Schon mal erlebt? Du zitierst eine Quelle, die auf den ersten Blick seriös wirkt, und dein Dozent stellt plötzlich infrage, ob sie überhaupt wissenschaftlich ist.
Oder sie ist wissenschaftlich, aber du weißt nicht ob man Paper von der „32nd Gordon Conference on Cannabinoid Function in the Brain“ zitieren sollte oder lieber nicht.
In diesem Artikel verrate ich dir 5 Indikatoren, mit denen du gute von weniger Guten wissenschaftlichen Quellen unterscheiden kannst.
Inhaltsverzeichnis
Warum ist die Bewertung wissenschaftlicher Quellen so wichtig?
Ein wichtiger Punkt, den viele oft unterschätzen: Die Qualität deiner Quellen hat direkten Einfluss auf die Glaubwürdigkeit deiner Argumente.
Wissenschaft basiert darauf, neue Erkenntnisse auf fundierte, nachprüfbare Informationen aufzubauen. Quellen, die wissenschaftlichen Standards wie einem sauberen Peer Review Verfahren entsprechen, sind entscheidend, um eine stabile Grundlage für deine wissenschaftliche Arbeit zu schaffen.
Ohne verlässliche Quellen riskierst du, dass deine Argumente auf unsicheren oder veralteten Informationen beruhen, was die wahrgenommene Qualität deiner eigenen Forschung mindert.
Die Wahl des richtigen Publikations-Outlets
In den allermeisten Forschungsdisziplinen haben sich 3 Arten von Publikationen durchgesetzt:
- Bücher
- Journals (aka Fachzeitschriften)
- Konferenzartikel
Die Wahl des passenden Outlets spart dir wertvolle Zeit und Mühe. Denn wenn du weißt, ob ein Journal, eine Konferenz oder ein Buchverlag eine gute Reputation haben, dann kannst du relativ sicher sein, dass eine beliebige Quelle, die dort veröffentlicht wurde, nicht ganz verkehrt sein kann. Wie du ein vernünftiges, aber mittelmäßiges Journal von einem Top-Journal unterscheidest, erkläre ich dir am Ende des Artikels. Bleib also unbedingt dran.
Jetzt schauen wir uns erstmal die 5 allgemeinen Indikatoren an.
1. Der Peer-Review-Prozess
Ein starkes Qualitätsmerkmal einer guten wissenschaftlichen Quelle ist, dass sie einen Peer-Review-Prozess durchlaufen hat. Peer-Review bedeutet, dass eine Gruppe von (meistens anonymen) Fachkollegen die Arbeit vor der Veröffentlichung geprüft und bewertet haben. Dabei stellen sie sicher, dass die Methodik solide ist, die Argumente überzeugen und die Ergebnisse zur bisherigen Forschung beitragen. Nur Arbeiten, die das Peer-Review Verfahren überstehen, schaffen es zur Veröffentlichung.
Leider ist es oftmals nicht so leicht zu erkennen, ob der Peer Review Prozess bei einem Journal oder einer Konferenz auch gut ist. Wenn du in Artikeln die Daten eingetragen siehst, wann ein Artikel das erste Mal eingereicht wurde, wie oft er überarbeitet wurde und wer die Editoren waren, dann ist das schon mal ein gutes Zeichen.
Ein Peer Review braucht Zeit. Wenn du einen Journal Artikel siehst, der 3 Monate vor der Veröffentlichung eingereicht wurde, dann ist das eher ein nicht so gutes Zeichen.
Wenn du auf eine Plattform wie Arxiv oder SSRN stößt, dann sei dir bewusst, dass Artikel, die hier gelistet sind, noch nicht durch ein Peer Review Verfahren gelaufen sind. Sie sind sogenannte „Preprints“. Preprints haben den Vorteil, dass die Welt schnell von der neuesten Forschung erfahren kann – allerdings können diese Artikel noch Fehler enthalten. Sei also sehr sparsam damit, Preprints zu zitieren.
Am besten ist es, eine Vielzahl an Indikatoren zusammenzunehmen. Schauen wir uns erstmal ein paar weitere an.
