nicht passiert. Allerdings nutze ich auch für meine eigenen Literaturrecherchen Perplexity AI und mir ist es schon passiert, dass mir ein Open Access Journal vom MDPI Verlag angezeigt wurde. Dieser Verlag steht bei vielen Rankings und Instituten auf einer schwarzen Liste. Diese Quelle würde ich also nicht verwenden.
Daraus lernen wir, dass die Qualität der Quellen, die dir AI Tools wie Perplexity vorschlagen, selbst einschätzen können musst!
Natürlich kannst du den Prompt noch präziser verfassen. Da Perplexity auch ein LLM ist, kannst du es wie ChatGPT mit Prompts füttern. Je besser deine Prompts, desto besser werden auch deine Antworten.
Hier ein Beispiel-Prompt:
„I am writing a bachelor’s thesis on the topic „How does regular exposure to violent video games affect levels of physical and verbal aggression among teenagers aged 13-17?“ I am looking for recent scientific, peer-reviewed papers from the last 5 years. Can you help me with that?“
Wie du siehst, bekommst du nicht nur die primären Forschungsartikel angezeigt, sondern auch eine gut aufbereitete Antwort, die du schnell lesen und verstehen kannst. Außerdem werden dir auch wieder weiterführende Fragen angezeigt, zu denen du dann wieder Paper vorgeschlagen bekommst. Meiner Meinung nach war es noch nie so einfach, sich so schnell in ein Forschungsfeld einzuarbeiten.
Paper zusammenfassen und verstehen
Aber die Suchfunktion ist noch lange nicht alles, was Perplexity kann. In meinem Alltag muss ich so viele Paper lesen, dass ich nicht jedes von vorne bis hinten lesen kann. Oder ich arbeite mich in ein komplett neues Thema ein und verstehe erstmal nur Bahnhof.
Sollte es dir auch so gehen, kannst du ein beliebiges Paper hochladen. Ich wähle jetzt ein Paper aus meinem Ordner aus und nutze den Prompt: „I uploaded a paper. Can you help me understand it?“
Die KI liefert dann eine klare Zusammenfassung des Forschungsartikels, wie du siehst, super übersichtlich und viel leichter geschrieben und erklärt als die Primärquelle. Zum Beispiel beginnt sie mit dem Titel und der Einführung über Digital Detox sowie der Erklärung des Begriffs Technostress.
Zusätzlich gibt auch wieder Folgefragen, die du dir anschauen kannst, wenn du tiefer in einen bestimmten Forschungsartikel eintauchen möchtest.