Bist du in der heißen Phase deiner wissenschaftlichen Arbeit und musst nun deine Ergebnisse interpretieren und eine Diskussion schreiben?
Keine Panik.
Hier erfährst du alles was du wissen musst, um eine außerordentlich gute Diskussion aus dem Hut zu zaubern und deine Ergebnisse auf wissenschaftlichem Niveau zu reflektieren.
Inhaltsverzeichnis
Warum überhaupt eine Diskussion schreiben?
Wenn die Ergebnisse das Herz deiner wissenschaftlichen Arbeit sind, dann ist die Diskussion die Lunge. Ohne sie würde deinen Erkenntnissen ganz einfach die Luft wegbleiben. Eine Diskussion zu schreiben ist absolut essenziell für jede Abschlussarbeit und auch für Hausarbeiten dringend zu empfehlen.
Durch das Schreiben einer Diskussion verpasst du deiner Arbeit eine Eigenleistung. Insbesondere Arbeiten, die auf reiner Literaturarbeit basieren, sind von einer starken Diskussion abhängig. Die Bewertung deiner Arbeit basiert zu einem großen Teil darauf, wie du deine Ergebnisse (und das können auch Ergebnisse einer Literaturrecherche sein)
- bewertest
- einordnest
- reflektierst
Ich kann nicht oft genug betonen, wie wichtig das ist. Es ist ULTRA wichtig. Und jetzt zeige ich dir, wie es geht.
Während die Ergebnisse im Hauptteil deiner Arbeit völlig wertfrei und deskriptiv wiedergegeben werden, gilt es in der Diskussion diese Ergebnisse zu bewerten. Dies kannst du mithilfe mehrerer Vorgehensweisen tun:
- Deine Ergebnisse interpretieren
- Sie in Bezug zu bestehender Literatur setzen
- Logisches Schlussfolgern, eigenständige Beurteilung
Wenn du alle drei dieser Schritte unternommen hast, ist deine Diskussion komplett. Ich werde auf jeden dieser Schritte im Einzelnen eingehen, doch zuvor brauchen wir noch eine weitere Sache: Eine Struktur.
Genau wie bei allen anderen Kapiteln deiner wissenschaftlichen Arbeit, solltest du nicht blind deine Diskussion schreiben, sondern einem Plan folgen.
Diskussion strukturieren (#1)
Um eine Diskussion schreiben zu können, brauchst du eine klare Gliederung bzw. Struktur, nach der du vorgehst. Die Diskussion ist das vielleicht wichtigste Kapitel der gesamten Arbeit, also solltest du nichts dem Zufall überlassen.
Der folgende Tipp ist für die Gliederung deiner Diskussion Gold wert:
Wandle deine Forschungsfragen in Unterüberschriften um.
In der Diskussion geht es in erster Linie darum, deine zuvor formulierten Forschungsfragen weitestgehend zu beantworten. Hast du nur eine Forschungsfrage, funktioniert es natürlich nicht so gut, es sei denn sie enthält mehrere Teilaspekte. Bei zwei Forschungsfragen ist diese Struktur jedoch super geeignet.
Eine weitere Möglichkeit bei empirischen Arbeiten: Statt der Forschungsfragen kannst du hier die Hypothesen als Pfeiler deiner Diskussion verwenden.
Nehmen wir mal an, deine Forschungsfragen lauten so:
- Wie können Augmented Reality Apps zur Prozessoptimierung im Logistik-Management eingesetzt werden?
- Welchen Einfluss hat die User-Experience von AR-Apps auf die Technologie-Akzeptanz von Logistik-Fachkräften?
Die Gliederung der Diskussion zu dieser Arbeit könnte nun folgendermaßen aussehen:
6. Diskussion
6.1 Prozessoptimierung im Logistik-Management durch AR-Apps
Was bedeuten die Ergebnisse der Literatur-Recherche?
Welche Probleme/Chancen ergeben sich durch diese neuartige Fragestellung?