2. Die Anzahl an Zitationen eines Artikels
Die Zitierhäufigkeit zeigt dir, wie oft andere Forschende einen Artikel als Quelle nutzen. Eine hohe Anzahl an Zitationen deutet darauf hin, dass der Artikel im Fachgebiet als wichtig oder wegweisend gilt. Bei hunderten von Zitationen ist das schon ein starkes Signal.
Doch auch hier lohnt es sich, genauer hinzusehen: Ein Artikel wird nicht immer nur aufgrund seiner Qualität oft zitiert. Manche Artikel erhalten Zitationen, weil sie bahnbrechend sind, andere wiederum, weil sie kontrovers diskutiert werden oder sogar Fehler aufweisen. Daher solltest du die Zitierhäufigkeit immer im Zusammenhang betrachten und gute von schlechten Zitationen unterscheiden.
Plattformen wie Google Scholar oder Scopus bieten dir Einblicke in die Zitationen eines Artikels. Wenn du dort zum Beispiel siehst, dass die Artikel die deinen Ausgangsartikel zitiert haben, AUCH viel und gut zitiert wurden, dann ist das ein gutes Signal. Diese Technik nennt man auch „Citation-Chaining“.
Es gibt allerdings auch immer mehr Journals und Verlage, die das erkannt haben und ein schmutziges Spiel mit Zitationen treiben. Sie versuchen künstlich Zitationen zu generieren, um so die Reputation ihres Journals zu erhöhen. Wie oft ein Journal zitiert wurde erkennt man am sogenannten Impact-Factor.
3. Impact-Faktor
Er zeigt, wie oft Artikel in diesem Journal durchschnittlich zitiert werden – zum Beispiel in den letzten 2 Jahren. Ein hoher Wert deutet darauf hin, dass die dort veröffentlichte Forschung viel Beachtung findet und als relevant gilt. Der Impact-Faktor ergibt sich, indem die Zitate der Artikel aus den letzten zwei Jahren durch die Anzahl dieser Artikel geteilt werden. Ein Journal mit einem Impact-Faktor von 5 zeigt also, dass jeder Artikel im Durchschnitt fünfmal zitiert wurde.
In dynamischen Fachbereichen wie Medizin oder Naturwissenschaften gilt ein hoher Impact-Faktor oft als Zeichen für die Qualität und den Einfluss des Journals. Allerdings hat der Impact-Faktor auch Grenzen. In spezialisierten Fachgebieten, in denen generell weniger veröffentlicht und zitiert wird, fällt der Wert oft niedriger aus, auch wenn die Forschung im Journal hochwertig ist.
Es kommt wie gesagt auch vor, dass der Impact-Faktor durch sogenannte „Zitierkartelle“ künstlich erhöht wird. Hierbei zitieren Forschende innerhalb eines Journals häufig gegenseitig ihre Arbeiten, um den Impact-Faktor in die Höhe zu treiben. Der Open Access Verlag MDPI steht beispielsweise in der Kritik für hohe Zitationsraten, die durch Zitationen innerhalb des eigenen Verlags entstehen. Wenn du auf ungewöhnlich hohe Zitationszahlen in einem solchen Journal triffst, lohnt es sich, die Zitationsquellen genauer anzusehen.
4. Aktualität einer Quelle
Die Aktualität deiner Quellen ist entscheidend, besonders in Forschungsbereichen, die sich schnell weiterentwickeln, wie zum Beispiel in der Informatik. Neue Erkenntnisse und Technologien können dazu führen, dass ältere Studien rasch an Relevanz verlieren. Um sicherzugehen, dass deine Quellen auf dem neuesten Stand sind, solltest du darauf achten, dass sie nicht älter als 3-5 Jahre sind, wenn du den aktuellen Forschungsstand wiedergeben willst. Nur wenn du bahnbrechende Studien zu einem Thema oder Theorien behandelst, dann brauchst du natürlich unbedingt auch ältere Quellen.
