Vollzeit arbeiten und studieren – geht das überhaupt? Und wenn ja, wie?
Du hast dich zu einhundert Prozent einem Job verschrieben, denn du willst oder musst Geld verdienen. Der Job ist auch OK. Die Kollegen sind cool und du kannst dir nun die Dinge leisten, auf die du viel Wert legst. Doch irgendwie hast du das Gefühl, noch nicht fertig zu sein, noch nicht ausgelernt zu haben. Das kann es doch noch nicht gewesen sein, oder?
So wie dir geht es vielen. Laut einer Studie des CHE verfolgen rund 7% aller Studierenden ihren Abschluss in Teilzeit. Das wären in Deutschland fast 200.000 Teilzeitstudierende. Natürlich gibt es noch andere Gründe für ein Teilzeitstudium, zum Beispiel Nachwuchs oder andere familiäre Verpflichtungen.
Ich werde oft gefragt, Philip, wie kann ich alles unter einen Hut bringen und mein Teilzeitstudium trotzdem erfolgreich absolvieren?
Aus diesem Grund habe ich heute 5 Tipps für ein Teilzeitstudium vorbereitet, mit deren Hilfe du Vollzeit arbeiten UND studieren kannst. Vielleicht helfen sie dir dabei, weder deinen Beruf noch dein Studium schleifen zu lassen und die Entscheidung für ein Teilzeitstudium nicht zu bereuen.
Inhaltsverzeichnis
Prioritäten beibehalten #1
Bevor du in einzelne Techniken für Zeitmanagement und Lernen eintauchst, musst du deine Spielregeln kennen. Du hast dich für ein Teilzeitstudium entschieden, d.h. deine Prioritäten sind klar festgelegt. Dein Job ist Priorität Nummer 1. Ansonsten hättest du dich ja auch für einen Teilzeitjob entschieden.
Wenn nun das Studium hinzukommt und du nun arbeiten UND studieren willst, besteht die Gefahr, dass sich diese Prioritäten verschieben. Meistens aus Furcht, das Studium sonst nicht zu schaffen. Wenn du die Grenzen zu stark aufweichst, bekommst du jedoch viel größere Probleme. Deine Arbeit leidet unter dem Studium und dein Studium leidet unter deiner Arbeit.
Wie der berühmte Esel stehst du zwischen Heu und Wassertrog, unsicher wo du zuerst zugreifen sollst. Damit du nicht wie der Esel in der Mitte verharrst, gehe zuerst zum Wassertrog (= Erledige deine Arbeit) und bediene dich dann am Heu (=Lerne für dein Studium).
Darüber hinaus kann eine verständnisvolle Chefin eine große Unterstützung sein, arbeiten und studieren zu vereinen. Suche regelmäßig das Gespräch mit deinen Vorgesetzten und argumentiere, dass dein Teilzeitstudium mit den Unternehmenszielen im Einklang steht. Indem du dein Studium absolvierst, hilfst du nicht nur dir selbst, sondern auch deinem Unternehmen.
Zeige deinem Arbeitgeber, dass du neuen Wert in das Unternehmen bringst. So wirst es viel leichter haben, auch mal freigestellt zu werden, beispielsweise für Präsenz-Seminare oder ähnliches. Etabliere dein Teilzeitstudium in allen beteiligten Köpfen (inklusive deinem) nicht als Belastung, sondern Win-Win-Unterfangen.
Zeitmanagement im Teilzeitstudium #2
Kommen wir nun zur brennenden aller Fragen: Wie kannst du dein Zeitmanagement so gestalten, dass vollzieht arbeiten und studieren möglich wird. Ich habe selbst in Vollzeit studiert und in Teilzeit gearbeitet, also genau andersrum. So geht es wohl den meisten Studierenden. Diese Erfahrungen werden dir wohl kaum weiterhelfen, denn das ist eine völlig andere Situation.