6.2. Der Einfluss von User-Experience-Elementen auf die Technologie-Akzeptanz
Was bedeuten die Ergebnisse der Experten-Interviews/der Umfrage etc.?
Wie ordnen sich die Ergebnisse in die bestehende Literatur ein? (Quellen angeben!)
6.3 Praktische Implikationen
Was bedeuten die Ergebnisse für die Praxis? (Alternativ: Für die Wissenschaft/Theoriebildung)
Der Umfang deiner Diskussion richtet sich nach der Länge deiner Arbeit.
- Für eine 15-seitige Hausarbeit sind 2-3 Seiten angemessen.
- Eine 30-seitige Bachelorarbeit verlangt dementsprechend 5-7 Seiten.
- Masterarbeiten mit 60 oder mehr Seiten dürfen ca. 10-12 Seiten Diskussion beinhalten.
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Deine Ergebnisse interpretieren (#2)
Die einfachste aller Möglichkeiten ist es an dieser Stelle, den Ergebnis-Teil deiner Arbeit von vorne bis hinten durchzuscannen und jeweils mit deiner eigenen Beurteilung aufzuladen.
Empirische Arbeiten
Wenn beispielsweise der Einfluss von Variable A auf Variable B signifikant ist, dann steht im Ergebnis Teil nur, dass es so ist. Meistens in Form von Tabellen etc. mit einem begleitenden Text, der das Ganze in Worten beschreibt.
In der Diskussion darfst du nun beurteilen, was es überhaupt bedeutet, dass ein signifikanter Effekt besteht. Das gleiche Prinzip gilt für alle anderen empirischen Arbeiten, auch qualitativer Natur.
Literatur-basierte Arbeiten
Hat dein Literature-Review (Hier als Video gucken: Literature-Review schreiben) ergeben, dass bestimmte Nischen des Themenfeldes nicht abgedeckt sind? Worauf fokussiert sich die Forschung, welche Aspekte vernachlässigt sie? Diskutiere auf inhaltlicher Ebene, was du herausgefunden hast. Reflektiere auf der Meta-Ebene, wie du das angestellt hast und was es im Hinblick auf die Beantwortung der Forschungsfrage(n) bedeutet.
Ergebnisse in Bezug zur Literatur setzen (#3)
Jetzt wird es spannend. Der nächste Schritt deiner Diskussion setzt deine Ergebnisse bzw. deren Interpretation in Relation zu bestehender Forschung. Die gute Nachricht ist, dass du diese ja bereits im Literature Review aufgearbeitet hast. Das bedeutet, dass du hier keine neuen Quellen auftreiben musst.
Auch hier ist wieder die einfachste Vorgehensweise das abgleichen deines Literatur-Kapitels mit deinen Ergebnissen. Für eine Arbeit die nur auf Literatur basiert, ist dieser Teil weniger wichtig, bei einer Abschlussarbeit mit anderweitiger Methode jedoch unverzichtbar.
Stell dir dabei folgende Fragen:
- Was hat meine Arbeit anders gemacht als in der Literatur bereits beschrieben?
- Was deckt sich mit den bisherigen Erkenntnissen aus der Literatur?
- Widersprechen meine Ergebnisse manchen Autoren?
- Wie können meine Ergebnisse die Literatur bereichern oder bestehende Arbeiten ergänzen?
Verwendest du in deiner Arbeit einen Theoretischen Hintergrund oder ein bestimmtes Modell, dann ist jetzt der Zeitpunkt deine Ergebnisse darauf anzuwenden.
Implikationen diskutieren (#4)
Wissenschaftliche Arbeiten, die einen Bezug zur Arbeitswelt haben, können optional mit einem (Unter-)Kapitel versehen werden, das praktische Implikationen herausstellt. Damit ist gemeint, was die herausgearbeiteten Ergebnisse nun tatsächlich für die Welt da draußen bedeuten. Du kannst es in die Diskussion mit eingliedern oder als eigenständiges Kapitel behandeln.