Veraltete Quellen in der Einleitung und dem aktuellen Forschungsstand schwächen nicht nur deine Argumente, sondern können auch dazu führen, dass du auf überholte Ansätze baust. Besonders bei empirischen Studien spielt die Aktualität eine zentrale Rolle. Ein Experiment aus den 1980ern könnte heute, durch modernere Methoden neu bewertet, zu ganz anderen Erkenntnissen führen. Aktuelle Literaturübersichten und systematische Reviews geben dir einen umfassenden Überblick über den Forschungsstand und helfen dir, veraltete Quellen gezielt auszusortieren.
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5. Open Access und Paid Access
Wissenschaftliche Artikel sind nicht immer frei zugänglich. Es gibt zwei Arten, um wissenschaftliche Artikel zu veröffentlichen.
Open Access und Paid Access. Open-Access-Artikel sind frei zugänglich und kostenfrei lesbar, oft über Plattformen wie PubMed, DOAJ oder direkt auf den Websites der Journals. Der Vorteil ist, dass diese Artikel sofort und ohne Gebühren verfügbar sind – ideal für Studierende und Forschende ohne Zugang zu teuren Datenbanken. Viele Universitäten fördern Open Access zunehmend, um den Zugang zur Forschung zu erleichtern.
Bei vielen hochrangigen Journals, besonders in Q1-Rankings, ist der Zugriff auf Artikel jedoch kostenpflichtig. Diese Artikel sind meist hinter einer Paywall und erfordern entweder eine Gebühr pro Artikel oder Zugang über ein Uni-Abonnement. Viele Institutionen bieten über Elsevier, Springer oder JSTOR Abonnements, die Studierenden den Zugriff auf diese Artikel ohne zusätzliche Kosten ermöglichen.
Bonus: Journal Rankings
Das einfachste und Disziplinen übergreifende Ranking ist die Quartil-Einteilung (Q1 bis Q4). Es hilft dir dabei, Journals im Vergleich zu anderen in ihrem Fachgebiet einzuordnen. Q1-Journals (also die besten 25%) zählen zu den meistzitierten und angesehensten Publikationen.
In jeder Disziplin gibt es dann wiederrum verschiedene Journal-Rankings, die du zur Hilfe nehmen kannst.
Schauen wir uns als Beispiel mal die Betriebswirtschaftslehre an. Hier gibt es einige spezielle Rankings, die dir helfen, hochwertige Journals zu finden und deren Ansehen einzuschätzen. Jedes Ranking setzt dabei andere Schwerpunkte und liefert dir eine wertvolle Orientierung.
Das VHB-JOURQUAL-Ranking wird von deutschsprachigen BWL-Professorinnen erstellt und spiegelt deren Einschätzungen wider. Es richtet sich vor allem an die deutsche BWL-Community und zeigt dir, welche Journals in Deutschland besonders anerkannt sind. Dieses Ranking ist zwar nicht international in Gebrauch, gibt dir aber einen guten Überblick, wenn du nach Quellen suchst, die im deutschsprachigen Raum einen guten Ruf haben.
Das FT50 – Financial Times 50 Ranking ist hingegen international bekannt. Viele MBA-Programme verwenden es, um die Qualität wirtschaftsnaher Forschung einzuschätzen. Die Journals, die hier gelistet sind, sind die besten in allen Fachgebieten der BWL – von Marketing über Management, bis hin zu Human Ressources. Diese Quellen sind akademisch fundiert und genießen auch außerhalb der Forschungsgemeinschaft hohe Anerkennung.
Die UT Dallas List ist noch etwas strenger und umfasst nur 24 der weltweit führenden BWL-Journals. Die Journals in dieser Liste legen größten Wert auf akademische Qualität und wissenschaftliche Genauigkeit. Wenn du Artikel aus diesen Journals zitierst, beweist du, dass du die Creme-de-la-Creme gelesen hast.
Wenn du auf dem Weg zu mehr Erfolg im Studium noch ein wenig Starthilfe für deine wissenschaftliche Arbeit benötigst, dann habe noch ein PDF für dich, das du dir gratis herunterladen kannst:
Die 30 besten Formulierungen für eine aufsehenerregende Einleitung