Deshalb möchte ich dir von meinen Erfahrungen berichten, die ich JETZT gerade mache, denen ich bin felsenfest davon überzeugt, dass sie dir für dein Teilzeitstudium helfen werden. Denn jetzt arbeite ich in Vollzeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter und verfolge in Teilzeit meinen Blog und YouTube-Kanal, auf dem du dich gerade befindest.
Auch wenn es vielleicht nicht so aussieht, aber pro Woche stecke ich gut und gerne 15-20 Stunden Arbeit in dieses Projekt, also durchaus vergleichbar mit dem Zeitaufwand eines Teilzeitstudiums. Das sind meine Erfahrungswerte:
Die Arbeitszeiten meines Jobs sind fix. Sind sie es bei dir nicht, zum Beispiel im Schichtdienst, dann versuche sie so wiederkehrend wie möglich einzuteilen. Gehen wir mal vom klassischen Fall aus:
Du arbeitest Montag bis Freitag von 9:00 bis 17:30 Uhr. Diese Zeiten sind fix. Außerdem nehmen wir an, dass du pro Tag 30 Minuten zur Arbeit brauchst (und wieder zurück). Schläfst du von 22:00 Uhr bis 6:00 Uhr, verwendest pro Tag 2 Stunden für Kochen, Essen und Körperpflege und gehst pro Woche 3,5 Stunden zum Sport (=20 min pro Tag), bleiben dir an Wochentagen noch 3,5 Stunden zu deiner freien Verfügung.
Gar nicht so wenig.
Allerdings kommt dazu noch der Faktor Erschöpfung, Motivation und der Wunsch nach Privatleben. Mit viel Disziplin könntest du also an Arbeitstagen noch 90 Minuten für dein Studium verwenden. Eine 90-Minuten-Einheit ist ideal, weil sie lang genug ist, um sich in ein Thema tief hineinzudenken oder signifikanten Fortschritt zu erzielen. Außerdem ist sie kurz genug, um kein Motivationsproblem zu bekommen.
Und dann ist da noch das Wochenende.
Ich persönlich schaffe es unter der Woche, einen Blog-Artikel zu schreiben. Die großen Brocken, also das Einsprechen, Editieren und Veröffentlichen eines Videos erledige ich dann am Wochenende. Dabei mache ich mir keinen Druck, sondern plane die Arbeit auch mal um meine Freizeitaktivitäten herum. In der Regel schaffe ich es auch, beispielsweise den ganzen Sonntag frei zu haben und mich zu erholen.
Glaubenssätze wie „Freitagabends muss ich mich erstmal mit einer Menge Alkohol belohnen und sonntags binge ich eine ganze Staffel Stranger Things“ stehen dem Erfolg deines Teilzeitstudiums im Weg. Viel wichtiger als diese scheinbaren Belohnungen ist meiner Ansicht nach das Stress-Management. Mehr darüber kannst du auch in meinem Artikel zur Stressreduktion im Studium erfahren.
Deine Entscheidung sollte nun also lauten: Kann ich die Lerneinheiten unter der Woche unterbringen, um am Wochenende voll auf Freizeit-Modus zu schalten oder fällt es mir leichter einen Tag am Wochenende so richtig durchzuziehen? Mindestens einen der beiden Wege musst du gehen, anders geht es nicht.
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Arbeitsweg hacken #3
Um deine bestehenden Gewohnheiten besser auf Erfolg im Teilzeitstudium zu trimmen, habe ich noch einen kleinen Hack für dich – der jedoch enorme Auswirkungen darauf haben kann, wie du arbeiten und studieren unter einen Hut bekommst. Wie in Tipp 2 beschrieben, hast du pro Tag zwei Mal 30 Minuten Zeit, die du mit der Anreise zu deinem Job verbringst. Das sind bei fünf Arbeitstagen ganze 5 Stunden!
Jetzt möchte ich, dass du ganz ehrlich realisierst, was du in dieser Zeit machst.
- Sitzt du im Zug und konsumierst Social Media?
- Vielleicht sitzt du auch im Auto und hörst Radio?