In der BWL könnten das Empfehlungen für Management-Entscheidungen sein,
im Gesundheitssektor könnten sich Folgen für die Gestaltung von Abläufen in Krankenhäusern ergeben,
Medienwissenschaftler könnten sich Implikationen für die Medienproduktion oder -distribution überlegen,
Maschinenbauer Anwendungsszenarien für Industrieprojekte…
und so weiter. So ziemlich jede Disziplin kann einen Bezug zur Praxis herstellen. Schließlich gibt es für jeden Studiengang auch entsprechende Berufsfelder.
Eigene Beurteilung durch logisches Schlussfolgern (#5)
Die Diskussion einer wissenschaftlichen Arbeit spiegelt deine Eigenleistung wider. Hast du das Diskussion schreiben vernachlässigt, wird ein Gutachter behaupten, dass deine Arbeit zu deskriptiv sei. Diese Gefahr besteht besonders bei Arbeiten, die nur auf Literatur basieren. Um dem entgegenzuwirken, solltest du viel Zeit und Gehirnschmalz darin investieren, deine Diskussion zu schreiben.
Willst du eine Diskussion schreiben, die nachhaltigen Eindruck hinterlässt? Dann beweise eindrucksvolle Fähigkeiten. Der Stil einer Diskussion darf ein wenig von dem abweichen, was in deinem Literature-Review vorherrscht. Es muss nicht jeder Satz mit einer Quelle belegt sein, sondern du darfst deinen Gedanken etwas freien Lauf lassen.
Das bedeutet nicht, dass du den wissenschaftlichen Schreibstil vernachlässigen sollst oder waghalsige Thesen aufstellst. Es ist noch immer wichtig, dass du nah an der Literatur bleibst, nur eben mit deinen eigenen Schlussfolgerungen.
Eine Eigenschaft, mit der sich herausragende Arbeiten vom Durchschnitt abheben, ist die Fähigkeit der kritischen Reflexion (eine schlimme Schreibweise!). Betrachte die Literatur, sowie deine eigenen Ergebnisse immer von allen Seiten ohne dabei oberflächlich und unpräzise zu sein.
Nimm eine klare Position ein gieße deine Argumente in Beton.
Hinterfrage alles und du wirst erkennen, was Studieren bedeutet.
Deine Noten werden dich bestätigen.
So, das waren meine Tipps für eine druckreife Diskussion. Wenn du noch mehr Starthilfe für deine wissenschaftliche Arbeit benötigst, dann habe noch ein PDF für dich, das du dir gratis herunterladen kannst.
Die 30 besten Formulierungen für eine aufsehenerregende Einleitung
Zusammenfassung
Willst du eine Diskussion schreiben, können dir folgende Schritte dabei helfen:
- Strukturiere das gesamt Kapitel, bevor du mit dem Diskussion schreiben anfängst
- Interpretiere deine Ergebnisse
- Setze sie mit der Literatur (und Theorie) aus deinem Literatur-Teil in Verbindung (Quellen angeben!)
- Überlege dir praktische Implikationen
- Nimm eine starke, kritische Position ein, die auf Fakten und Logik basiert
Viel Erfolg!
9 Gedanken zu „Diskussion schreiben | So interpretierst du deine Ergebnisse (5 Schritte)“
Moin, wie ist der erste Teil gemeint? Soll ich die Fragen aus dem ersten Teil beantworten, und dann den zweiten Teil bearbeiten?
Nice post!
Wie kann ich meine statistischen Ergebnisse mit der Literatur vergleichen, wenn ich keine Studien finde die mit einer ähnlichen Methodik gearbeitet haben: Zum Beispiel habe ich Frauen nach ihrem BMI in 2 und dann nach ihrer Insulinresistenz in weitere 2 Gruppen (also 6 Gruppen ). Ich würde gerne dikutieren wieviele Frauen von Inuslinresistenz betroffen waren und und wie sich das Verhältnis von Insulinresistenten zu Insulinsensitiven in den 3 BMI Gruppen unterscheidet. Ich finde aber keine anderen Arbeiten die Patienten nach dem BMI und der IR unterteilt hat ?
Vielen Dank, sehr hilfreiche Tipps!