- Oder aber du fährst Fahrrad und lauschst dem Lärm der Straße?
In jedem Fall gibt es bei allen drei Möglichkeiten Verbesserungspotenzial. Lässt dein Arbeitsweg es zu, dass du ihn mit dem Fahrrad zurücklegen kannst – Jackpot! Du kannst mit dem Fahrrad fahren deine Sport-Einheit mit dem Arbeitsweg verbinden. Das ist der erste Hack.
Darüber hinaus kannst du auf dem Weg zur Arbeit neue Dinge lernen, die du für dein Studium brauchst. Ziehe dir Video-Vorlesungen aufs Handy und höre sie. Abonniere Podcasts zu deinem Studienfach und höre sie. Kaufe dir Audio-Bücher und höre sie. Ich persönlich nutze dafür Audible.
Egal ob im Zug, Auto oder auf dem Fahrrad – diese verschwendete Zeit kannst du mit Lernen verbringen und so jede Menge Zeit gewinnen.
Gegenpol zum arbeiten und studieren installieren #4
Das Stress-Management beim arbeiten und studieren ist so wichtig, dass ich es hier noch einmal gesondert ansprechen möchte. Gib deine Hobbys nicht für dein Teilzeitstudium auf. Gib lieber etwas Zeit auf der Couch auf und halte dafür dein Hobby am Leben.
Wenn du denkst, dass du Chillen und Netflix für deine Erholung brauchst, hinterfrage diese Logik bitte einmal. Das Leben besteht aus Bewegung und Begegnungen und beide können dir den nötig Ausgleich zu deinem Bildschirm-Marathon bringen. Wenn du auf der Arbeit und für dein Studium schon stundenlang auf einen Screen starren musst, sollte deine Freizeit dann ebenfalls so aussehen?
Mir fällt es selbst nicht leicht, aber Sport, Natur und Nichtstun (=Meditation) laden meine Akkus mehr auf als meine Playstation.
Pareto-Prinzip verinnerlichen #5
Zum Abschluss noch ein Tipp, der dich hoffentlich ein wenig gelassener macht, wenn du Gleichzeit arbeiten und studieren willst. Tausche Perfektionismus gegen die 80/20-Regel ein. Sie besagt, dass 20 Prozent der Zeit 80 Prozent des Erfolgs ausmachen. Nehmen wir wieder mich als Beispiel. In meinen Blog-Artikeln findest du mit Sicherheit jede Menge Rechtschreibfehler. Die passieren halt.
Auf meinem YouTube-Kanal findest du Videos, die nicht optimal vertont sind. Auch in den Videos passieren mir manchmal kleine Fehler. Alle Fehler auszubügeln und die Produktion perfekt hinzukriegen, würde jede Menge Zeit oder sogar Geld kosten, aber der Effekt davon wäre verschwindend gering.
Auch in meinem Studium war es so. Um in jeder Prüfung auf eine 1,0 zu kommen hätte ich verhältnismäßig sooo viel mehr investieren müssen als für eine 1,7 oder eine 2,0. Und welchen Effekt habe ich gespürt? Gar keinen. Ich habe meinen Wunsch-Job bekommen und sogar so viel gelernt, dass ich jetzt anderen beibringen kann, wie Wissenschaft geht.
Heute interessiert es absolut niemanden mehr, was ich für Noten geschrieben habe. Wirklich niemanden. Und vermutlich wird es auch in Zukunft niemanden mehr interessieren. Versuche also, die großen Meilensteine zu erreichen, also Prüfungen zu bestehen und relevante Inhalte zu verinnerlichen. Details, welche dir die Kraft rauben und die du nur tust, um andere Menschen zu beeindrucken, kannst du getrost vernachlässigen.
Wenn du jetzt auf dem Weg zu herausragenden Noten noch ein wenig Starthilfe für deine wissenschaftliche Arbeit benötigst, dann habe noch ein PDF für dich, das du dir gratis herunterladen kannst:
Die 30 besten Formulierungen für eine aufsehenerregende Einleitung